In Vino Veritas – wie der Wimpassinger zu sagen pflegt

Eine gesellige Runde von Weinliebhabern war es – wie könnte es auch anders sein – welcher die Idee für den ersten Welser Weinbauverein entsprang. Heute, zwölf Jahre später, haben die jährlich stattfindende Weinlese, die beliebten Weingarten-Feste und natürlich die monatlichen Weinverkostungen im Westen von Wels bereits Tradition.

Geht man nach dem altbekannten lateinischen Sprichwort „In vino veritas“, was so viel heißt wie „Im Wein liegt die Wahrheit“, könnte man behaupten, dass es doch der Wein war, der eines gemütlichen Abends im Jahr 2009 beim Obermair aus den späteren Gründungsmitgliedern sprach, als die Idee für den ersten Welser Weinbauverein entstand. Auch im Chinesischen gibt es ein ähnliches Sprichwort mit derselben, in diesem Fall deutlich nachweisbaren Aussage: „Nach dem Wein folgt die wahre Rede.“ Und siehe da, der Wein wurde getrunken, die Rede war vom eigenen Weinanbau und kurzerhand wurde der Verein bereits gegründet.

Schon am 1. Mai 2010 erfolgte dann die Aussetzung des Weingartens südlich von Obermair’s Wirtshaus mit 350 Weinstöcken. Die Traubenpalette des damaligen Versuchs-Weingarten umfasste 35 Rebsorten, die zu einem Gemischten Satz verarbeitet wurden. Eine Bezeichnung, die nur jene österreichischen Weine für sich in Anspruch nehmen dürfen, deren Weinreben aus unterschiedlichen Rebsorten in einem Weingarten angebaut und nach der gemeinsamen Lese zu einem Wein verarbeitet werden. Die Weintrauben, die naturgemäß in Reife- und Säuregrade unterschiedlich sind, verleihen dem Gemischten Satz seinen vielschichtigen und einzigartigen Geschmack.

© Welser Weinbauverein

Über die Jahre wuchs nicht nur die Erfahrung, sondern auch die Anzahl der Mitglieder des Weinbauvereines. „Waren es ursprünglich rund 20 Idealisten, die sich für unseren Verein engagierten, sind wir heute mit zirka 90 aktiven Mitgliedern nicht nur eine sehr illustre und gesellige Runde, sondern doch ein sehr beachtlicher Wein-Verein“, so Christian Kaiser, Gründungsmitglied, Obmann und Sommelier. Nur die Rebsorten wurden in den Jahren auf 30 äußerst bekömmliche Sorten reduziert – immer im Hinblick auf Experimentierfreudigkeit und Perfektionsdrang versteht sich. Auch diese Entwicklung ist der Erfahrung, der laufenden Fortbildungen, den regelmäßigen Weinreisen, dem Lesen einschlägiger Fachliteratur und der hilfreichen Ratschläge namhafter Winzer geschuldet. „Dadurch haben wir uns im Laufe der Zeit doch eine sehr große Sachverständigkeit aneignen können“, berichtet der 56-jährige Weinkenner.

© Welser Weinbauverein

„Ich durfte einige Praktika bei diversen Winzern absolvieren“, berichtet Bernhard Obermair, seines Zeichens nicht nur Vollblutwirt des Traditionswirtshauses Obermair, sondern auch ausgebildeter Sommelier und Kellermeister. „Dabei konnte ich sehr vieles direkt vom Fachmann lernen. Mit den Winzern unseres Vertrauens, den Händlern und Lieferanten pflegen wir darüber hinaus einen sehr engen Kontakt. Sie stehen uns stets mit Rat und Tat zur Seite.“ Dieses Fachwissen kommt dem Welser Gemischen Satz und jenen, die in den Genuss kommen, diesen trinken zu dürfen, natürlich sehr zugute.

Die Rebsorten-Zusammensetzung im Wimpassinger Weingarten variieren demnach von Jahr zu Jahr. Aber auch aufgrund von anderen Faktoren, wie etwa Witterungsbedingungen, sehen sich die Hobby-Winzer immer wieder vor spannende Herausforderungen gestellt. Dies bringt mit sich, dass die Mitglieder des Vereines stets etwas Neues dazulernen.

© Welser Weinbauverein

Eines bleibe aber immer gleich, betont Kaiser: „Unser Wein ist immer biologisch. Darauf legen wir sehr großen Wert.“ Der Welser Wein ist also bio, nicht nur weil Biolandbau eine nachhaltigere Bewirtschaftungsform darstellt und die Pflanzen so stärker und widerstandsfähiger gemacht werden, sondern auch, weil mögliche gesundheitliche Auswirkungen, welche die Anwendung handelsüblicher systemischer Spritzmittel wie Insektizide, Pestizide oder Kunstdünger allenfalls nach sich ziehen könnten, von vornherein ausgeschlossen werden möchten. Darum ist für den Welser Weinbauverein eines ganz logisch und zwar, dass der Wein bio-logisch bleibt.

© Welser Weinbauverein

Präsentiert wird der biologische Weingarten und der daraus entstandene Wein bei einem der größten Höhepunkte im Jahr, dem annualen Weingarten-Fest. Inmitten der Weinstöcke und neben blühenden Rosen können sich die geladenen Gäste und all jene, die spontan vorbeikommen, von der Qualität des Wimpassinger Gemischten Satzes überzeugen. Dazu werden herzhafte Brötchen und Knabbereien angeboten. Auch dieses Jahr meinte es das Wetter mit den Veranstaltern sowie mit den Besuchern wieder besonders gut. Die Stimmung war bei spätsommerlichen Temperaturen ausgelassen, was so manchen dazu veranlasste, sogar bis nach dem Sonnenuntergang zu verweilen.

Konnten sich die Besucher des Weingartenfestes an diesem Tag noch am Anblick der saftigen Trauben an den Weinstöcken erfreuen, stand bereits am darauffolgenden Wochenende die Weinlese für die Vereinsmitglieder ins Haus. Nur gesunde und reife Trauben werden dabei von Hand selektiert und geerntet. Die von den Trieben getrennten Früchte werden in Behältern eingesammelt und zur Weinpresse hinter dem Wirtshaus getragen. Auch das Abbeeren wird beim Welser Weinbauverein aufwendig per Hand durchgeführt. Hier erlebt man eben noch traditionelle Handwerkskunst wie einst. Aber keine Sorge, das Pressen der Trauben geht nicht etwa durch Stampfen mit nackten Füßen von statten. Hier wird auf eine professionelle Weinpresse vertraut, die allerdings ebenfalls manuell betrieben werden muss.

Zu weiteren Fixpunkten im Jahr zählen auch der Stand bei der Welser Shopping-Night sowie dem alljährlichen Ausschank am Weltspartag bei der Raiffeisen Bank in Thalheim, dem Hauptsponsor des Vereines. Natürlich wird beim Welser Weinbauverein aber nicht immer nur gearbeitet. Offene Weinverkostungen, bei denen jeder herzlich willkommen ist, finden monatlich statt. Der Verein organisiert diese Veranstaltungen oft schon ein Jahr im Voraus und lädt dazu namhafte österreichische Weinbauern und Winzer ein, um ihre edlen Tropfen zu präsentieren. Diese geschmackintensiven sowie bouquetvollen Abende werden natürlich mit feinen Gerichten begleitet. Nicht nur Gaumen und Nase werden dabei verwöhnt und geschult, sondern auch Tipps der Winzer werden hier dankend angenommen.

© Welser Weinbauverein

Die Hobby-Weinbauer sind dem traditionellen Handwerk demnach mit Leib und Seele verbunden, sei es von der Weiterbildung über die Pflege des Weingartens bis hin zur Abfüllung der Flaschen. Und das, obwohl alle Mitglieder berufstätig sind. Spaß, Experimentierfreudigkeit, der Bereitschaft sich fortzubilden und vor allem die Liebe zum Wein veranlasst die gesellige Runde dazu, sich nebenberuflich dermaßen zu engagieren. Die Türen stehen neuen Mitgliedern, die mit ermäßigten Weinverkostungen, zwei Flaschen eigenhändig produziertem Wein und jeder Menge Spaß belohnt werden, immer offen. „Je nach Bedarf treffen wir uns zum freiwilligen Arbeitseinsatz. Die Tätigkeit im Weingarten fühlt sich aber nicht wie harte Arbeit an. Sie bereitet uns vielmehr einfach nur Freude. Danach belohnen wir uns außerdem immer mit einer guten Jause und natürlich einem guten Gläschen Wein, nicht immer aber oft aus eigenem Anbau“, so Kaiser.

Eine deutliche Arbeitserleichterung wird zukünftig das derzeit in Bau befindliche Presshaus bedeuten. Sind es jetzt noch weite Wege, die zwischen Weingarten und dem derzeitigen Lagerraum im Mostkeller des Wirtshauses zurückgelegt werden müssen, bietet das Presshaus dann vor Ort Platz, für alles was der Hobby-Weinbauer eben benötigt: Die Weinpresse, die Fässer für die Entstehung des Weines, die Abfüllung und die Lagerung des Weines der rund 300 jährlich produzierten Flaschen und vieles mehr. Die Fertigstellung ist bis Frühjahr 2022 für die nächste Arbeitsperiode geplant. Auch der Ausschank beim Weingarten-Fest kann nächstes Jahr bereits im 5 x 6 Meter großem unterkellertem Holzriegelbau abgehalten werden. Fünf Jahre dauerte es von der Idee über die Planung bis hin zur Baugenehmigung der Stadt Wels. Man erzählt, dass auch dieses Projekt an einem geselligen Abend entstand, an dem sich ein weiteres Mal das oben zitierte Sprichwort bewahrheiten sollte: In vino veritas – wie nicht nur der Lateiner, sondern eben auch der Wimpassinger im Welser Weinbauverein zu sagen pflegt.

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