Gute Zukunftsaussichten für den Vorarlberger Tourismus

Branche nimmt verstärkt die Rolle als Lebensraumgestalter ein – Vorarlberg Tourismus koordiniert neue Aufgabenfelder

Mit der Umsetzung der Vorarlberger Tourismusstrategie 2030 hat Vorarlberg Tourismus neue Aufgaben übernommen: Ins Zentrum rücken die Weiterentwicklung des Ganzjahrestourismus und die laufende Verbesserung der Freizeitqualität für die Bevölkerung. Eine kontinuierliche Kommunikation an Interessengruppen löst die saisonale Denkweise auf. Damit Urlaubs- und Freizeitangebote 365 Tage im Jahr gefunden werden und verfügbar sind, treibt Vorarlberg Tourismus die Digitalisierung voran und schafft damit auch eine Grundlage für eine effiziente Zusammenarbeit im Tourismussystem. Weitere Schwerpunkte sind die Marktforschung, die klimafreundliche Mobilität und die Kulinarik.

„Die Vision der Vorarlberger Tourismusstrategie 2030 lautet, Orte und Räume für das gute Leben zu schaffen. Da der Tourismus in sämtliche Lebensbereiche ragt, hat er dazu das Potenzial und geht verstärkt in die Verantwortung“, sagte Tourismuslandesrat Christian Gantner. „Die Branche nutzt die Angebote des Landes, beeinflusst sie und schafft zugleich neue: In diesem Bewusstsein übernehmen wir als Landestourismusorganisation verstärkt die Vermittlerrolle zwischen den verschiedenen Branchen“, ergänzte Tourismusdirektor Christian Schützinger.

Das neue Unternehmenszielbild der Vorarlberg Tourismus GmbH bildet die Grundlage für die neuen Aufgaben: „Im Zentrum steht die Umsetzung der Strategie mit den acht Kernzielen. Unsere Hauptaufgabe ist es, diese in Abstimmung mit sämtlichen Partner:innen im Tourismussystem umzusetzen“, erklärt Joachim Kresser, der stellvertretende Geschäftsführer und Koordinator der Strategie. Der Fokus liegt auf der Entwicklung zum Ganzjahrestourismus, der stetigen Verbesserung der Freizeitqualität für die Bevölkerung und Unterstützung der Urlaubsregionen in der nachhaltigen Entwicklung.

Bregenz, Gebhardsberg, PK, Pressekonferenz, Vbg, Vorarlberg, Tourismus, Christian Schützinger, Christian Gantner, Joachim Kresser © mathis.studio – Lisa

Denken in 365 Tagen statt Saisonen
„Vorarlberg bietet bereits zahlreiche ganzjährige Reisemotive, hier müssen wir dranbleiben“, so Christian Schützinger. „Naturerlebnisse werden flexibler wahrgenommen, zum Beispiel Biken und Wandern im Winter und in Übergangszeiten. Kultur- und Kulinarikangebote haben 365 Tage Saison.“ Daran hat Vorarlberg Tourismus die Kommunikationsstrategie angepasst. „Wir lösen die Denkweise in klassischen Sommer- und Wintersaisonen, Markt- und Produktgrenzen auf“, erklärt Schützinger. Vorarlberg Tourismus spricht vorwiegend Interessengruppen an und kooperiert zum Beispiel mit Plattformen wie komoot, die nachhaltige Wander- und Radrouten anbietet.

Digitaler Zwilling
Die Digitalisierung ist eine logische Folge: „Menschen suchen und buchen vorwiegend online, deshalb müssen Angebote 365 Tage im Jahr aktuell und verfügbar sein“, so Schützinger. Digitale Zwillinge bereitzustellen, zählt zu den Hauptaufgaben. „Unser Unternehmensauftrag ist untrennbar mit den Kernzielen der Vorarlberger Tourismusstrategie 2030 verknüpft, zu denen auch die Digitalisierung gehört.“ Vorarlberg Tourismus bereitet digitale Werkzeuge auf und stellt Inhalte zur Verfügung: über Datenmanagementsysteme wie die V-Cloud, Bilddatenbanken und Kollaborationsprojekte, die eine effiziente Zusammenarbeit im Tourismussystem ermöglichen.

Berggasthof Niedere, Andelsbuch © Markus Gmeiner – Vorarlberg Tourismus GmbH

Marktforschung
Weitere wichtige Aufgabe ist die Marktforschung, wobei Deutschland besondere Aufmerksamkeit gilt: Laut aktueller deutscher Reiseanalyse ist die Zahl der Urlaubsplaner:innen so hoch wie vor der Pandemie. Aus finanziellen Gründen verzichten nur wenige auf ihre Urlaubsreise, 71 Prozent schätzen ihre persönliche wirtschaftliche Lage stabil oder leicht positiv ein. Das entspricht den Vergleichswerten des Vorjahres, einem Rekordjahr bei den Reiseausgaben der Deutschen und mit 78 Prozent dem höchsten Anteil an Auslandsreisen. „Das sind positive Signale aus unserem Stammmarkt, bei dem Vorarlberg weiterhin hoch im Kurs liegt“, erklärt Schützinger.

Auch die anderen Hauptherkunftsländer entwickelten sich erfreulich: Die Nachfrage von Schweizer (+ 11 % Nächtigungen), niederländischen (+ 5 %), belgischen (+ 8 %) und österreichischen Gästen (+ 3 %) erreichte im Sommer 2023 ein Allzeithoch. Frankreich zieht wieder deutlich an (+ 12 %). Laut Tourismus Monitor Austria (T-MONA) konnte Vorarlberg im Sommer 2023 mehr Erst- und Zweitbesucher:innen (21 %/16 %) ansprechen als 2019 (18 %/13 %). „Es ist über die Pandemiejahre gelungen, neue Urlauberpotenziale zu erschließen“, informiert der Tourismusdirektor.

Gesellschaftliche Dimension
„Der Vorarlberger Tourismus ist vor allem durch das große Engagement und den Mut der Touristikerinnen und Touristiker gut durch die Krise gekommen“, pflichtete Tourismuslandesrat Christian Gantner bei. Im vergangenen Sommer verzeichneten die Betriebe die höchste Gäste- und Nächtigungszahl seit Beginn der Aufzeichnungen 1984. Im Winter 2023/24 wurde knapp das Vorpandemie-Niveau erreicht. Nach den deutschen Gästen machten die Österreicher:innen den größten Anteil aus, davon wiederum die Vorarlberger:innen. „Vorarlberg punktet mit dem attraktiven Freizeitangebot bei den Einheimischen.“

Familie entdeckt den Natursprünge-Weg Brandnertal © Alex Kaiser – Alpenregion Bludenz Tourismus GmbH

„Die Nachfrage passt. Allerdings gibt es geänderte Rahmenbedingungen, die wir in die Strategie und im neuen Unternehmenszielbild von Vorarlberg Tourismus integriert haben“, betonte Gantner. „Tourismus hat eine starke gesellschaftliche Dimension. Alle Entwicklungen betrachten wir unter dem Aspekt: Was nutzt es der Bevölkerung?“ Zu den Maßnahmen gehört beispielsweise die Weiterentwicklung der V-CARD.

Fokus auf Angebote für Einheimische
Die Freizeitkarte von Vorarlberg Tourismus wurde im vergangenen Jahr 18.093 Mal verkauft und insgesamt 144.745 Mal genutzt – durchschnittlich achtmal pro V-CARD. Per Ende Mai 2024 wurden bereits über 15.000 Stück verkauft. Christian Schützinger optimistisch: „Dieses Jahr peilen wir die 20.000-Stück-Marke an. Wir gewinnen jedes Jahr neue Ausflugsziele und Bonuspartner dazu, was die Attraktivität der V-CARD laufend steigert.“ Aktuell gibt es 101 Partnerbetriebe.

E-Bike Bregenz © Peter Mathis – Vorarlberg Tourismus

Seit Mai gleist Vorarlberg Tourismus zusätzlich ein Freizeitportal auf. „Es geht darum, der Bevölkerung die Vielfalt der Freizeitmöglichkeiten im Land zu zeigen, diese vergünstigt kennenzulernen und gleichzeitig eine gewisse Besucherlenkung zu erreichen“, erklärt Schützinger.

Umweltfreundliche Mobilität
Die touristische Weiterentwicklung ist in vielen Bereichen mit der Lebensraumentwicklung verknüpft, so auch bei der Mobilität. Ende April beschloss die Landesregierung, die durch die Gästetaxe finanzierte Mobilität für alle Gäste wie bisher zu fördern. Damit ist auch die Ausweitung des Angebots auf alle Urlaubsregionen gesichert. Bisher war die Nutzung der Gästekarte auf die Urlaubsdestination beschränkt – mit Ausnahme der Modellregion Alpenregion Bludenz, wo die Gästekarte bereits seit 2018 zu Fahrten mit Bus und Bahn im gesamten Bundesland berechtigte.

Talweg St. Anton bis Schruns © Christian Hirschmann – Montafon Tourismus, Schruns

Auch bei der Anreise nach Vorarlberg zeichnen sich Verbesserungen ab. So reisen Erstbesucher:innen häufiger mit der Bahn an: Ihr Anteil liegt nun bei 10 Prozent im Vergleich zu 6 Prozent im Sommer 2018. Auch vor Ort steigt die Bereitschaft, auf den PKW zu verzichten. Im vergangenen Sommer gaben 35 Prozent der Gäste an, ihren PKW im Urlaub nicht zu nutzen, im Jahr davor waren es 27 Prozent. Die Hälfte der Sommergäste steigt häufig oder manchmal auf das öffentliche Busangebot um. Damit liegt Vorarlberg weit über dem Österreich-Durchschnitt (ohne Wien). „Die Bemühungen des Landes um ein verbessertes Angebot und Inklusiv-Leistungen zeigen Wirkung und entlasten den Lebensraum“, betont Gantner.

Neue Rolle: Freizeitrad-Koordination
Auch das Freizeitrad- und Mountainbike-Angebot wird laufend erweitert und verbessert. Seit Oktober koordiniert eine Mitarbeiterin bei Vorarlberg Tourismus die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Organisationen wie Naturschutz, Raumplanung, Land-, Forst- und Jagdwirtschaft in Abstimmung mit den Bedürfnissen von Freizeitradfahrer:innen, Sportler:innen und Touristiker:innen.

Wanderer vor der Setschalpe © Helmut Düringer – Vorarlberg Tourismus

„Die Freizeitrad-Koordinatorin hält die Balance zwischen den Beteiligten und kümmert sich um die Kommunikation und Produktentwicklung“, so Joachim Kresser. Dazu zählen Themen wie Lückenschlüsse, Sicherheit, Auflösung von Nutzungskonflikten, Besucherentzerrung und Weiterentwicklung grenzübergreifender Radrouten. „Sie ist auch Ansprechpartnerin für alle, die sich für die Entwicklung interessieren, Ideen umsetzen möchten und Orientierung brauchen.“

ARGE Nachhaltigkeit
Ein weiteres bei Vorarlberg Tourismus angesiedeltes Fokusthema ist die Nachhaltigkeit. Die ARGE Nachhaltigkeit treibt den Zertifizierungsprozess der Destinationen mit dem Österreichischen Umweltzeichen voran. Vorarlberg Tourismus bietet Trainingsprogramme an, Beratung für Betriebe, vernetzt mit Energie- und Ökologieinstitut, stellt Kommunikationsmaterial zusammen und ist Anlaufstelle für Fragen. „Im Wesentlichen geht es um die Befähigung aller Beteiligten im Tourismussystem, den Weg zur Zertifizierung selbst zu gehen“, erklärt Joachim Kresser.

Sennarbeiten auf der Alpe © Rupert Mühlbacher – Bregenzerwald Tourismus

Bundesweite Kulinarikmarke
Kulinarik ist als Ganzjahrestourismus prädestiniert und deshalb auch ein österreichweites Schwerpunktthema. „Das kulinarische Angebot und die Gastfreundschaft in Vorarlberg waren schon bisher ein wichtiges Reisemotiv. Mit den sich ändernden Ernährungsgewohnheiten, Fragen rund um Gesundheit und Nachhaltigkeit ändern sich jedoch auch die Anforderungen an das Angebot“, so Kresser. Deshalb beteiligt sich Vorarlberg Tourismus an der Entwicklung einer Kulinarikmarke, die die Österreich Werbung gemeinsam mit den Landestourismusorganisationen Ende Mai erstmals präsentierte.

Im Zentrum stehen „Originale“: Produkte, Schauplätze, Tischkultur, Gerichte oder Charaktere, die Österreichs kulinarische Identität ausmachen. Die Kulinarikmarke soll die Landschaft am Teller erlebbar machen und die Zusammenarbeit zwischen Produzent:innen, Köch:innen und Bio-Pionier:innen fördern. Dazu stehen gemeinsame Aktivitäten auf dem Programm: Die Content-Kooperation „Culinary Showroom“ holt Originale vor den Vorhang. Weiterer Schwerpunkt ist die Teilnahme am Guide Michelin, auch der Österreich-Auftritt auf der ITB 2025 wird im Zeichen der Kulinarik stehen.

Infos: www.vorarlberg.travel