Trinkgeld wird zur Prüfung für die politische Führung des Landes

Wer setzt sich durch: eine antiquierte Belastung – oder die gesamte politische Führung des Landes, die sie abschaffen will?

Immer mehr Rückhalt bekommt die Forderung von ÖHV-Präsident Walter Veit nach einer Abgabenbefreiung für Trinkgeld. Die Unterstützung zieht sich durchs gesamte politische Spektrum: Veit bedankt sich bei den Landeshauptleuten von Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg und Tirol, Johanna Mikl-Leitner, Thomas Stelzer, Wilfried Haslauer, Markus Wallner und Anton Mattle (alle ÖVP), dem Burgenland und Kärnten, Hans Peter Doskozil und Peter Kaiser (beide SPÖ), sowie der Steiermark, Mario Kunasek (FPÖ), bei Deregulierungs-Staatssekretär Sepp Schellhorn (NEOS) und WKÖ-Präsident Harald Mahrer (ÖVP). Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) hat versichert, es werde an einer Lösung, die im Regierungsprogramm steht, gearbeitet: „So viel Einigkeit über Parteigrenzen gibt es praktisch nie. Wenn nicht einmal dann die Entlastung von Beschäftigten und Betriebe im ganzen Land gelingt, wann dann?“, fragt sich Veit.

Aus der Zeit gefallene Belastung erfüllt alle Klischees von Österreich
Das Problem: Von einer Berufsgruppe hebt die ÖGK Trinkgeld-Pauschalen ein, von anderen, die auch Trinkgeld bekommen, nicht. Von Bundesland zu Bundesland und auch innerhalb der Branche unterschiedliche Sätze. Dabei bedeuten höhere Pauschalen nicht automatisch mehr Trinkgeld, sondern nur höhere Abzüge. Für die Lohnverrechnung ein Horror: „Das muss aufhören“, so Veit. Die Chancen, dass diese unfaire, aus der Zeit gefallene Regelung aufgehoben wird, standen nie so gut: „Und das ist wichtig, weil sie alle Klischees über Österreich verkörpert, die wir wegbekommen müssen: föderalistisch, bürokratisch und kompliziert, Fleißige werden bestraft. Das passt nicht ins Bild eines modernen Österreich, wo sich Arbeit lohnt.“