Steiermark Wein: Eindrücke vom Jahrgang 2024
Der Jahrgang 2024 verspricht kräftigere, physiologisch reife Weine mit ausgeprägter Frucht auf Gebietsebene und Langlebigkeit bei den Orts- und Riedenweinen.
Der Jahrgang 2024 verspricht kräftigere, physiologisch reife Weine mit ausgeprägter Frucht auf Gebietsebene und Langlebigkeit bei den Orts- und Riedenweinen.
Sortentypus und Lebendigkeit der Weine werden gehaltvoll gestützt, hohe physiologische Reife gibt den Weinen Ausdauer und Körper am Gaumen. Eine gewisse Leichtigkeit ist bei den Weinen zu spüren, deren Trauben bereits ab Anfang September geerntet wurden. Hohe Zuckerreife aufgrund des geringen Traubenansatzes und der heißen Vegetation bewirkt vor allem bei den Gebietsweinen einen moderaten bis kräftigen Alkoholgehalt, der den Weinen Ausdruck und Länge verleiht. Die Balance zu finden zwischen den so charaktergebenden Phenolen, einer milden Säurestruktur und dem zugrundeliegenden Alkoholgehalt bedurfte einiges an kellerwirtschaftlichem und sensorischem Fingerspitzengefühl. Während die Gebietsweine bereits früh eine elegante Frucht und Sortentypizität aufweisen, genießen die Orts- und Riedenweine noch Hefekontakt, um in ihrem starken Charakter noch weiter zu reifen.
Die sonnig warmen und vor allem trockenen Lesetage im Herbst, wurden Mitte September durch Niederschlagsereignisse unterbrochen, die den gut ausgereiften Schalen kaum etwas anhaben konnten. So war die Traubenernte nicht nur eine der frühesten und kleinsten, sondern auch eine der kürzesten und schönsten. Das Ergebnis sind ausdrucksstarke und haltbare Weine, ausgeprägte Frucht auf der Gebietsebene und Orts- und Riedenweine die im Frühjahr etwas mehr Zeit zur Reifung benötigen, dafür aber Mitte des Jahres auch ihren Weg in die Flasche finden und zeitverzögert – wie jetzt die 2023er – ihr volles Potenzial entfalten werden.
Am 29. April wurde der Steirische Wein in der HOFBURG Vienna präsentiert. Gut 90 steirische Winzerinnen und Winzer erwiesen sich erneut als Magnet für das weinliebende Publikum. Während Sauvignon Blanc als prägende Rebsorte und der Jahrgang 2024 im Mittelpunkt standen, wurde auch auf die Kategorie der Ortsweine besonderes Augenmerk gelegt. Der große Besucherzustrom verdeutlichte einmal mehr, welch wichtiger Markt die Stadt Wien und ihre Umgebung für den steirischen Wein sind.
„Ich freue mich, dass ich mich als neuer Geschäftsführer von Wein Steiermark erstmals in Wien vorstellen konnte. Mir liegt am Herzen, bei so einer zentralen Präsentation den touristischen Aspekt unserer Herkunft mitzutransportieren. Viele Weinliebhaber*innen konsumieren steirischen Wein vor Ort in den Buschenschanken oder kaufen Ab Hof. Diese persönliche Beziehung soll auch in Wien gepflegt und vertieft werden.“ – Martin Palz, Geschäftsführer Wein Steiermark
Bei der Präsentation des steirischen Weines am 29. April 2025 konnte sich Martin Palz erstmals in Wien als neuer Geschäftsführer von Wein Steiermark vorstellen. (v.l.): Michael Simon, Marketing Wein Steiermark; Stefan Potzinger, Obmann Wein Steiermark; Andrea Jöbstl-Prattes, Marketingleitung Wein Steiermark; Saskia Ehmann, Marketing Wein Steiermark; Martin Palz, Geschäftsführer Wein Steiermark. © WeinSteiermark/Anna Stöcher
Das Weinjahr 2024 im Detail
Die Monate Jänner bis Mitte Mai verliefen mild und im Südosten überdurchschnittlich trocken. Die im Mai einsetzenden Niederschläge sorgten im Grazer Raum im Jahresschnitt für eine positive Bilanz, der Südosten blieb jedoch deutlich unter dem Jahresschnitt, massive Ausreißer wie 2023 waren glücklicherweise nicht dabei. Dafür zeigte sich Ende April nochmals der Winter mit Schneefall und Frost, und lies dabei Erinnerungen an 2016 wieder aufkommen.
Aufgrund der trocken warmen Witterung im Frühling hat der Knospenaufbruch erschreckend früh bereits Ende März begonnen und zum Schneefall im April waren die Hauptaugen deutlich ausgetrieben. Nach dem Kälteeinbruch im April war der Mai durchschnittlich warm und sonnig, mit kräftigen Niederschlägen gegen Monatsende hin. Anfang Juni war die Witterung wieder alles andere als beständig. In der schwül warmen Luft entstanden zum Teil sehr heftige Gewitter mit Starkregen und deutlichen Temperatureinbrüchen. Während im Zentralraum die Niederschläge anhielten, wechselte das Vulkanland in den Sommermodus, dort wurde es trocken und überdurchschnittlich heiß.
Durch die warme und feuchte Witterung schritt die Entwicklung in den Weingärten rasch voran. Die Rebblüte begann Ende Mai und reagierte unter den Niederschlagsbedingungen mit deutlicher Verrieselung, die zwar in wunderschön lockeren und gesunden Trauben mündete, uns allerdings auch eine der kleinsten Weinernten der vergangenen Jahrzehnte einbrachte.
Im Gegensatz zum Vorjahr waren die Monate Juli bis September sommerlich heiß und trocken mit vereinzelten Niederschlägen, welche größere Trockenschäden verhinderten. Mitte August formierte sich dann eine stabile Hochdruckwetterphase, die über mehrere Wochen, beinahe durchgehend, anhielt. Durch die vielen warmen und trockenen Tage schritt auch die Traubenreife in den Weingärten zügig voran und so begann im Süden und dem Vulkanland bereits Anfang September die Hauptlese. Eine wie es sich später herausstellen sollte der kürzesten, schönsten, aber auch kleinsten Ernten. Vollreife, gesunde Trauben konnten bei wunderschönem Herbstwetter mit einem dankbaren Temperatursturz und mäßigen Regenfällen Mitte des Monats eingebracht werden.
© WeinSteiermark/Flora P.
Rebsorten im Detail
Sauvignon Blanc: Die steirische Leitsorte zeigt sich 2024 sowohl von der vegetabilen wie auch der exotisch reifen Seite. Grüner Paprika, Pfefferoni, Tomatenrispen und Johannisbeere bei den Gebietsweinen sowie auch exotische Noten in Richtung Papaya, Mango oder Maracuja bei höherer Reife. Die milde Säure rundet die Fülle am Gaumen ab und verleiht vielfach Schmelz und Länge.
Welschriesling: Der Welschriesling 2024 präsentiert sich mit seiner schlichten Saftigkeit von reifem Kernobst bis Zitrusnoten wieder von seiner unvergleichbaren reifen steirischen Seite. In der Farbe zart hellgelb zeichnen ihn eine gewisse Leichtigkeit im Trinkfluss gepaart mit einer runden Säure und reifen Tanninen am Gaumen aus.
Weißburgunder: Klassisch ausgebaute Varianten des Burgunders erinnern häufig an Noten von saftigen Birnen, überwiegend fruchtbetont, zugänglich mit milder Säure am Gaumen. Kräftige Burgunder mit würzig nussiger Aromatik, zeigen sich heuer eher rar, aber wenn, bestechen sie durchwegs mit kreidigen und extraktreiche Noten, die dem Weissburgunder eine elegante Länge am Gaumen verleihen.
Gelber Muskateller: Der Gelbe Muskateller hat 2024 gezeigt, dass er bei geringeren Erträgen sehr wohl ein guter Zuckerbildner ist und auch kräftige Weine hervorbringen kann. Etwas heftiger im Alkohol dafür ein deutliches Mehr von der beliebten Limetten- und Zitronengrasaromatik bis hin zu duftigen Holunderblüten präsentiert sich der Großteil der Muskateller. Heuer sind auch sehr reife und kräftige Vertreter zu finden, die dann wohl eine Riede im Namen tragen werden und zu den feinen Zitrusnoten an Heublumen und Gewürznelken erinnern – nicht zu verwechseln aber dennoch sehr ähnlich dem Gewürztraminer!
Morillon – Chardonnay: Der Morillon liebt es zwar etwas trockener, jedoch bringt er heuer zu seiner ausgeprägten Kreidigkeit zusätzliche Saftigkeit und Kernigkeit am Gaumen. Dies insbesondere, weil sich Säure und Extrakt durch ausreichende Kraft die Waage halten und die geringeren Erträge eine bessere Phenolreife zuließen. Zeit benötigt er allemal, die ihm durch eine späte Füllung um Frühsommer Mai/Juni in jedem Fall geschenkt werden soll, um seine extraktreichen Noten auch entwickeln zu können.
Gewürztraminer – Roter Traminer – Gelber Traminer: Egal um welche Spielart es sich handelt, das Motto weniger ist mehr, es tröstet auch 2024 nicht über den massiven Ertragsverlust hinweg. Eine Rebsorte, die nicht nur Freudentränen auslöst zeigt sich heuer wiederum sehr bescheiden in der Menge jedoch grandios in der Qualität. Ein stabiles Säuregerüst, welches gerade bei höherem Alkoholgehalt ein wichtiger Puffer und zugleich Stabilisator für längere Haltbarkeit ist.
Schilcher: Ein Farbenspiel von zartrosa bis tiefrot. Dunkelbeerig präsentiert die Vielschichtigkeit des Schilchers und seine breite Fruchtpalette von intensiver Johannisbeere bzw. Stachelbeere bis hin zu komplexeren dichteren Waldbeeraromen mit feiner Himbeere untermauert. Späte Reife klare Fruchtintensität, ausgeprägte Textur mit hohen Extraktwerten runden den Gaumen ab. Der Schilcher 2024 ist ausgewogen und mit gut eingebundener Säurestruktur ausgestattet.
Das Steirische Weinland eröffnet – Weitere Termine