
Grillen ist Männersache. Gegrillt wird in erster Linie Fleisch, alles andere schmeckt mehr oder weniger fad – soweit die Klischees, wenn es um die sommerliche Kulinarik am Rost geht. Doch passt das heutzutage noch mit unserer Ernährungsweise zusammen? Schließlich verzichten mittlerweile immer mehr Österreicher zumindest ab und zu ganz bewusst auf Fleisch. Dass es auch anders geht, zeigen Hermann und Thomas Neuburger zusammen mit Grillweltmeister Adi Bittermann.
Schon mehr als jeder vierte Österreicher (26%) verzichtet ab und zu ganz bewusst auf Fleisch. Damit gibt es hierzulande bereits 2.288.000 Flexitarier, wie eine aktuelle Studie von meinungsraum.at gemeinsam mit Triconsult zeigt. Die Gründe dafür sind vielfältig: von einer Ablehnung der industriellen Massentierhaltung bis hin zum Bewusstsein für die negativen Auswirkungen auf die Umwelt oder dem Fokus auf eine gesunde Ernährung. Doch der Umstieg fällt oft schwer, gerade in der eher fleischlastigen Grillzeit. Passende Alternativen sind hier Mangelware. Das weiß auch Adi Bittermann, der 2017 seinen bereits dritten Grillweltmeister-Titel holte: „Ich muss nicht jeden Tag Fleisch essen und liebe Gemüse. Für den Grill ist das allerdings nur bedingt geeignet. Prinzipiell ist der höchste Leitsatz meiner Arbeit, immer auf die Qualität zu achten.“
Eine Alternative, die schmeckt
Alternativen zu Fleisch gibt es mittlerweile viele auf dem Markt. So recht überzeugen konnte Hermann und Thomas Neuburger aber keine, nicht nur zur Grillsaison: Fader Geschmack, wenig ansprechendes Mundgefühl, hochindustrielle Verarbeitung oder die Verwendung zahlreicher Zusatzstoffe erschwerten den Vorsatz, weniger Fleisch zu essen. Deshalb haben sie mit der Entwicklung einer eigenen Produktlinie begonnen. „Wir wollten ehrliche Produkte entwickeln, eine reine Alternative zu Fleisch, völlig ohne Zusatzstoffe und in höchster Bio-Qualität“, erzählt Hermann Neuburger über die Entwicklung der vegetarischen Produktlinie Hermann Fleischlos. Der Knackpunkt dabei war die Entscheidung für die passende Basiszutat. Jahrelange Forschung und die Entwicklung unzähliger Testprodukte brachten Vater und Sohn schließlich zum Kräuterseitling. Der Pilz überzeugt unter anderem aufgrund seiner faserigen Struktur und seines geringen Pilzeigengeschmacks.
Der Kräuterseitling als Lebensmittel der Zukunft
Bis jetzt ist der Kräuterseitling bei uns nur wenig bekannt. In Asien hingegen gehört er schon lange zu den Fixpunkten auf dem Speiseplan. Nicht ohne Grund, weiß Biologin Susanne Till vom Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien: „Der Kräuterseitling ist reich an Mineralstoffen, Ballaststoffen sowie Vitaminen und weist zudem einen geringen Fettgehalt auf. Er enthält Präbiotika, welche die Gesundheit des Dickdarms fördern und es gibt auch interessante Forschungsansätze zu seiner cholesterinsenkenden Wirkung. Man könnte ihn fast schon als bisher verkanntes Superfood bezeichnen.“ Und noch eine weitere Eigenschaft des Kräuterseitlings haben sich Hermann und Thomas Neuburger zu Nutze gemacht. Im Vergleich zu vielen anderen Pilzarten lässt sich dieser nämlich problemlos züchten und ist somit das ganze Jahr über verfügbar. Mittlerweile sprießt er auch im Hause Neuburger. „Der Kräuterseitling wächst auf einem Holzsubstrat, benötigt wenig Platz und wenig Licht“, erzählt Thomas Neuburger. Er ist neben der Geschäftsführung auch für die eigene Pilzzucht verantwortlich, was für die Sicherstellung der höchsten Qualitätsansprüche, aber auch für eine weitere Verkürzung der Transportwege rund um die Hermann Fleischlos-Produkte sorgt.
Kleine Schritte, langfristiges Umdenken
„Nachhaltiges Handeln sowie Lebensmittel auf pflanzlicher Basis werden in Zukunft immer wichtiger, wenn es um die Ernährung der Menschheit geht“, ist Hermann Neuburger überzeugt, „gerade im Hinblick auf die weiter wachsende Fleischproduktion und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Umwelt.“ Gerade in der nun begonnen Grillsaison sind geschmackvolle und gesunde Alternativen daher ein essentieller Ansatzpunkt, um auch hier zu zeigen, dass Genuss nicht automatisch mit der Zubereitung von Fleisch verbunden ist, sind sich alle einig.