Im Gespräch mit Tobias Rapp, Head of Key Account Management.
Der Head of Key Account Management von BRITA plaudert aus dem Nähkästchen.
Der Head of Key Account Management von BRITA plaudert aus dem Nähkästchen.
1. Tobias, wie hast Du Deinen Weg zu BRITA gefunden?
Nachhaltigkeit, Hygiene und Getränke waren für mich immer schon sehr wichtige Themen. Nach Brauer-Lehre und Studium in Weihenstephan war ich zunächst Sales-Ingenieur im Brauereianlagenbau. Eine sehr spannende und internationale Projektarbeit. Anschließend habe ich in globaler Funktion im Lebensmittel- und Getränkebereich gearbeitet. Mit der Zeit wurde der Wunsch immer stärker, bei einem mittelständischen „Hidden Champion“ zu arbeiten, für den Nachhaltigkeit im Vordergrund steht und der eine langfristige, nachhaltige und authentische Unternehmensstrategie verfolgt. Da stand Brita schnell ganz oben auf meiner Wunschliste. Dass ich hier gelandet bin, empfinde ich heute noch als Glückstreffer!
2. Welche Vision hast Du mitgebracht? Was möchtest Du erreichen?
Ich kann mich zu 100% mit dem Credo „wir möchten die Art und Weise, wie Menschen Wasser trinken, verändern“ identifizieren. Ich bin Windsurfer und habe über die Jahre feststellen müssen, wieviel Plastikmüll wir Menschen an Stränden und im Meer hinterlassen. Das wird immer mehr. Meine Vision ist es, PET-Flaschen überflüssig zu machen und Menschen dort, wo sie es benötigen, das Trinkwasser zur Verfügung zu stellen, um ihren Durst zu stillen – mit Wasser ganz nach ihrem Geschmack, so wie sie es gerne trinken.
3. BRITA hat Key Account Manager für die unterschiedlichen Einsatzgebiete. Welche sind das genau?
Die Grundstruktur ist pragmatisch und bedarfsorientiert aufgebaut und gliedert sich in fünf Kundensegmente. Care mit Pflegeeinrichtungen und Kliniken, Corporate Offices sprich Unternehmen, die öffentliche Hand und HoReCa (Hotels und Restaurants). Das fünfte Segment sind unsere Fachhändler, die für uns Mulitplikatoren wiederum bei deren Kunden sind.
4. Unterscheiden sich die verschiedenen Zielgruppen in den Anforderungen?
Das tun sie in der Tat. Kliniken zum Beispiel legen höchsten Wert auf Hygiene und benötigen robuste Wasserspender, die auf den Stationen gute Leistung bringen und deren Oberflächen man gut und leicht desinfizieren kann. Was noch hinzukommt: Im Pflegebereich sind Geld und Personal knapp. Hier kann die Umstellung auf leitungsgebundene Wasserspender einen wirklich großen Beitrag zur Entspannung der Situation leisten. Das mit uns zu erörtern lohnt sich, wir können schnell die manchmal vorhandenen Vorbehalte ausräumen.
Im Bereich Public kommt der Trend „weg von der Pfandflasche“ erst langsam an. Hier verleihen die gesetzlichen Richtlinien für Behörden und öffentliche Einrichtungen der Umstellung der Trinkwasserversorgung auf leitungsgebundene Wasserspender einen ordentlichen Schub. Die öffentlichen Bereiche sollten hier meines Erachtens Vorreiter sein. Sie haben viel Publikumsverkehr und können die nachhaltige Trinkwasserversorgung fast schon nebenbei ins Bewusstsein der Besucher bringen. Ich habe neulich einen Artikel in einer der großen Tageszeitungen gelesen, in dem sich der Redakteur ein wenig darüber lustig machte, dass so viele Menschen heutzutage eigene Wasserflaschen mit sich herumtragen. Mich persönlich stimmt das sehr optimistisch, denn der Schreiber hat genau damit argumentiert, was für uns und viele ein Dorn im Auge ist: man könne doch an jeder Ecke Wasser kaufen. Sollte das ein Plädoyer für die Einweg-Plastikflasche unterwegs sein, raten wir, die trendigen Mehrweg-Trinkflaschen doch noch einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
5. Viele Erwachsene sind quasi mit der Wasserflasche aufgewachsen und geben dieses Trinkverhalten an ihre Kinder weiter. Was können Kitas und Schulen tun, um bei Kindern das Bewusstsein für gesundes Trinkverhalten zu fördern, so dass sie dieses Wissen mit in ihre Familien tragen?
Wir hatten in meinem Elternhaus Schwarzwälder Sprudel, der mir als Kind zu viel CO2 enthielt. Darum habe ich vorwiegend Leitungswasser getrunken und genieße heute noch den einzigartigen Geschmack meiner Kindheit an einem Brunnen dort im Wald. Ich bin in der Gewissheit aufgewachsen, dass man in Deutschland (entgegen vielen anderen Ländern) Wasser aus der Leitung bedenkenlos genießen kann. Aber leider auch damit, dass wir dieses wertvolle Gut nicht als knapp oder gar schützenswert empfinden.
Unsere Tochter kennt keine Sprudelkisten. Sie hat in der Grundschule den Kreislauf des Wassers gelernt. Wir haben uns die Zeit genommen, diese für Kinder abstrakte Darstellung spielerisch greifbar zu machen und auf unseren Haushalt und unsere Umwelt zu übertragen. Sie liebt das Wasser aus unserem Wasserspender. In Ihrem Gymnasium stehen auch Wasserspender von BRITA. Der Generationen-Change hat bei uns geklappt.
Ich bin aber überzeugt, dass die Aufklärung in der Schule nicht ausreicht und die Vermeidung von PET im öffentlichen Raum zu wenig Aufmerksamkeit und Priorität erfährt. Ich freue mich über jede weitere Initiative, die sich mit der Vermeidung von Plastikmüll oder Wasserverschmutzung beschäftigt und glaube, dass man diesen Initiativen wo immer möglich ein Forum, Aufmerksamkeit und Unterstützung bieten sollte. Schulen und Kitas haben hier alle Möglichkeiten, sei es Projektarbeit, Experten-Tage oder einfach Infomaterial für die Kinder und Ihre Eltern anzubieten. Ich würde mich freuen, an der Schule meiner Tochter etwas beitragen zu können.
6. Was kann ein Projekt wie „Wasserspender auf dem Oktoberfest“ dazu beitragen, eine Lanze für den Verzicht auf Flaschenwasser zu brechen?
Als Brauer und bekennender Wiesn-Gänger gibt es so viele Argumente für die Wasserspender. Wenn Sie einmal als Lieferant über die gerade geschlossene Theresienwiese gegangen sind und neben verlorenen Wiesnherzen, Schiessbuden-Teddies und Steckerlfischpapier Tonnen von Plastikflaschen am Rande der Laufwege gesehen haben, stellt sich diese Frage nicht mehr.
Und auch als Besucher hätte ich mir oft eine kostenfreie Wasserquelle gewünscht, ob nach dem zünftigen Essen, den Mandeln oder der Mass Bier.
7. Was könnte Krankenhäuser, Pflege- und Senioreneinrichtungen am stärksten motivieren, auf Wasserspender umzusteigen?
Geld und Pflegepersonal ist in diesen Einrichtungen knapp, Platz für Lagerung auch. Und die Zeit für die Logistik sprich Beschaffung und Entsorgung der Flaschen fehlt vorne und hinten. Dennoch besteht die Pflicht zur Versorgung der Bewohner und Kranken.
Nach meiner Erfahrung sind die Pflegekräfte anfangs skeptisch, weil sie den Mehraufwand fürchten, wenn sie ständig Wasser nachfüllen und in die Zimmer bringen müssen. Am Ende jedoch sind sie die größten Befürworter. Die Patienten mobilisiert es, wenn Sie sich selbst bedienen und ausreichend trinken. Somit haben alle was davon. Das Personal ist entlastet, das Wohlbefinden der Patienten verbessert.
Voraussetzung ist, dass das Team in die Umstellung auf leitungsgebundene Wasserspender eingebunden ist. Entscheiden Sie nicht über deren Köpfe hinweg. Teststellungen von Geräten helfen enorm. Und natürlich begleitende Kommunikation.
Die Motivation ist vielschichtig: kein lästiges Kistenschleppen mehr, keine Scherben mehr von kaputten Flaschen, geringere Kosten, mehrere Wassersorten …
8. Wie überzeugst Du Unternehmen vom Sinn der hauseigenen Quelle?
Unternehmen müssen nach Corona Anreize bieten, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder ins Büro zu locken. Da ist das Thema New Work ein Schlagwort. Damit können alle im Unternehmen etwas anfangen. Personalabteilung, Gesundheitsbeauftragte, Nachhaltigkeitsbeauftragte, die Betriebsräte etc. Die nachhaltige und gesunde Trinkwasserversorgung am Arbeitsplatz hat viele Vorteile.
Wer optimal hydriert ist, kann sich besser konzentrieren und leistet mehr. Neben der Produktivität hilft es dem CSR-Report und spart Kosten, Platz und mühevolles Kistenschleppen. Zusätzlich kennt jeder den unschönen Anblick von leeren und halbleeren Flaschen in Büros, Meetingräumen und Wartebereichen, für die sich keiner zuständig fühlt. Auch das wird durch leitungsgebundene Wasserspender vermieden.
9. Welchen Einfluss hat oder hatte die Homeoffice-Regelung auf den Markt?
Die Zeiten gut gefüllter Office-Tempel sind vorbei. Die Kommunikation und ihre Digitalisierung haben vieles verändert und erlauben es etlichen Menschen, häufiger von zu Hause aus zu arbeiten. Wie so oft scheint sich die gesunde Mischung als beste Lösung herauszustellen. So sind moderne Campus-Offices mit leitungsgebundenen Wasserspendern ein Standard, den wir sehr begrüßen. Die großen Büros sind zwar weniger besetzt, dafür wird in der Breite an deutlich mehr Orten unsere Lösung angeboten. Arbeitnehmer in Produktionsstätten, Einzelhandel oder Kliniken profitieren nicht vom Home Office, dafür aber von stets frischem Wasser auf Knopfdruck, wenn sie unsere Geräte installiert haben.
10. Wäre es nicht gut, Wasserspender schon von vornherein in die Planung neuer Gebäude / Büroräume zu integrieren?
Klar, gleich mitgedacht fügt sich natürlich alles gut zusammen. Wir werden immer häufiger schon zu Beginn in die Planungen mit einbezogen und haben für die Fachplaner einen ausgewiesenen Experten eingestellt. Von allen Geräten stehen außerdem 3D-Modelle zur Verfügung, die direkt über die gängigen Portale in die Pläne integriert werden können. Außerdem natürlich technische Datenblätter. Oder die Fachplaner informieren sich direkt bei unserem Key Account Manager, den wir auch für diesen Bereich haben.
11. Welches sind aus Deiner Sicht die größten Herausforderungen für BRITA und den Markt der Trinkwasseranlagen allgemein?
Brita ist sehr gut positioniert. Als klassischer Mittelständler stehen wir für langjährige Expertise, Hygiene und Qualität. Wir fertigen in Deutschland und dem nahen europäischen Ausland. Die Herausforderungen in den nächsten Jahren werden vor allem in den Bereichen Public und Hotellerie liegen, ihre Trinkwasserversorgung auf leitungsgebundene Wasserspender umzustellen. Der Markt ist also da. Und es geht hier ja nicht nur ums Image: Das Bewusstsein für nachhaltiges Handeln wird weiter zunehmen und somit auch die Anforderungen an öffentliche Einrichtungen, Hotellerie etc., sich darauf einzustellen.
12. Wann denkst Du wird die letzte Plastikflasche über die Ladentheke gehen?
Mit offiziellen Regeln – und die wird es noch viel stärker brauchen – kann das sehr schnell gehen. Die aktuellen Vorschriften sind schon ein guter Anfang. Fakt ist für mich: Für Wasser braucht es keine Flaschen, weder Plastik noch Glas. Wir sind den Folgegenerationen gegenüber in der Pflicht, mit unseren Ressourcen verantwortlich umzugehen.
13. Wie sieht der Markt für Trinkwasseranlagen in 5 Jahren aus?
Derzeit erleben wir eine Konsolidierung der Marktspieler. Es bleibt abzuwarten, wem die Kunden ihr Vertrauen schenken. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir mit Qualität und Nachhaltigkeit langfristig hervorragend aufgestellt sind. Zudem bleiben wir in der Entwicklung ja nicht stehen. Wir beobachten den Markt, unsere Zielgruppen und Innovationen in jede Richtung und schauen, was davon für unsere leitungsgebundenen Wasserspender sinnvoll ist. Beispielsweise Digitalisierung, Internet of Things und E-Health, elektronische Zahlung, öffentliche Wasserspender zur Befüllung der eigenen Flaschen, etc. An Ideen mangelt es uns nicht.
14. Welches sind die 3 stärksten Argumente für leitungsgebundene Wasserspender?
Das ist einfach aufgezählt:
Und vielleicht noch ein viertes: Es ist so einfach, die Trinkwasserversorgung umzustellen. Sie brauchen nur eine Wasserleitung, einen Stromanschluss, und schon haben Sie Ihre hauseigene Quelle. Wann stellen Sie um?