Mehr als 600 Mitglieder und Partner folgten dem Ruf der hogast zum Jubiläumssymposium in Salzburg, das zum 40er Superlative in allen Bereichen bot. Tagsüber präsentierten renommierte Vortragende unterschiedlichste Ansätze und Ideen, um Hotel- und Gastronomiebetriebe fit für die Zukunft zu machen. Bei der glamourösen Ballnacht in der Residenz zu Salzburg stand vor allem die Geschichte im Fokus.
„Es war eine würdige Veranstaltung für unseren runden Geburtstag. Ich wünschte, wir hätten noch viel mehr Platz gehabt, um auch mit all jenen feiern zu können, die keine Tickets bekommen haben“, sagte hogast-Geschäftsführerin Barbara Schenk. Die lange Warteliste hatte ihren Grund auch darin, dass die hogast viele ehemalige Funktionäre eingeladen hat, um ihnen für ihre Arbeit zu danken. In der prunkvollen Salzburger Residenz zauberten Christl und Andreas Döllerer den Gästen ein Menü in Haubenrestaurant-Qualität auf die Tische. Alfons Haider konnte seine Performance als Moderator mit der Partnerin Silvia Schneider noch einmal steigern. Darüber hinaus sorgten mehrere Showacts für beste Stimmung: So wurde die 40-jährige hogast-Geschichte tänzerisch umgesetzt und „Alpen Sperrmüll“ brachten die drei Säle mit ihren selbst gebastelten Instrumenten zum Kochen.
Innovatio*-Awards 2015
Auch in diesem Jahr ehrte hogast Hoteliers und Gastronomen, die mit bemerkenswertem Engagement als Vorbild für die Branche dienen können. In der Kategorie Energie & Nachhaltigkeit wurde die SPES Zukunftsakademie in Schlierbach ausgezeichnet. In der Kommunikation konnte sich das Hotel Guglwald im Mühlviertel den Preis sichern. Der Award für Bauen & Investieren ging an den Ulrichshof im Bayerischen Wald. Für Employer Branding durfte das Gesundhotel Bad Reuthe den hogast-Preis in Empfang nehmen. Der Kategorie-übergreifende Gesamtsieg ging an das Rogner Bad Blumau, das die Jury mit enormen Anstrengungen in allen vier Disziplinen überzeugen konnte. Die Innovatio*-Kategorien liefern einen Hinweis darauf, in welchen Bereichen die hogast ihre Mitglieder zu Mut und Engagement anspornen will. Ebenso wie die Vortragenden, die tagsüber ein volles Kongresshaus zu begeistern wussten.
Mit Freude wirkungsvolle Geschichten erzählen
„Wenn du einen Spruch aus dem Ärmel schütteln willst, musst du ihn vorher reinstecken“: Dieses Bonmot von Rudi Carrell nutzte der Storytelling-Profi René Borbonus, um zu erklären, dass gute Kommunikation auf Vorbereitung und Bildhaftigkeit beruht. Der mitreißende Vortrag zeigte, dass er als Rhetorik-Trainer weiß, wie man gute Geschichten erzählt. Ganz wesentlich: Mit Freude kommunizieren, Phrasen vermeiden, einen Konversationsstil wie mit Freunden pflegen, Bilder als Symbole einsetzen und durch bewusstes Zurückhalten von Informationen Spannung erzeugen. Was eine gute Geschichte ausmacht? „Sie muss einfach, konkret, glaubwürdig, unerwartet und emotional sein. Exzellente Geschichte haben zusätzlich ein klares Credo, einen Helden, einen Kampf und eine emotionale Auflösung.“ Zum Schluss spornte er das Publikum mit einem Salvador-Dali-Zitat an, stets an der eigenen Kommunikation zu arbeiten: „Haben Sie bitte keine Angst vor Perfektion, Sie sind ja weit genug entfernt.“
Zukunft zu Gast in Salzburg
Wie werden sich Urlaub oder Restaurantbesuch in Zukunft verändern? Trendforscher Nils Müller lieferte dazu einen rundum futuristischen Ausblick, bei dem Drohnen aus dem 3D-Drucker, Virtual-Reality-Brillen und Künstliche Intelligenz live zum Einsatz kamen. Seine Erkenntnis: Der Betrieb von morgen gewinnt mit smarter Kommunikation den Kampf um die Aufmerksamkeit der Kunden. Bereits bei der Buchung können die Gäste virtuell zu Besuch kommen. Im Gebäude sind so gut wie alle Objekte vernetzt und interagieren über unterschiedliche Touchpoints – das Internet ist in die reale Welt explodiert und zum Outernet geworden. Digitale Assistenten begleiten den Gast, beantworten Fragen oder liefern Vorschläge auf Basis von erkennbaren Stimmungen. Die Mitarbeiter lassen sich bei Routineaufgaben von multifunktionalen Robotern unterstützen. Derweilen werden in der Küche einige Gerichte bereits komplett im 3-D-Drucker hergestellt. Klar ist für Müller, dass neue Technologien die Zeiten noch volatiler und komplexer werden lassen. „Aber es entstehen dafür auch vollkommen neue Geschäftsfelder für innovative Betriebe.“
Noch mehr Aufwand löst die großen Probleme nicht
„Je mehr über etwas geredet wird, desto weniger ist es vorhanden – so verhält es sich bei der Nachhaltigkeit“, sagte der Soziologe Harald Welzer, der den derzeitigen Diskurs darüber nicht für zielführend hält. Die Gesellschaft versuche, Probleme immer mit noch mehr Aufwand an Energie, Material, Wegen oder Infrastruktur zu lösen – mit teils absurden Ergebnissen wie einem Institut für Siegelklarheit, das Gütesiegel auszeichnet. Nachhaltigkeit, die er lieber „gutes Leben“ nennen würde, solle nicht erst am Schluss einer Entscheidungskette stehen, sondern schon am Anfang: Dann kauft nämlich vielleicht nicht einen größeren, aber dafür effizienteren Kühlschrank, sondern verwendet den alten länger. Das westlich kapitalistische System habe enorme Fortschritte hervorgebracht, vom Wohlstand für die Masse bis hin zu den sozialen Sicherungssystemen und Menschenrechten, „man will sich gar kein System vorstellen, das diese Freiheiten nicht bietet. Aber die expansive Kultur sorgt dafür, dass dieses ganze System in Gefahr gerät“, so Welzer. Daher sei der Klimawandel kein technisches Problem, sondern ein kulturelles.
Wie das Social Internet unsere Gesellschaft verändert
„Die digitale Welt wird mit der realen Welt verschmelzen, die Regeln dafür werden in jedem Bereich neu ausgewürfelt“, sagte Internet-Vordenker Sascha Lobo, der unterschiedliche Entwicklungen zwar kritisch beleuchtete, aber immer auch Chancen für Hotel- und Gastronomiebetriebe aufzeigte. Der soziale Aspekt sei dabei entscheidend: Die Beziehungen zu und zwischen Nutzern produzieren riesige Datenmengen, die eine enorme Wirkmacht entwickeln. Egal ob man es gut oder schlecht finde, die Leute lieben es offenbar, Daten ins Netz zu stellen – meist wegen der Selbstinszenierung. Für Betriebe gelte es, sie dabei zu unterstützen – etwa mit Hashtag-Hinweisen oder auch der richtigen Beleuchtung für Fotos. Eine gute, weitererzählbare Story könne unbekannte Marken heute im Nu groß machen. „Die Sharing Economy á la Uber und Airbnb ist für mich Plattform-Kapitalismus, diese Player entwickeln ein digitales Ökosystem rund um die Kundenbeziehung, über das nur sie die Kontrolle haben“, so Lobo. Daher gelte es, auch eigene digitale Beziehungen zu den Gästen aufzubauen: „In der realen Welt machen Sie das alle sehr gut, aber Sie sollten das auch auf die digitale Welt übertragen, denn Sie haben es mit mächtigen Gegnern zu tun, die Monopole anstreben“, so Lobo.