Ein Klassiker auf der Retro-Welle

Der Allzeit-Liebling Wodka muss sich seinen Platz auf unseren Barregalen wieder mit altbekannten Flaschen teilen. Denn der Gast von heute ist stilsicher geworden und greift gerne auf die guten Drinks aus vergangenen Zeiten zurück. Geradlinige Sours, Gimlets und Old Fashioneds sind somit wieder voll salonfähig.

„Die Bar-Szene ist im Umbruch und Klassiker werden neu erfunden“, bestätigt WEDL Spirituosen-Experte Michael Rokh. „Besonders Gin hat sich in den vergangenen Jahren vom Image des unscheinbaren und braven Begleiters verabschiedet und sich zum Liebling der Trendbewussten gewandelt.“ Schon Queen Mum schwörte auf das Wacholderwässerchen – war der Gin and Tonic doch ihr Lieblingsgetränk. Experten munkeln, dass gerade dieses eingestaubte Image dem Gin zu seiner Renaissance verhalf. Denn was heute hip ist, ist vor allem retro.

Der Boom der letzten Jahre hat tatsächlich Erstaunliches hervorgebracht – den Manufaktur Gin, oder englischer, Craft Gin. Nur handverlesene Kräuter, Beeren, Früchte, Samen, Gewürze und Wurzeln verleihen dem Ausgangsprodukt, einem Brand aus Getreide oder Melasse, bei der letzten Destillation sein unverkennbares Aroma. Die Zusammensetzung dieser sogenannten Botanicals ist das Geheimrezept jeder Destilliere und lässt den Edelbrennern Raum für pfiffige Kompositionen. Was nie fehlen darf, sind die obligatorischen Wacholderbeeren. „40 bis 50 Botanicals individualisieren den durchschnittlichen Gin. Genau 47 sollen es beim Exportschlager aus dem Schwarzwald, Monkey 47, sein“, weiß Rokh. Um wahren Gin-Experten zu imponieren greift man neben Monkey 47 übrigens auf Marken wie Hendrick’s, Tanqueray, Bulldog, Bombay oder Gordon’s Gin zurück.

Pur wird Gin nur von echten Kennern getrunken. Deshalb darf auch das passende Mixgetränk nicht fehlen. Der stilechte „Partner in Crime“ in Sachen Gin ist noch immer das Tonic Water. Die Qualitätsansprüche sind aber auch hier nicht geringer. „In diesem Bereich hat sich enorm viel getan. Schweppes ist noch immer Marktführer, aber der Mitbewerb schläft nicht. Denn hippe Namen wie Thomas Henry, Fever Tree oder Fentimans sind längst keine Unbekannten mehr und punkten mit Qualität und Lifestyle-Image“, so Rokh.

Altbekannt und beliebt:
Wodka ist seit den 70ern aus keiner Bar mehr wegzudenken. Im Gegensatz zu Gin ist er wesentlich leichter kombinierbar und funktioniert auch als Shot. Das „Wässerchen“ hat nach seinem Brennverfahren mit Roggen, Weizen, Gerste, Kartoffeln oder Weintrauben als Grundlage einen völlig neutralen Geschmack. Das macht ihn zu einer beliebten Spirituose für Cocktails und Longdrinks. „Grundsätzlich kann jeder Wodka zum Mixen verwendet werden. Für welche Marke sich der Barkeeper bei seinen Kreationen entscheidet, hängt eindeutig von persönlichen Vorlieben ab“, meint der Experte Rokh.

Marktführer bleibt aber ganz klar der russische Smirnoff. Dabei muss guter Wodka heute nicht mehr zwangsläufig aus Russland kommen. Es gibt 280 Marken aus insgesamt 38 Ländern, darunter namhafte Marken wie Cîroc und Grey Goose aus Frankreich, Belvedere aus Polen, Absolut aus Schweden, Beluga aus Russland und Skyy aus Amerika. Beliebt sind vor allem Special Editions, die an aktuelle Ereignisse angelehnt sind, aber auch die aromatisierten Sorten. „Auch wenn neutrale Wodkas immer noch die Nachfrage anführen, sind aromatisierte Marken nicht mehr vom Markt wegzudenken. Sie werden laufend neu interpretiert und sind extrem wandelbar“, so Rokh.

Drei Fragen an den Getränkeexperten Michael Rokh
Mit welchem Gin-Drink kann man seine Gäste diesen Sommer überraschen?
Mit einem Negroni, dem „Aperitif des Jahres“. Der aus Italien stammende Cocktail mit dem bitter-süßen Geschmack besteht aus 1/3 Gin, 1/3 Campari und 1/3 Wermuth. Am besten serviert man ihn kühl und mit einer Orangenschale garniert.

Gibt es eine optimale Serviertemperatur für Wodka?
Die ideale Temperatur liegt zwischen 5 und 7 Grad Celsius. Bei zu tiefen Temperaturen überlagern sich die Geschmäcker.

Wie wird Wodka von echten Russen getrunken?
In Russland wird Wodka gerne zu den Hauptmahlzeiten getrunken – und das am besten pur ohne Eis und mit Zitronenschale on top.

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