Digitale Transformation im Fokus des branchenübergreifenden Events in Kooperation mit dem Ars Electronica Festival 2017 in Linz
Mehr als 400 Touristiker, Unternehmer und Interessensvertreter sowie Stakeholder aus unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen, Politik, Kultur und Medien folgten am 11. und 12. September 2017 der Einladung zu den 1. Österreichischen Tourismustagen nach Linz. Auf dem Programm, das vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW), der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der WKO und der Österreich Werbung (ÖW) gemeinsam mit Ars Electronica gestaltet wurde, standen spannende Impulse, hochkarätige Speaker und eine interaktive Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der Digitalisierung für Gesellschaft und Tourismus. Neben Information, Diskussion und Impulsen kam natürlich an beiden Tagen auch das Netzwerken nicht zu kurz.
Die Österreichischen Tourismustage gliederten sich unter dem Motto „digital transformation“ am ersten Tag als Themensymposium in das Ars Electronica Festival ein, das in der Linzer Post City über die Bühne ging. Dieser Tag lenkte den Fokus auf jene maßgeblichen technologischen Entwicklungen, die unser aller Zukunft entscheidend prägen werden. So erklärten u.a. Kenric McDowell, Direktor des Artists + Machine Intelligence Program bei Google Research, was mit neuronalen Netzen und selbstlernenden Systemen bereits heute möglich ist. Hiroshi Ishii, Professor am MIT, erläuterte die realen Anwendungen von Internet Of Things (IoT) und Denis Jaromil Roio, CTO und Co-Gründer der Dyne.org think&do Tank, was unter dem Begriff Blockchain gemeint ist.
Ergänzend zu den Keynotes erkundeten die Teilnehmer das facettenreiche Festival-Programm intensiv auf eigene Faust oder nahmen in den Netzwerkpausen an Impulsführungen durch die Ausstellung teil, bei denen die Inhalte der Präsentationen konkret erlebbar gemacht wurden.
Am Abend sprach Wirtschafts- und Tourismusminister Harald Mahrer in der voestalpine Stahlwelt über aktuelle Herausforderungen der Branche und die Chancen der Digitalisierung. „Der Tourismus ist eine Leitbranche für unsere Wirtschaft, die wir weiter entlasten und stärken müssen. Zum einen braucht es Rahmenbedingungen, um im Preiswettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben, zum anderen müssen wir die digitale Transformation unserer Betriebe aktiv unterstützen. Richtig genutzt, können durch die Digitalisierung neue Geschäftsmodelle entstehen und zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Dazu müssen wir die Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Infrastruktur in den Betrieben und Regionen konsequent stärken“, so Mahrer der sich wiederholt für schnelleren Breitbandausbau, eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Nächtigungen und zeitgemäße Arbeitszeitregelungen aussprach.
Der zweite Tag im Ars Electronica Center griff dann die konkreten Auswirkungen der Digitalisierung auf die Tourismus- und Freizeitwirtschaft auf. „Die Tourismuswirtschaft in Österreich solle eine Vorreiterbranche in Sachen Digitalisierung werden“, erklärte die Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der WKO Petra Nocker-Schwarzenbacher. „Dafür müssen wir alle Kräfte bündeln und den flächendeckenden Breitbandausbau vorantreiben, damit die digitale Infrastruktur bis ins hinterste Tal zur Verfügung steht.“ Denn traditionelle österreichische Gastfreundschaft und digitaler Wandel sind für Nocker-Schwarzenbacher kein Widerspruch, sondern ergänzen einander optimal. „Wenn wir diese Herausforderungen gemeinsam mit unseren 90.000 Tourismusbetrieben meistern, wird es uns gelingen, unsere Position als führende Tourismusdestination zu halten und weiter auszubauen.“
In einer moderierten Podiumsdiskussion beleuchteten ausgewählte Expertinnen und Experten aus den verschiedensten Bereichen der Tourismusbranche spannende Aspekte
der neuen Digitalisierungsstrategie des Tourismus. Themen wie die zukünftige Rolle des Urlaubs, das Gast/ Gastgeber-Verhältnis sowie digitale Mitarbeiterqualifikationen wurden dabei von unterschiedlichen Seiten beleuchtet.
Der international renommierte touristische Trendkurator Oliver Puhe skizzierte, was künstliche Intelligenz mit der Tourismusbranche macht. Robert Kolmhofer, Professor für Informations- und Kommunikationstechnologie an der FH-OÖ Hagenberg, wiederum gab einen „Crash Kurs“ in Cybersecurity, indem er aufzeigte, welche neuen Technologien bei der Implementierung notwendiger Sicherheitsmaßnahmen weiterhelfen.
In anschließenden Workshops konnten die Teilnehmer die Sicherheit Ihrer Passwörter an der „Passworthacker Station“ testen, mit digitalen Assistenten wie Siri, Alexa und CO sprechen und die Einsatzmöglichkeiten von Virtual Reality, Augmented Reality und Mixed Reality in Erfahrung bringen.
Der Dienstagnachmittag widmete sich der Kommunikation und wie sich diese mit der fortschreitenden Digitalisierung verändert. „Die Zukunft des Marketings liegt in der datengetriebenen Kommunikation: das Kundenverhalten dazu nutzen, um die richtige Botschaft der richtigen Person zum richtigen Zeitpunkt über den richtigen Kanal schicken. Und das in Echtzeit“, erläuterte Dr. Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung.
Dazu brauche es für sie neben einem „technological turn“ auch einen „cultural shift“. Sofern die richtigen Daten zur Verfügung stehen und intelligent genutzt werden, eröffnen sich nie zuvor dagewesene Möglichkeiten der Personalisierung. „Dazu braucht es aber breite Kooperation im Tourismusmarketing. Denn nur gemeinsam werden wir die relevanten Datenmengen schaffen, um zu lernen, besser zu werden und so das Geschäft von morgen zu sichern“, so Stolba.
Unverändert erfolgsentscheidend bleiben emotionale Inhalte. Ab 2018 richtet die Österreich Werbung ihre Kommunikation verstärkt auf die tief liegenden Reise-Sehnsüchte der Menschen aus – und zwar abgestimmt auf den jeweiligen Kulturkreis. Auf welche digitalen Möglichkeiten die nationale Tourismusorganisation in der internationalen Marktbearbeitung setzt und wie Betriebe und Regionen davon profitieren können, erläuterten Expertinnen und Experten der weltweiten ÖW-Vertretungen und aus Wien. Diese standen den ganzen Tag für persönliche Gespräche und weiterführende Einblicke in Österreichs wichtigste Herkunftsmärkte zur Verfügung.
Ins Gespräch konnte man bei den 1. Österreichischen Tourismustagen jedoch nicht nur mit Menschen kommen: Wo und wann welcher Vortrag stattfindet, detaillierte Informationen zu den Speakern und Inhalten der Vorträge, aber auch zum Catering oder dem Wetter in Linz–Fragen wie diese beantworteten auch der Sprachassistent Alexa im Foyer des Ars Electronica Centers sowie der Event Bot Austria. Diesen setzten die Veranstalter auch erstmalig bei der Anmeldung zu diesem neuen Veranstaltungsformat ein.