Tiroler Wellness Kongress 2018: Total digital, ganz normal.

Glück und Wohlbefinden durch Bits und Bytes? Digitalisierung ist in aller Munde, aber nicht jedem schmeckt’s.

Das Geschäft mit Gesundheit und Wohlbefinden ist eine Goldgrube. Eine Reihe von Angeboten zur Förderung der körperlichen und geistigen Gesundheit wurde von der Wellness- und Hotelbranche bereits entwickelt und erfolgreich auf den Markt gebracht. Aktuell ist es die Digitalisierung, die neue Türen öffnet – durch die aber nicht jeder gesundheitsbewusste Gast automatisch gehen will, manche streben ganz im Gegenteil nach „Digital Detox“. „So wie die Gäste selbst auch die Wellnessbranche hin- und hergerissen zwischen der Hi-Tech-Wellness-Innovation aus dem Silicon Valley und der Anti-Tech-Philosophie, die sich auf eine bisher engere Position der Wellnessbranche bezieht, die sich weitgehend um uralte alternative Praktiken dreht“, attestiert etwa David Bosshart, Trendanalytiker und Geschäftsführer des GDI Gottlieb Duttweiler Institute for Economic and Social Studies. In seiner aktuellen Studie „Wellness 2030. Die neuen Techniken des Glücks“ wagte Bosshart eine Decodierung des Glücks. Auf der einen Seite stehe die Wellness-Bewegung, die Gesundheit nicht mehr nur als Abwesenheit von Krankheit sieht, auf der anderen Seite stünden die Werkzeuge des Geistes, also die richtige Haltung, Achtsamkeit und andere Formen der Selbstreflexion. Durch die Digitalisierung seien diese Werkzeuge technisch erweitert worden und machten das Glück individuell messbar. „Wir sind immer weniger, wer wir waren, wir werden immer mehr, was wir aus uns machen“, so Bosshart, der beim Tiroler Wellness Kongress am 14. Juni auf der Villa Blanka als Hauptredner „Wege in ein neues Zeitalter“ aufzeigen will.

Der Mensch lebt nicht von Daten allein
„Wir werden uns Schritt für Schritt bewusst, wie wir mit Hilfe von neuen Technologien unser Potenzial erweitern, besser hören, sehen, schneller lernen und somit über uns hinauswachsen können“, umreißt Bosshart die Möglichkeiten, welche die Digitalisierung für die Angebotsentwicklung der Gesundheits- und Wellnessbranche eröffnet. Doch es gibt auch konträre Stimmen. Thomas Reisenzahn, Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung, etwa redet dem „Digital Detox in der Wellnesshotellerie“ das Wort und erkennt ein Bedürfnis nach Entschleunigung als attraktive Angebotsidee: „Die digitale Überforderung, die damit einhergehende Reizüberflutung und der Stress, vieles gleichzeitig tun zu müssen, wird für immer mehr Menschen zum Problem. Hier zeichnen sich neue Geschäftsfelder ab. Die Hotellerie darf diese Entwicklung nicht verschlafen. Mit Sicherheit gibt es in Zukunft Bedarf an digitalfreien Orten, ähnlich wie Nichtraucherzonen. Und wenn schon online, dann über die neu entwickelten optischen WLAN‐Hotspots, die verträglicher sind und zum Strahlenschutz beitragen“, ist Reisenzahn überzeigt. Ob es zwischen beiden Positionen beim Tiroler Wellnesskongress zum Showdown kommt – auch Reisenzahn ist geladener Redner – bleibt abzuwarten. Für Bosshart stehen sich beide Sichtweisen gar nicht so unversöhnlich gegenüber: „Jeder der sich für die Zukunft von Technologie und Wellness interessiert, muss wissen, was auf ihn zukommt, ob er sich nun für die Integration in sein Unternehmen entscheidet oder nicht.“ Und sollte beim Tiroler Wellness Kongress am 14. Juni auf der Villa Blanka vorbeischauen.

Programm und Anmeldung: www.standort-tirol.at/wellnesskongress18