Walter Buchegger, 1968 – 2018

Die österreichische Weinszene trägt Trauer, das Kremstal und die Traditionsweingüter (ÖTW) ganz besonders: Topwinzer Walter Buchegger (50) schied in der Nacht zum Sonntag, 3. Juni 2018, aus dem Leben. Er hinterlässt seine Partnerin Silke Mayr, mit der er das gemeinsame Doppel-Weingut Buchegger & Mayr führte und zwei kleine Kinder hatte, Valerie (3) und Simon (5). Sowie seine Eltern, einen Bruder und zwei Schwestern.

Walter Buchegger war in den vergangenen Jahrzehnten und bis zuletzt einer der Aufsteiger der Branche. Schon in jungen Jahren übernahm er das kleine, elterliche Weingut in Gedersdorf bei Krems. Als Absolvent der Weinbauschule Krems (1986) jobbte er danach in renommierten Weingütern, unter anderem bei Willi Bründlmayer. Damals erwarb er sich den Ruf des „jungen Wilden“, des Qualitätsfanatikers, der gerne neue Dinge ausprobierte, in Weingarten und Keller. Ein Riesen-Winzertalent jedenfalls, das in den 1990er-Jahre im Kremstal heran reifte.

Vinaria hatte ihn damals schon entdeckt. Im Problemjahr 1996 gewann Walter Buchegger völlig überraschend mit seinem Riesling Moosburgerin die große Sortenverkostung dieses Jahrgangs. Bald zählte der junge Wilde aus Gedersdorf zur Kremstaler Winzerspitze, in den Folgejahren erklomm er einen fixen Platz in der Weißweinelite Österreichs. Sein Fokus lag, bedingt durch Region und Lagen, auf Grünen Veltlinern und Riesling. Die Segmente deckte das Weingut Buchegger in einem dreistufigen System ab: Einstiegsweine, meist von jungen Rebanlagen. Das Mittelsegment bereits mit je einem Lagenwein und pro Sorte dann ein herausragender Spitzenwein aus seinen besten Einzellagen.

Legendär bereits damals von Walter Buchegger war neben dem Riesling Moosburgerin der Grüne Veltliner Pfarrweingarten. Später kam der GV Reserve Leopold dazu, gewidmet seinem Vater. In weiterer Folge wurde das Weingut Mitglied der Österreichischen Traditionsweingüter (ÖTW) und zeichnet dort die Einzellagen Vordernberg (GV) und Moosburgerin (RI) aus. Mit seinen Topweinen landete Walter Buchegger bei Vinaria-Verkostungen und zahlreichen anderen renommierten Degustationen im In- und Ausland serienweise Erfolge.

2008 legte Walter Buchegger sein Weingut mit jenem seiner Partnerin Silke Mayr vom Vorspannhof in Droß nördlich von Krems zusammen. Die beiden Güter wurden zwar getrennt geführt, aber aus einem gemeinsamen Betrieb, der Buchegger & Mayr GmbH. Ein Neubau entstand in Droß, ebenso das Privathaus. Vinaria zeichnet das Weingut von Walter Buchegger seit vielen Jahren mit 4 von 5 Kronen aus, es zählt damit zu den etwa 60 besten Weingütern Österreichs. Seine Weine errangen im Vinaria Guide immer wieder die Höchstwertung von 5 Sternen, viele andere 3 und 4 Sterne.

Bis zuletzt zählte Walter zu den coolen Winzern, stets innovativ, immer auf der Suche nach Neuem. Privat ein toller Verkoster, immer nach dem Motto, das Bessere ist der Feind des Guten. Vinophil galt Walters Liebe, neben den Weißweinen, auch dem Chardonnay, im Barrique ausgebauten Rotweinen, zuletzt ganz besonders dem Pinot Noir. Zu allerletzt setzte er seinem Lebenswerk noch einen tollen Winzersekt drauf.

Als Mensch war Walter Buchegger ebenso eine Ausnahme-Erscheinung wie als Winzer. Immer verbindlich, sachlich und freundlich. Hoch kompetent und allseits beliebt. Ein echter Kumpel. Ich kenne niemanden, der ein schlechtes Wort oder eine giftige Anekdote über Walter verloren hätte. Sein Netzwerk war eng gewebt, kein Weinabend war ihm zu klein, keine Messe zu groß. Die Hochachtung der Kollegenschaft widerfuhr ihm ungeteilt.

Als ich gestern Abend für den kleinen Nachruf auf den großen Winzer recherchierte, habe ich – wie andere Freunde auch – eine Flasche Buchegger-Wein geöffnet. Gefunden als versprengte Einzelflasche in meinem Keller. Ein Grüner Veltliner Pfarrweingarten 1997 war es. Bei perfekter Temperatur und mit etwas Luft lief diese Flasche zur Höchstform auf. So als wollte sie einen letzten gleißenden Kremstaler Sonnenstrahl auf ihren Winemaker richten.

Walter Buchegger hat seine Spuren in Österreichs Weinwelt hinterlassen, in deren Olymp hat er sich verewigt. Unser Mitgefühl gilt seiner Partnerin Silke Mayr, seinen beiden kleinen Kindern Valerie und Simon, seinen Eltern und Geschwistern.

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