Die Privatbrauerei Zwettl verarbeitet seit vielen Jahren Rohstoffe aus der heimatlichen Region: So wurde der Hopfenanbau auf Initiative der Privatbrauerei rund um die Braustadt Zwettl vor mehr als drei Jahrzehnten wieder aktiviert, das gute Brauwasser bezieht Zwettler aus eigenen Quellgebieten und der Bedarf an Braugerste stammt zum überwiegenden Anteil aus regionalem Anbau.
„Wir leben unsere Kooperationen mit unseren langjährigen Zwettler Hopfenbauern sowie der Waldviertler Erzeugergemeinschaft Edelkorn für Braugerste partnerschaftlich und intensiv“, freut sich Brauereiinhaber Mag. Karl Schwarz.
Regionstypischer Genuss: Zwettler Bier schmeckt „nach Waldviertel“
„Meine Familie hat den Hopfen zurück ins Waldviertel gebracht. Rund um Zwettl ernten sieben Partner-Landwirte auf knapp 14 Hektar Anbaufläche Jahr für Jahr durchschnittlich 20.000 Kilogramm vorzüglichen Hopfen. Wir sind stolz darauf, in fünf Orten zwölf Hopfengärten sowie fünf Darren zur Trocknung und Zwischenlagerung des Hopfens zu haben“, so Karl Schwarz. Er erklärte, künftig auch weitere Spezial-Hopfen im Waldviertel kultivieren zu wollen.
„Es ist der Wunschtraum jedes Brauers, wenn alle Zutaten aus seiner Gegend kommen – denn dann ist das Zusammenspiel ideal und das Bier besonders harmonisch“, erläutert der Zwettler Braumeister Heinz Wasner. Er ist der Ansprechpartner für die sieben Bauernfamilien, die de-facto-Vertragslandwirtschaft betreiben. „Wir sind eine verschworene Gemeinschaft“, weiß Josef „Sepp“ Fröschl, Hopfenbauer seit 25 Jahren.
„Für uns ist es ein besonderes Gefühl, den Grund und Boden und die Bauern zu kennen, die unsere Rohstoffe anbauen. Das garantiert die Authentizität der Waldviertler Biere“, so Karl Schwarz. Ein Mehrwert, den er in Form eines vereinbarten „Waldviertelbonus“ an die Landwirte weitergibt.
„Genauso wie man das Waldviertel mit Ruhe und Natur assoziiert, ist das Bier und die Braukultur mit dem Waldviertel eng verwoben und wenn wir in unserer Heimat von Bier sprechen, dann meist von den tollen Produkten der Zwettler Brauerei von Karl Schwarz. Die Idee, mit Bauern über einen langen Zeitraum zusammenzuarbeiten, die Menschen hinter den Rohstoffen kennenzulernen, deren Ängste, Sorgen und auch Ideen hören und verstehen und schließlich ein natürliches, echtes und wunderbares Produkt herzustellen, ist etwas ganz Besonderes. Hinzu kommt, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt. Viele Menschen haben einen sicheren Arbeitsplatz, sei es bei der Brauerei direkt, oder in den Zulieferbetrieben, hier werden Existenzen gesichert“, so die Waldviertler Abgeordnete zum Nationalrat, Angela Fichtinger.
Die Seele des Bieres: Wiederentdeckung im Waldviertel
Der Hopfenanbau im Waldviertel blickt auf eine lange Tradition: Mit Beginn des Ersten Weltkrieges musste der Hopfen allerdings dem Brotgetreide weichen und wurde danach kaum noch kultiviert. Der Privatbrauerei Zwettl ist es zu verdanken, dass die lange Zeit in Vergessenheit geratene Kulturpflanze im Waldviertel wieder heimisch geworden ist: Komm.-Rat Karl Schwarz sen. hat vor über 30 Jahren die ersten Landwirte dazu „überredet“, es wieder mit dem Hopfenanbau zu versuchen. Hinweise hat er damals aus Wegbezeichnungen und historischem Material erhalten: „Wenn in einer Gegend Wege `Hopfenleiten` oder `Hopfendank` heißen, kann das doch nur bedeuten, dass Hopfen eine Rolle gespielt hat.“ Mit dem Hopfenanbau ist im Raum Zwettl ein altes Kulturgut wiederbelebt worden – dass dies großes Engagement und Begeisterung braucht, ist klar.
Wie der Hopfen ins Bier kommt
Bereits eine Dolde reicht, um einem Seidl Bier „den typisch bierigen Geschmack zu verleihen“, weiß Braumeister Wasner. Jährlich werden mehr als 20 Tonnen Hopfen der Sorten “Zwettler Perle”, “Hallertauer Tradition” sowie „Magnum“ zuerst direkt in den Darren auf den Höfen im Waldviertel getrocknet und zur Weiterverarbeitung aufbereitet. Dazu werden sie – nach erfolgreicher Prüfung der Qualitätsstufen – luftdicht in 50kg schwere Viereckballen verpackt. Die Weiterverarbeitung zu Pellets erfolgt in Oberösterreich. „Dabei erhält der Hopfen nur eine andere Form – das Gute wird besser gespeichert, es gibt keine Geschmacksverluste durch Lagerung.“ Bei der Herstellung werden die getrockneten Hopfendolden zuerst zerkleinert und dann gepresst. „Das ermöglich uns die individuell angepasste Hopfengabe fürs Bier“, so Wasner.
Der Hopfen mag das „Waldviertler Reizklima“
Hopfen braucht viel Wasser und ein raues Klima mit starker Sonneneinstrahlung und deutlichen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht, um wachsen zu können.
Daher gibt es in Österreich nur drei relevante Anbaugebiete mit rund 260 Hektar Fläche: Neben dem Waldviertel sind nur noch Böden und Klima wie im Mühlviertel oder dem steirischen Leutschach geeignet, um die empfindliche Pflanze zu kultivieren. Allerdings kann mit der gesamten heimischen Erntemenge hochgerechnet nur ein Drittel der in Österreich produzierten Biermenge abgedeckt werden. Hopfenproduktion im großen Stil betreiben in Europa Deutschland mit 16.800 Hektar und Tschechien mit rund 4.300 Hektar Anbaufläche.
Faktenkasten:
• 14 ha Hopfen-Anbaufläche
• 7 Bauernfamilien
• 5 Darren
• durchschnittlich 20.000 kg Hopfenernte pro Jahr
• seit Anbaustart wurden 600.000 kg Hopfen für Zwettler geerntet
• Hopfen für heimisches Bier wächst im Waldviertel, Mühlviertel und um Leutschach
• die gesamte heimische Hopfenmenge reicht nur für 1/3 des in Österreich produzierten Bieres aus!
Über den Hopfen:
„Bier ist weiblich“: die schöne Unbekannte Humulus lupulus
Der Hopfen ist den meisten wohlvertraut vom Biertrinken. Er ist derjenige, der das Bier herb macht und ihm Aroma gibt, außerdem ist er teilweise für die beruhigende Wirkung und die Haltbarkeit des Bieres verantwortlich. Für das Bierbrauen werden nur Teile der weiblichen Pflanze – die Dolden – verwendet.
Der Hopfen gehört botanisch zu den Hanfgewächsen. Die Kletterpflanze mit den zackigen Blättern und hübschen grüngelben Zapfen – den Dolden – rankt sich an den Gerüstanlagen hoch und wächst vorwiegend während der Nacht.
Ernte-Erlebnis für Groß und Klein
Bei der spektakulären Ernte im Spätsommer werden die Hopfenranken von den bis zu acht Meter hohen Klettergerüsten gezogen. Die Hopfenernte erfolgt heutzutage zwar maschinell, erfordert aber dennoch großes Geschick der Landwirte und wird mit zumeist selbstgebauten hohen Aufbauten auf den Traktoren durchgeführt. Am Hof ist dann der Einsatz der gesamten Familie gefragt: Die Hopfendolden, die für den markanten Biergeschmack verantwortlich zeichnen, werden maschinell abgezupft und müssen möglichst schnell getrocknet werden, da die wertvollen Inhaltsstoffe sehr luft- und temperaturempfindlich sind. „Was beim Wein das „Lesen“ ist beim Hopfen das „Zupfen“, erklärt Heinz Wasner.