Unklare Perspektiven für nächsten Urlaub

Die Frage, wann die Grenzen wieder offen und Reisen möglich sein werden, beschäftigt Tourismuswirtschaft und alle, die vielleicht schon einen Urlaub stornieren mussten, gleichermaßen. Hotellerie und Gastronomie schreiben mit jedem Tag Verluste. Die nächste Auslandsreise steht in den Sternen, auch nach einer Pressekonferenz von ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) am Mittwoch. Klar wurde dort: Schnell dürfte es nicht gehen, selbst der Urlaub in Österreich wird anders aussehen als gewohnt.

Nach dem Handel nach Ostern sollen auch Hotellerie und Gastronomie mit Mai wieder hochgefahren werden, sagte Köstinger bei der Pressekonferenz – aber gleichfalls mit spezifischen Sicherheitsvorkehrungen. Die Schwimmbäder sollen im Sommer offen sein. Ein rasches Zurück zur gewohnten Reisefreiheit werde es nicht geben, signalisierte Außenminister Schallenberg. Österreich könne diesen Schritt ohnehin nicht allein machen.

Wie der Urlaub, auch in Österreich, und der Besuch im Strandbad, sofern tatsächlich offen, in diesem Sommer im Detail aussehen könnte, blieb auch nach Pressekonferenz unklar. Bis Ende April solle evaluiert und ausgearbeitet werden, so Köstinger. „Das betrifft vor allem Gastronomie und Restaurants – bis hin zu großen Ferienbetrieben. Es wird aber neue Verhaltensregeln in sich bergen müssen, bis wir einen Impfstoff zur Verfügung haben, mit dem wir das Virus bekämpfen können.“ Es sei klar, dass ein Selbstversorgerquartier nicht dasselbe sei wie ein Frühstücksraum in einem großen Hotel. Das dürfte heißen: Abstand und Mund-Nasen-Schutz (MNS), der, so Köstinger, ohnedies schon „im Alltag angekommen“ sei.

Köstinger betonte, dass sich Österreich, Europa und die Welt auf „massive Einschränkungen der Reisefreiheit einstellen“ müssten. „Niemand kann sagen, wie sich die Situation in Europa und der Welt weiterentwickeln wird.“

„Vollbremsung“ für die ganze Branche
Köstinger sprach einleitend von einer für die Tourismuswirtschaft noch nie da gewesenen Situation, einer „Vollbremsung“, erinnerte an die Wertschöpfung und daran, dass es im Februar noch 20 Mio. Nächtigungen gegeben habe – die gegenwärtige Situation sei vor ein paar Wochen schlicht undenkbar gewesen.

Die Tourismusministerin verwies auch auf die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung für Hotellerie, Gastronomie und Freizeitwirtschaft, von Kreditgarantien bis zum Härtefallfonds. Die Ministerin betonte auch, dass der Tourismus vor allem in ländlichen Regionen strukturpolitisch wichtig sei. Steht er still, trifft das die ganze regionale Wirtschaft rundherum.

Nicht alle Länder „im Gleichschritt“
Schallenberg machte, was ein rasches Zurück zur gewohnten Reisefreiheit, wie er das schon am Wochenende getan hatte, eher wenig Hoffnung. Österreich sei bei der Eindämmung der Pandemie auf einem guten Weg, es seien aber nicht alle Länder „im Gleichschritt“ unterwegs, andere gingen erst in Richtung „Lock-down“ und würden noch länger brauchen, um mit der Krise fertigzuwerden. Schallenberg erinnerte daran, dass gerade erst am Wochenende eine Reisewarnung für New York ausgesprochen wurde, am Mittwoch gleich für mehrere Länder, darunter Belgien und Portugal. Für 24 Länder gelte die höchste Reisewarnung.

Global befinde man sich derzeit noch „voll“ in der Krise, sagte Schallenberg. Man könne die volle Reisefreiheit nicht herstellen, solange das Coronavirus nicht „global besiegt“ sei. Er sei sich bewusst, dass das sehr hart sei, es gehe schließlich nicht nur um Urlaube, sondern etwa auch darum, dass Menschen ihre Angehörigen nicht sehen könnten. Aber: „Wir müssen hier Hausverstand walten lassen“, so der Minister. Zu früh zum gewohnten Status quo zurückzukehren würde bedeuten, dass man, was man schon erreicht habe, aufs Spiel setze und eine zweite Infektionswelle riskiere. „Bitte, halten Sie durch, auch in puncto Reisefreiheit.“

Mehr als 7.000 Personen aus dem Ausland zurückgeholt
Eingangs hatte Schallenberg eine Zwischenbilanz der Rückholungen aus dem Ausland gezogen und aktuelle Zahlen auch zu Österreicherinnen und Österreichern im Ausland geliefert. Laut seinen Worten wurden mit 37 Flügen bisher 7.100 Personen aus 27 Ländern nach Österreich zurückgebracht. Derzeit befänden sich noch an die 3.500 aus beruflichen oder privaten Gründen im Ausland, von denen rund 1.000 zurückwollten, „über den ganzen Globus verstreut“. Dabei handle es sich aber vorwiegend um Kleingruppen und Einzelpersonen, sagte Schallenberg, die großen Rückholaktionen seien beendet. Auch Einzelpersonen würden, speziell auch, wenn sie nicht mehr ausreisen konnten oder können, von den diplomatischen Vertretungen in allen möglichen Belangen an Ort und Stelle unterstützt.

„Reisefreiheit, wie wir sie gekannt haben“
Schallenberg hatte sich schon zuletzt ähnlich wie vor ihm Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gegen eine „verfrühte“ Rückkehr zum Gewohnten ausgesprochen. „Selbst wenn wir des Coronavirus in Österreich Herr geworden sind, werden wir nicht unmittelbar zu uneingeschränkter Reisefreiheit zurückkehren können." Es sei davon auszugehen, „dass einige Länder noch länger brauchen werden, um das Virus unter Kontrolle zu bekommen, und daher weiterhin als Risikogebiete gelten werden“, hatte der Außenminister am Sonntag gesagt.

Kurz hatte zuvor gleich gar keine verfrühte Hoffnung aufkommen lassen. „Solange es keine Impfung oder keine wirksamen Medikamente gibt, wird uns diese Krankheit begleiten. So lange wird es auch die uneingeschränkte Reisefreiheit, wie wir sie gekannt haben, nicht geben", hatte der Bundeskanzler etwa der „Kleinen Zeitung“ und den „Salzburger Nachrichten“ („SN“) gesagt. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir in Österreich diese Krankheit besiegen und sie dann fahrlässig aus anderen Ländern wieder importieren. Unser langfristiges Ziel ist, wieder ein Europa der offenen Grenzen zu gewährleisten, das ist klar. Aber in dieser Ausnahmesituation darf man auf keinen Fall voreilig falsche Schritte setzen“, zitierten ihn am Wochenende die „Oberösterreichischen Nachrichten“ („OÖN“).

FPÖ und NEOS reagierten mit harscher Kritik. Der freiheitliche Klubobmann Herbert Kickl nannte die Aussagen einen Ausdruck einer „DDR-Geisteshaltung, die man in Europa längst überwunden glaubte". Der stellvertretende NEOS-Klubobmann Gerald Loacker zeigte sich „schockiert“. Eine „völlige Abschottung Österreichs bis 2021 ist absolut unvorstellbar – aus persönlichen, wirtschaftlichen und politischen Gründen“.

Tourismus wird noch lange mit Krisenfolgen kämpfen
Berechtigte Sorgen macht das Thema natürlich der Tourismuswirtschaft, die stark unter den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie leidet. Auch wenn die Gastronomie wie zu Wochenbeginn im „Fahrplan“ der Bundesregierung angekündigt in ein paar Wochen wieder schrittweise öffnen darf, ist der wirtschaftliche Schaden enorm.

Dieser werde die Branche auf Jahre beschäftigten, sagte zuletzt Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer (WKÖ). „Selbst wenn der Tourismus wieder anzieht, wird es vier bis fünf Jahre dauern, bis wir wirtschaftlich wieder dort anschließen können, wo wir vor Corona waren. Uns bleibt nur zu hoffen, dass nach Ausgangssperren und der Einschränkung der Reisefreiheit das Bedürfnis nach Urlaub wieder groß sein wird.“