Der Begriff ist in aller Munde, zu wenige Akteure – gerade in der Hotellerie – wissen allerdings, was es mit dem „Digital Leadership“ genau auf sich hat. Um diesem wichtigen Thema, an dem in Zukunft kein Unternehmen mehr vorbeikommen wird, mehr Präsenz zu verschaffen, lud die Brandnamic Academy am Donnerstag, den 22. Oktober, zu einem abendlichen Webinar mit Hotelcoach Stephanie Ganterer.

Was ist Digital Leadership, warum versteckt sich hinter diesem zunächst etwas sperrigen Terminus so viel mehr, als er zunächst vermuten lässt? Worin liegen die Unterschiede zur konventionellen Unternehmungsführung eines Unternehmens, und warum wird bald auch in der Hotelbranche niemand mehr auf Digital Leadership verzichten können? Vor allem: Wie führt man am besten „digital“? Referentin Stephanie Ganterer erläuterte diese Fragestellungen auf anschauliche Weise und mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis.

Was ist Digital Leadership? Digital Leadership in der Hotelbranche bedeutet laut Ganterer nicht einfach eine reine Digitalisierung des Betriebs; vielmehr ist der Einsatz technischer Hilfsmittel lediglich die Basis, um für die Mitarbeiter mehr Freiraum zu schaffen für ihre eigentliche Arbeit: das Gastgeberdasein. Doch es reiche noch viel weiter, erklärte Ganterer: „Eines der Ziele von Digital Leadership ist es, Hierarchien abzuflachen, Führung in Teilen abzugeben, Kompetenzen und Verantwortung an fähigen Mitarbeitern zu übertragen. Es bedeutet, absolutes Kontrollbedürfnis durch Vertrauen zu ersetzen.“ Auf ein traditionelles, starres Regelwerk, etwa im Bereich des Konfliktmanagements, verzichtet man zugunsten eines konstruktiven Umgangs mit Fehlern, bei dem jeder vom anderen lernet. Das gemeinsame Ziel aller sei der stete Austausch, so Ganterer. Führungskräfte selbst sitzen im Team, die Entscheidungskraft lieget nicht mehr allein bei ihnen, sondern auch bei Projektmitarbeitern: Das machet sich bezahlt, denn Vertrauen in die Mitarbeiter führet immer auch zu mehr Eigenverantwortung und Motivation, gerade bei der jüngeren Generation.

Die Vorteile von Digital Leadership. Wer sich zum Sprung ins Digital Leadership entscheidet, hat keine Verluste zu befürchten, kann dafür aber mit einer ganzen Reihe von Vorteilen rechnen und macht sein Unternehmen vor allem zukunftsfähig. Es gilt, Mut zu strukturellen Neuerungen zu haben, die jede Umstellung mit sich bringt. Schließlich bedeutet Digital Leadership mehr Wettbewerbsfähigkeit und eine beträchtliche Arbeitsentlastung durch Digitalisierung einerseits, mehr Teamwork und Delegieren von Verantwortlichkeit andererseits. Dem Hotelier fordert es natürlich ein Umdenken ab: das Ablegen alter hierarchischer Strukturen und eine größere Innovationsfreude, Kreativität, geistige Flexibilität – aber das sind heute ohnehin die Voraussetzungen dafür, um ein Unternehmen erfolgreich zu führen.

Elemente und Modelle des Digital Leadership. Drei Elemente sind laut Ganterer bei der Überführung eines traditionell geführten Betriebs in ein Unternehmen mit Digital Leadership zentral. Man stärkt die Mitarbeiter, die Produktivität und Aktivität und nutzt so Potenziale viel besser. Die dazu eingeschlagene Richtung gibt das Unternehmen selbst vor: Jeder Hotelier sollte sich die Frage stellen, was zu seinem Haus am besten passet, für welche Kommunikationstools, welche Aufgabenverteilung, welche Art der Mitarbeiterführung und des Recruitings man sich entscheiden möchte. Zuletzt, der unabkömmliche Faktor Technologie: Es gilt, immer up to date zu sein, die Arbeitsprozesse der Mitarbeiter zu vereinfachen und gleichzeitig zu verfolgen, was der Markt und die Mitbewerber machen, welche Bedürfnisse die Zielgruppen haben. Verschiedene Modelle, die Ganterer im Rahmen ihrer Ausführungen präsentierte, stellen vor allem Eigenschaften Offenheit, Partizipation, Agilität, Vertrauen, Empathie und Flexibilität als zentrale Aspekte für Digital Leader in den Fokus.

Recruiting. Einen detaillierteren Exkurs gab Ganterer zum gerade für die Hotelbranche immer bedeutender werdende Thema Recruiting. Hier ist es von größter Wichtigkeit, in fähige Mitarbeiter zu investieren und schon bei der Suche nach Angestellten aufzufallen, etwa mit einer eigenen Website für Mitarbeiter, dem richtigen Recruiting-Mix in den sozialen Medien, der Bewerbung in Fachschulen oder auf Messen. Sie regte die Teilnehmer dazu an, neue Wege zu gehen, etwa mit Online- Bewerbungsgesprächen, oder indem man Bewerber dazu auffordere, sich mit einem Video vorzustellen – dies schließe Kandidaten, die technologisch unflexibel sind, automatisch aus.

Kompetenzen eines Digital Leader. Digitale Kompetenz, Ganterer resümierte, reicht also nicht aus, um ein guter Digital Leader zu sein. Vielmehr sollte sich der Unternehmer der Zukunft durch Agilität und einen innovativen Geist auszeichnen, Kollaborations- und Kommunikationsstärke besitzen, Teamwork beherrschen, eine positive Fehlerkultur vertreten und stets ergebnisorientiert mit Blick auf strategische Zwischenziele arbeiten – vor allem aber sollte er immer neugierig und offen für Neues bleiben und seinem Beruf mit niemals nachlassender Leidenschaft nachgehen.

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