Kälbertransporte: Schrittweise Verbesserungen im Jahr 2021 in Sicht

Etwa ein Jahr sind die Aufdeckungen der Kälbertransporte von Österreich bis in den Libanon her. Durch Corona steigt das Bewusstsein für regionale Lebensmittel, der neue Tierwohl-Pakt soll unter anderem die inländische Kalbfleisch-Produktion stärken und eine aktuelle Auslegung des Gesetzes zum Tiertransport verkürzt die Fahrtdauer am Stück. Der Verein Land schafft Leben informiert über aktuelle Entwicklungen und fordert eine verpflichtende Kennzeichnung der Herkunft bei Lebensmitteln.

Das Werte-Bewusstsein für österreichische Lebensmittel in der Bevölkerung steigt. Das lässt sich aus einer Studie der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) herauslesen, die im Sommer nach Ausbruch von Corona veröffentlicht wurde. In dieser bewerten Österreicherinnen und Österreicher heimische Lebensmittel als krisensicherer und umweltfreundlicher. Diese neuen Werte sind eine Chance für eine Reduktion der Kälbertransporte ins Ausland. Denn Österreich transportiert pro Jahr fast 50.000 Kälber ins Ausland, während über 100.000 Kälber – vor allem aus den Niederlanden – in Form von Kalbfleisch importiert werden. Würde Österreich mehr Kälber im Inland mästen und verkaufen, könnten Kälbertransporte zu einem großen Teil verhindert werden. Hannes Royer, Obmann des Vereins Land schafft Leben, fordert daher eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung:

„Gerade jetzt zu Zeiten von Corona sehen wir: Die Menschen wollen österreichische Lebensmittel. Doch macht man es ihnen unnötig schwer, diese zu erkennen. Sobald die Gastronomie wieder aufmacht, bekommen die Leute weiterhin ein anonymes Kalbschnitzel aufgetischt. Sie können nur raten, wo und wie es produziert wurde. Wir leben im Jahr 2021: Mittlerweile sollte Transparenz in Form einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung selbstverständlich sein.“

Pakt für mehr Tierwohl soll inländische Kalbfleisch-Produktion stärken
Derzeit deckt Österreich seinen Bedarf an Kalbfleisch laut Branchen-Schätzungen nur zu etwa einem Drittel selbst ab. Genügend heimische Kälber gäbe es zwar, doch ist das Kalbfleisch aus dem Ausland billiger. Der Tierwohl-Pakt der Regierung schafft daher Anreize für Bäuerinnen und Bauern, mehr Kälber im Inland zu mästen. Außerdem sollen neue Vermarktungsstrategien helfen, das Bewusstsein für heimisches Kalbfleisch zu stärken. Konkret soll die österreichische Produktlinie „Kalb rosé“ in das AMA-Gütesiegel aufgenommen werden und so stärker wahrgenommen werden. Hannes Royer sieht darüber hinaus Aufholbedarf in der Bewusstseinsbildung zum Thema der Farbe von Kalbfleisch:

„Fleisch von gesunden Kälbern sollte rosa und nicht weiß sein. Das ist bei vielen Menschen noch nicht angekommen. Provokant gesagt: Immer, wenn Kalbfleisch weiß ist, wurde das Kalb nicht artgerecht gehalten und hatte einen massiven Eisenmangel. Es ist also das Beste, heimisches rosa Kalbfleisch zu kaufen.“

Aktuelle Entwicklungen im Kälbertransport
Im Kälbertransport gab es bislang immer wieder Unklarheiten, wenn es um die erlaubte Beförderungsdauer ging. Diese legten Tierschutzorganisationen anders aus als Tiertransport-Unternehmen oder Rinderzuchtverbände. Eine Stellungnahme der EU aus dem zweiten Halbjahr 2020 bringt nun Klarheit. Die neue Auslegung des Begriffes „Beförderung“ führt zu einer etwas kürzeren Fahrtdauer für die Tiere am Stück, da die Be- und Entladung der Tiere nun in die Beförderungsdauer eingerechnet werden müssen. Mehr spannende Informationen rund um Kälbertransporte sind auf der Webseite des Vereins zu finden: https://www.landschafftleben.at/hintergruende/kalbertransport

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