Was sagt mein Titer aus? Warum Antikörpertests vor der Auffrischungsimpfung sinnvoll sind

Dr. Ralf Arnecke ist Leiter für spezielle Laboratoriumsmedizin und begleitet das Böblinger Pilotprojekt der kostenfreien COVID-19-Antikörper-Bürgertestung, welches seit dem 23. Februar läuft.

Ziel ist es, über die Titerbestimmung aus dem Labor sowohl für Zwei- oder Dreifach-Geimpfte als auch für Genesene den Zeitpunkt der Auffrischungsimpfung besser bestimmbar zu machen. Im Gespräch berichtet er von den Chancen, die eine Antikörpertestung mit sich bringt.

Sinnhaftigkeit von Antikörpertests: Für wen lohnt sich ein Test?
Wer hat sich in den vergangenen Monaten nicht gefragt, ob die Impfung genug schützt oder der Genesenen-Status bereits vergangen sei? Ein praktisches Werkzeug ist der Antikörpertest, mit dem der Status quo des Körpers ermittelt und abgeleitet werden kann, wann eine weitere Impfung nötig ist. Eine gewisse Anzahl an Antikörpern bedeutet, dass der Körper bereits in Kontakt mit dem Virus gekommen ist, belegt jedoch nicht die Immunität. Beispielsweise können Vorerkrankte mithilfe von Antikörpertests den Impferfolg bewerten. Bei unter 200 bindenden Antikörpereinheiten pro Milliliter Blut (BAU/ml) wird es Zeit für eine Auffrischung. Wenn der Wert nach einer dritten Impfung bei >384 BAU/ml steht, kann es wiederum Sinn machen, auf einen Impfstoff zu warten, der auch gegen die Omikron-Variante ankommt.

„Grundsätzlich ist es schwierig, Empfehlungen auszusprechen. Jeder muss für sich selbst entscheiden. Es gilt immer zu beachten: Ausschlaggebend für den Schutz vor Covid-19 sind mehr Faktoren als nur die Antikörperkonzentration. Das liegt nicht zuletzt an der Möglichkeit, neutralisierende Antikörper zu bilden und der Komplexität des menschlichen Immunsystems, für das auch die sogenannten T-Zellen eine wichtige Rolle spielen.“ Dr. Ralf Arnecke, Leiter für Spezielle Laboratoriumsmedizin

Nicht zu vergessen: Die Gedächtniszellen!
Wenn das Virus bereits in die Zelle vorgedrungen ist, können auch Antikörper nichts mehr ausrichten. Jetzt kommen die Gedächtniszellen, auch T-Zellen genannt, zum Einsatz. Diese können infizierte Zellen unschädlich machen. Das bedeutet für Vorerkrankte, die Immunsuppressiva einnehmen und deshalb eine kleine Anzahl an Antikörpern aufweisen, trotzdem durch T-Zellen geschützt sein können. Wer sich beispielsweise in den Jahren 2002/2003 bereits mit SARS-CoV infiziert hatte, steckt dank der Gedächtniszellen mit hoher Wahrscheinlichkeit eine SARS-CoV-2-Infizierung besser weg.

Welchen Stellenwert werden Antikörpertests im kommenden Sommer haben?
Die Frage, wie es weitergehen wird, ist omnipräsent! Wenn sich keine neuen gefährlicheren Varianten ausbreiten sollten, ist Deutschland gut aufgestellt und hat entspannte Sommermonate vor sich. Das Herbstklima macht es dem Virus jedoch einfach, sich zu vermehren. Deshalb bietet es sich an, den Antikörperwert zu ermitteln und gegebenenfalls nachzuimpfen. Allgemein gilt: Wenn das Virus Zeit und Raum zur Mutation bekommt, wird das auch passieren. Deshalb ist die Diskussion um eine Impfpflicht wichtig, allein wegen der Kinder, von denen fünf Prozent einen schweren Verlauf der Krankheit durchmachen.

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„Im Gegensatz zu Antikörperschnelltests für zu Hause ermöglicht der Antikörpertest aus dem Labor eine quantitative Analyse der Antikörperkonzentration. Der ermittelte Wert erlaubt eine Einschätzung des momentanen Antikörperstatus. Die Probenahme erfolgt dabei aus der Fingerkuppe. Die WHO hat einen Standardwert etabliert, der Orientierung geben kann (First WHO International Standard for anti-SARS-CoV-2 Immunoglobulin“ (NIBSC code: 20/136)).“ Dr. Ralf Arnecke, Leiter für Spezielle Laboratoriumsmedizin

Modellprojekt Böblingen: Antikörper-Bürgertestung läuft erfolgreich
Für das Modell-Projekt wurde zunächst eine Anzahl von 4000 kostenlosen Antikörpertest-Kits garantiert. Das Projekt, welches rege Unterstützung u. a. vom Böblinger Landrat Roland Bernhard genießt, fand positiven Anklang bei den Bürgern. Aktuell bemüht sich das Team um wissenschaftliche Begleitung durch die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Auswertung der Proben erfolgt durch das zertifizierte Labor Becker aus München mit zur Verfügung gestellten Testsystemen von der Firma EUROIMMUN. Die Covidtest- und Impfsoftware von DoctorBox ermöglicht einen papierlosen, sicheren und reibungslosen Ablauf. Interessierte können digital einen Termin buchen und ihre Stammdaten hinterlegen, zu denen auch der Impfstatus gehört. DoctorBox speichert die Daten Ende-zu-Ende-verschlüsselt in der DoctorBox-App.

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