Die Community im Fokus

Audienz mit Mag. (FH) Allegra Frommer, Vorstandsvorsitzende der HOGAST. 3.200 Mitgliedsbetriebe, 415 Millionen Umsatz – das sind die Eckpfeiler der größten Einkaufsorganisation für Hotellerie und Gastronomie. Seit 1. Mai 2022 mit einer Frau an der Spitze, bei der Digitalisierung zwar ganz oben auf der Agenda steht, noch weiter oben aber die Menschen – als wichtigste Säule eines erfolgreichen Unternehmens.

Prost: Frau Mag. Frommer, eine persönliche Frage zum Auftakt: Sie sind seit 1. Mai Vorstandsvorsitzende der HOGAST – was hat sich in Ihrem Leben seither verändert?
Allegra Frommer: Auch wenn ich schon bisher in Positionen tätig war – wie zuletzt acht Jahre als Geschäftsführerin des Salzburger Verkehrsverbundes –, wo „Nine to Five“ als Fremdwort galt, so hat sich mein Zeitmanagement doch noch einmal drastisch verändert. Ich bin sehr froh, dass Arbeit für mich Freude und nicht Belastung bedeutet, denn die Freizeit ist gerade sehr karg bemessen. Ich arbeite gerne und sehr viel, auch an den Wochenenden.

Wichtige Telefonate oder E-Mails sind auch samstags oder sonntags an der Tagesordnung – das gehört nun einmal dazu und macht mir auch nichts aus. Ein bisschen Freizeit muss dennoch sein und so bedarf es auch in diesem Punkt, Disziplin walten zu lassen und das Telefon ab und zu ganz einfach wegzulegen.Meine neue Tätigkeit bei der HOGAST ist für mich ein tägliches Lernen – es ist eine neue Branche, es gibt viele neue Gesichter und vor allem drei Tochterfirmen, die zu meinem Tätigkeitsbereich gehören: die HOGAST Deutschland mit Sitz in München, die HOGAST Gastro Pool, die sich um kleinere und mittelständische Hotel- und Gastronomiebetriebe kümmert und die Handover, eine Beschaffungsorganisation für Betreuungs-, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen, die wir gemeinsam mit der Diözese Linz betreiben.

Oberste Priorität hat derzeit für mich, alle Zusammenhänge und den Status quo bestens zu verstehen. Nur so besteht die Chance, meine vielen Ideen auch umzusetzen.

Ihre bisherigen beruflichen Stationen finden sich in den unterschiedlichsten Branchen – warum haben Sie sich jetzt für die HOGAST entschieden?
Ich war in der glücklichen Lage, mehrere Angebote zu haben und so konnte ich mich ganz bewusst für die HOGAST entscheiden. Und zwar aus hundertprozentigem Interesse – zum einen für das Unternehmen und zum anderen, weil die Thematik auch meinen persönlichen Vorlieben sehr entgegenkommt: ich esse und trinke gerne und mich interessiert alles rund um die Hotel- und Gastronomiebranche. Das ist genau jener Bereich, in dem ich immer schon tätig sein wollte. Eine richtige Herzensgeschichte also! Als Vorstand hat man ja vor allem Management-Aufgaben, was wiederum stark mit dem „Produkt Mensch“ einhergeht. Und mit Hoteliers, Gastronomen sowie mit Lieferanten – auch aus dem Non-food-Bereich – umzugehen, macht mir sehr viel Freude.

In Ihrer Position ist es ja – unter anderem – ganz wichtig, die verschiedenen Positionen – also Lieferpartner und Mitgliedsbetriebe – gleichermaßen zu bedienen. Wie schafft man diese Balance?
Um es gleich vorab zu sagen: Für mich sind die Lieferpartner in gleichem Maße wichtig, wie die Mitgliedsbetriebe. Lieferpartnerschaften – so man sie langfristig anlegt – bedeuten, dass die Lieferpartner auch gerne die Mitglieder bedienen und es liegt an uns, den richtigen Rahmen zu schaffen, von dem beide profitieren. Gerade im IT-Sektor, also im Non-food-Bereich, ist alles enorm vielfältig geworden. Wenn man sich da nicht auf einen Partner mittelfristig verlassen kann und mit ihm gemeinsam versucht, die Zukunft zu skizzieren, ist die Komplexität, die auf uns zurollt, nur schwer bewältigbar. Wie bei einer Partnerschaft im Beziehungsleben gibt es gute und bessere Zeiten und auch manchmal unangenehme Gespräche. Eine aktiv gelebte Partnerschaft und ein gut funktionierendes Netzwerk sind in jedem Fall Erfolgsgaranten.Bei der HOGAST stehen die Mitglieder ja ohnehin auf dem Podest – sie sind ja unsere Eigentümer, die Eigentümer der Genossenschaft – mit Lieferpartnerschaften. Wir sind also eine echte „Community“.

© Hogast

Das In-Wort der letzten Jahre „Digitalisierung“ hat sicherlich auch vor Ihrem Unternehmen nicht Halt gemacht. Wie ist die HOGAST in diesem Bereich aufgestellt und was haben Sie diesbezüglich in nächster Zeit geplant.
Die HOGAST hat in diesem Bereich schon sehr viel – zum Beispiel gibt es den b2b-Shop, die Online-Bestellplattform „myHOGAST“, also die digitalisierte Einkaufs-Variante. Zudem ist nahezu alles papierlos bei uns im Unternehmen, was sehr viele automatisierte Prozesse beinhaltet. Weiters bedeutet Digitalisierung für uns natürlich auch das Engagement im Social Media Bereich. Hier braucht es Konzepte für unsere Mitglieder.Der Fokus auf Digitalisierung wird in den nächsten Jahren noch zentraler sein und ich werde meine Energie auch ganz stark auf diesen Bereich konzentrieren. Ich denke, das ist auch ein Aspekt, warum man mich ins Boot geholt hat – weil diese Themen Schwerpunkte in meiner Vita sind. Ich war immer mit IT-Projekten beschäftigt. Bei der HOGAST ist ja schon viel da, es gibt aber noch Potenzial nach oben und dem werde ich mich in den nächsten Jahren mit gebündelter Energie widmen.

Schon jetzt arbeiten wir intensiv an der Automatisierung von unterschiedlichen Prozessen, zudem werden die Shop-Lösungen weiterentwickelt. Im Sinne der Community gilt es vorrangig, eine gute Plattform zu entwickeln, auf der sich Mitglieder und Lieferanten begegnen und austauschen können. Bei cirka 7.000 Betrieben und 1.200 Lieferanten ist das ein umfangreiches Vorhaben.

Auch daran kommt man nicht vorbei: Nachhaltigkeit ist und bleibt ein entscheidender Verkaufsfaktor. Welche Strategie verfolgen Sie hier für Ihr Unternehmen?
Übersetzt man diesen Themen-Bereich mit „grün“, so sind wir bereits sehr nachhaltig: unser Gebäude ist ökologisch gebaut, wir arbeiten papierlos, unsere Mitarbeiter bekommen das Klimaticket kostenfrei angeboten … Für mich gibt es aber auch hier noch einen anderen Aspekt: Es ist mir wichtig, Entscheidungen so anzulegen, dass sie nicht auf kurzfristigen Output abzielen, sondern auf den Genossenschafts-Gedanken. Es geht mir darum, nachhaltige Entscheidungen zu treffen, die mittel- oder langfristig ausgerichtet sind, um den Mitgliedern und dem Markt zu entsprechen.

Nachhaltigkeit bedeutet für mich auch, achtsam mit Menschen, mit meinen Lieferpartnern … umzugehen. So, dass diese mich in meinem Wertesystem begleiten.

Bleiben wir gleich beim Thema „Werte“ – eines, das Ihnen ja offensichtlich sehr am Herzen liegt.
Ja, das tut es, vor allem möchte ich betonen, dass für mich die Mitarbeiter aus der gesamten Unternehmensgruppe die zentralste Rolle spielen. Ich glaube, wir befinden uns in einem totalen Wandel – der Markt ist ein Arbeitnehmer-Markt geworden. Ein glücklicher Mitarbeiter in einem guten Umfeld bindet sich gerne an ein Unternehmen und leistet auch – gemeinsam im Team – gute Arbeit. Ich möchte eine Willkommenskultur leben und diese auch vermitteln – für unsere Mitarbeiter, unsere Mitglieder und unsere Lieferanten.

Eine Frage zum Abschluss: Beschreiben Sie ein Glas lieber als halbvoll oder halbleer?
Ganz eindeutig: halbvoll!


Vielen Dank für das Gespräch.