Pflicht-Termin mit Kür-Effekt

„Ausgebucht“ – wohl ein eindeutiges Zeichen dafür, dass das 27. HOGAST-Symposium – mit all den hochkarätigen Speakern – thematisch am Puls der Zeit lag und zudem ein Gala-Abendprogramm geboten hat, das dem Bedürfnis nach „Feiern“ mehr als nachgekommen ist. 900 Gäste aus Österreich, Süddeutschland und Südtirol kamen nach Salzburg, um sich auszutauschen und Neues sowie Inspirierendes zu erfahren.

Werner Magedler, Aufsichtsratsvorsitzende der Einkaufsgenossenschaft, attestierte gleich zur Begrüßung der Branche, widerstandsfähiger geworden zu sein und nennt die zurückliegenden Jahre „interessante Zeiten“. Dass man an den künftigen Herausforderungen wachsen könne, sieht auch die Vorstandsvorsitzende der HOGAST, Allegra Frommer. Interessante Inputs dazu waren im 2-tägigen Programm verpackt.

What goes up must come down
Prof. Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung (WIFO), eröffnete den Reigen der Vortragenden mit der Nachricht, dass sich die heimische Wirtschaftsleistung aktuell vier Prozent über dem Vorkrisen-Niveau befinde und mit dem „Kompliment“ an alle, dass der Tourismussektor Haupttreiber dieser guten Entwicklung sei. „Sie haben Konjunktur gemacht“, ließ er verlauten. „Das Thema Unsicherheit ist gegessen“, berichtet er weiter. „Touristische Dienstleistungen werden nachgefragt, es ist eine Wachstumsbranche.“
Wachstums-Impulse werde es im kommenden Jahr vor allem über ausländische Touristen geben. Weniger optimistisch sieht er hingegen die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Es gebe beides – hohe Vakanzen und gleichzeitig eine hohe Arbeitslosenquote. Abhilfe sieht der WIFO-Direktor in höheren Löhnen und einer anderen Einwanderungspolitik.

Green Zero
Mit dem „Projekt Green Zero – so geht klimaneutral leben; so geht klimaneutraler Tourismus“, ließ Dirk Gratzel aufhorchen. Spannende Erzählungen über seinen eigenen ökologischen Fußabdruck, wie er sein Leben komplett umkrempelte und einen völlig neuen Zugang zu Konsum und Nachhaltigkeit bekam, faszinierten das Publikum.
Dass Gastronomie und Hotellerie CO2 Emissionen verursachen, wird sich nur schwer verhindern lassen, jedoch kann man der Natur zurückgeben, was sich nicht vermeiden lässt. Kompensationsprojekte hat er den interessierten Zuhörern einige genannt. So zum Beispiel die Renaturierung bestimmter Flächen oder Gewässer. „Aus Ökologie und Nachhaltigkeit lassen sich Geschäftsmodelle entwickeln“, ließ er aufhorchen, da diese Themen für die Tourismus-Kunden große Relevanz haben. „Die Menschen interessieren sich für das, was passiert.“ Dass man mit nur einem Euro an Kosten pro Gast Strategien entwickeln kann, um Umweltkosten zu kompensieren, ließe sich ganz sicher umsetzen, denn: „Es gibt einen Zusammenhang zwischen ökonomischem Erfolg und ökologischem Fußabdruck“, so Gratzel.

From good to great
Mit ihren Ausführungen zum Thema: „Die IMPACT-Unternehmer. Neues Unternehmertum in Krisenzeiten“, ließ Paula Brandt aufhorchen. Ebenso mit dem Ansatz, dass sich Krisen immer nur „oben“ abspielen, sozusagen als Gekräusel, während der Meeresboden ganz ruhig bleibt. Sie vertrat vehement, dass Profit-Maximierung nicht alles sein kann und gab interessante Einblicke in die neue Generation der „Impact-Unternehmer“. Sie sind es, die einen Unterschied für unsere Gesellschaft darstellen. Sie sind es auch, die kein Problem haben, Mitarbeiter zu finden. Ihr Buch „Why I care“ setzt sich mit dem Thema auseinander, was dann kommt, wenn man als Unternehmer schon erfolgreich ist und den Wunsch nach einer ganz anderen Tiefe verspürt, wenn man persönlich wachsen will. „From good to great“ – ist kein Zitat, es ist möglich, weiß Brandt.

Internet of Bodies
Deutschlands einflussreichster Food-Aktivist, Hendrik Haase, ließ einmal mehr mit seinem Ausführungen zum Thema „Food 4.0 – Lebensmittel, Esskultur und eine genießbare Zukunft in Zeiten ökologischen und technologischen Wandels“ aufhorchen und ermunterte alle dazu, die digitalen Chancen unserer Zeit zu nutzen. Für knapp 75 % ist Essen ein Teil ihrer Identität. Da wir uns über unser Essen definieren, birgt dies auch viele Möglichkeiten, mehr darüber zu erfahren. Mehr über die Lebensmittel, die Kunden, den eigenen Körper zu erfahren – dank „Big Food Data“ kein Problem mehr. Die Technologien gibt es, wir können sie anwenden. Gastronomie und Hotellerie könne sich über das „Internet of Bodies“ ein Vielfaches an nützlichen Informationen holen.
Die vorhandenen Daten und Technologie können auch Nachhaltigkeit sichtbar machen. Dennoch: „Daten müssen Werkzeuge bleiben und dürfen uns nicht überrollen“, gibt Haase zu bedenken und warnt davor, sich über bestimmte Algorithmen sagen zu lassen, welche Essensform die richtige sei.

Es darf wieder gefeiert werden
Und das taten die 900 Gäste im Terminal 2 des Salzburger Flughafens – kulinarisch verwöhnt von Starköchin Theresa Palmetzhofer und zum Lachen inspiriert von Comedian Gernot Kulis.
Mucksmäuschenstill war es in der Event-Location, als die Schweizer Artistin, Marula Eugster Rigolo aus Palmblattrippen eine Oase der Konzentration und Ruhe entstehen ließ.
Alfons Haider führte gewohnt eloquent durch den Abend.

„Danke an alle, die wir hier sitzen und zusammenhalten“ – eine wunderbare Abrundung des Symposiums, ausgesprochen von Werner Magleder.

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