Ein Biermärz wie früher

Vor nunmehr elf Jahren ist die Bierregion Innviertel angetreten, um den Scheinwerfer auf einen Landstrich zu richten, der näm-lich genau das ist: eine Region des Bieres. Nie wird das deutli-cher als im „Biermärz“, der auf köstliche Weise bündelt, was das Innviertel ausmacht: launige Veranstaltungen, kulinarische Fes-te, künstlerische Höhenflüge und ja, natürlich, das wunderbare Bier.

 „Zu Beginn wollten wir vor allem die hiesige Biervielfalt erhalten und über die Landesgrenzen hinaus bekanntmachen. Was sich daraus entwickeln kann, haben die vergangenen elf Jahre gezeigt: Mit viel Experimentierfreude haben sich die Brauer auf dieses Projekt eingelassen und produzieren heute mehr denn je Sude für jeden Geschmack“, sagt Projektleiterin Andrea Eckerstorfer. Davon profitieren nicht nur Bierfreundinnen und -freunde, sondern auch die lokale Gastronomie.


Es wird nicht fad

Knapp zwei Dutzend Betriebe schmücken sich mit der silberfärbigen Bierregions-Plakette, die dem Gast schon am Eingang anzeigt, was ihn hinter der Wirtshaustür erwartet. Vorbei die Zeiten, wo man sich mit Märzen, Pils und Weißbier zufriedengeben musste. Je nach Saison und Verfügbarkeit werden heute die unterschiedlichsten Biere angeboten, sodass man sich genüsslich und glasweise der Vielfalt widmen kann. Das gilt übrigens auch in der gehobenen Gastronomie, die ebenfalls ein fixer Bestandteil des „Biermärz“ ist: Sechs haubengekrönte Innviertler Köche laden auch heuer wieder zum Wohltätigkeits-Galamenü mit Bierbegleitung (mehr dazu unten).


Aufs Bier gekommen

Einer, der sich sowohl in der Gastronomie als auch beim Brauen auskennt, ist Alexander Schiemer vom „Woigartlbräu“ in Schalchen. Der gelernte Koch ist 2017 aufs Bier gekommen und betreibt seither auf dem eigenen Anwesen in Oberharlochen eine Kleinbrauerei inklusive gemütlicher Stube und Gastgarten. Neben dem Kellerbier (einem unfiltrierten Märzen) bietet er ein helles und ein dunkles Weißbier und – wenn’s passt – auch Spezialsude wie Pale Ale oder Rauchbier an. Er sagt: „Der Idealfall ist natürlich der, dass man das, was man braut, auch gleich selbst verkauft. Nicht umsonst gab’s früher praktisch in jedem Dorf eine Brauerei mit angeschlossenem Wirtshaus.“


Keine Rechnung ohne den Wirt

Die Achse Gastronomie – Brauer sei eine ganz wichtige, so Schiemer. „Wir müssen uns auf unsere Wirte und Wirtinnen schauen. Sie sind unsere besten Außendienstmitarbeiter, stehen in der ersten Reihe und preisen dem Gast die Vorzüge des angebotenen Biers an.“ Das dafür nötige Fachwissen haben sich viele Servicekräfte in der Biersommelier-Ausbildung angeeignet, die seit 2017 in der Brauerei Ried angeboten wird. Bisher haben 80 Interessierte hier ihren Abschluss gemacht.


Pilgerstätte (nicht nur) für Bierfans

Erfahrung mit Bier und Ausschank hat auch Wolfgang Vitzthum von der gleichnamigen Brauerei in Uttendorf. Der mächtige Braugasthof seiner Familie dominiert das Ortsbild und gilt nicht nur unter Bierfreunden als Pilgerstätte unverfälschter Innviertler Gastlichkeit. In der weitläufigen Stube scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, und wer die seinige hier verbringt, hat sie gut genutzt. Am 1. März wird der elfte Innviertler Biermärz bei den Vitzthums offiziell eröffnet (18 Uhr, Karten im Braugasthof erhältlich). Am 3. März geht es ebendort weiter mit dem traditionsreichen Fastenbieranstich inklusive Fastenpredigt, bei dem der hauseigene „Vicedominator“ angeschlagen wird – gerade rechtzeitig zum Uttendorfer Josefimarkt der von 10. bis 12. März stattfindet und heuer 150 Jahre alt wird.


Die Magie früherer Pracht

Auch Kunst und Kultur sind fixer Bestandteil des Biermärz und bilden einen weiteren zentralen Gedanken hinter der Bierregion ab: Man will nicht die Asche anbeten, sondern das Feuer neu entfachen, sprich: auf inspirierende Art Altbewährtes mit Neuem mischen. Dazu passend zeigt das Kunsthaus Obernberg eine Werkschau von Josef Brescher, der in „dekadenten Tuschezeichnungen“ der „Magie früherer Pracht und gefährdeter Schönheit im Innviertel“ nachspürt. Wer sich selbst an Malerei, Druckgrafik oder Zeichnung versuchen möchte, bucht am besten einen Workshop im Kunsthaus (11./12. März). Auch in puncto Musik setzt der Biermärz auf Abwechslung: Worldmusik und Jazz ist ebenso vertreten wie traditionelle Volksmusik (mehr dazu unten).

Im Folgenden ein kleiner Auszug aus der Liste der vielen Veranstaltungen und sonstigen Aktivitäten:

Das Bier ist weiblich
Zum Weltfrauentag erzählt Biersommelière Hildegard Heller über die Rolle der Frauen in der Biergeschichte – Verkostung inklusive. Mittwoch, 8. März, Woigartlbräu, Schalchen

Trinken für den guten Zweck
Diplom-Biersommelier Karl Zuser jun. lädt zur Verkostung von Bierraritäten aus dem Innviertel in seinen Bierkeller. Die Teilnahme ist kostenlos, Spenden kommen einem wohltätigen Zweck zugute.
Freitag, 3. März, 18 Uhr, Biergasthof Riedberg, Ried im Innkreis

Die Natur des Brauens
Zusammen braut sich’s leichter: In Zusammenarbeit mit der Naturschule St. Veit zeigt Martin Erlinger von der Brauerei Pfesch, wie’s geht. Für beste Verpflegung beim eintägigen Brauseminar ist gesorgt.
Samstag, 25. März, 9 Uhr, Brauerei Pfesch, Treubach

Hier wird gebummelt
Beim Rieder Bierbummel trifft edler Gerstensaft auf kulinarische Schmankerl und gut geerdeten Humor. Im Zuge eines launigen Spaziergangs durch die Stadt geht es zu Bräustätten und Gaststätten, Verpflegung selbstredend inklusive.
Freitag, 3. März (16 Uhr), und Freitag, 31. März (17 Uhr); rund ums Jahr individuell buchbar

Sechs Hauben – ein Event
Galamenü mit den sechs Innviertler Haubenköchen (Aqarium, Geinberg; Kammer 5, Ort im Innkreis; Lukas Restaurant, Schärding; Wirt z’Kraxenberg, Kirchheim/I.; Kirchenwirt, Diersbach; Restaurant Forthuber, Munderfing). Der Reinerlös kommt wohltätigen Zwecken im Innviertel zugute.
Donnerstag, 9. März, 17 Uhr, Fill Future Dome, Gurten

Brauerei inside
Kostenlose Führungen in den Bierregions-Brauereien – bei Tag, Nacht und am Sonntag. Termine und Details online.

Das Wirtshaussingen
Die Krammerer Sänger sind Fixstarter im Biermärz – und es gibt sie gleich dreimal zu hören. Mit dabei: die „Wüdara Musi“ aus Ö/Bayern und die „FriesacherFrauenZimmer“ aus der Steiermark.
Freitag, 24. März (20 Uhr), Samstag, 25. März (13 Uhr und 20 Uhr), Loryhof, Wippenham

Wie alles begann

Der „Biermärz“ hat seinen Ursprung in einer Zeit, als es bei der Herstellung und Lagerung des Bieres noch keine Kühlmöglichkeit gab. In den warmen Monaten war es schwierig, untergäriges Bier zu brauen, und falls doch produziert wurde, fielen die Sude entsprechend unterschiedlich aus. So wurden die Biere im März stärker eingebraut und den Sommer über in tiefen, eisbestückten Kellern gelagert. Den letzten, kräftigen Sud vor dem „Sommerloch“ feierte man ausgiebig – der „Biermärz“ war geboren.

Die „Bierregion Innviertel“ – ein Zusammenschluss von zehn Brauereien, Wirten, Tourismus und regionaler Wirtschaft – hat den „Biermärz“ im Jahr 2013 wiederbelebt. Unter diesem Titel werden im Monat März die unterschiedlichsten Veranstaltungen zum Thema Bier angeboten.

Die Brauereien der Bierregion:

Trappistenbrauerei Stift Engelszell, Engelhartszell
www.stift-engelszell.at

Privatbrauerei Wurmhöringer, Altheim
www.wurmhoeringer.at

Privatbrauerei Vitzthum, Uttendorf
www.uttendorf-bier.at

Brauerei Ried, Ried im Innkreis
www.rieder-bier.at

Privatbrauerei Schnaitl, Gundertshausen
www.schnaitl.at

Wenzl Privatbräu, Wernstein
www.wenzl-bier.at

Kanonenbräu, Schärding
www.kanonenbraeu.at

Brauerei Pfesch, Treubach
www.pfesch.at

Privatbrauerei Aspach, Aspach
www.starzinger.at

Woigartlbräu, Schalchen
www.woigartlbraeu.at

www.bierregion.at