Weltstillwoche 2023: Umfrage unter mehr als 6.400 Müttern zeigt: Stillen bei Tisch nicht erwünscht
Stillen ist das Natürlichste der Welt? Nur wenn Mamas ihre Babys ausschließlich zu Hause füttern. Sobald sie dies in der Öffentlichkeit tun, müssen sie mit negativen Reaktionen rechnen. Die aktuelle Umfrage[1] von MAM Babyartikel unter 6.400 Müttern zeigt, dass Stillende vor allem in Lokalen, auf öffentlichen Plätzen, beim Einkaufen oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln negative Erfahrungen erleben. Das will MAM Baby ändern und präsentiert anlässlich der internationalen Weltstillwoche Österreichs erstes Stillsiegel für Lokale und Institutionen. Mit der Initiative will MAM einen Beitrag leisten, um das Stillen in der Öffentlichkeit zu normalisieren und sichere Räume für Stillende zu schaffen.
Dass Stillen in der Öffentlichkeit starke Reaktionen hervorruft, hat die umfassende Still-Studie[2] von MAM im Vorjahr bereits gezeigt: Zwei Drittel (67 Prozent) aller Mamas erleben demnach negative Erfahrungen, wenn sie in der Öffentlichkeit stillen. Heuer geht das österreichische Babyartikelunternehmen einen Schritt weiter und erfragte, wo und mit welchen Reaktionen die Stillenden konfrontiert sind.
Jede Zehnte stillt nicht in der Öffentlichkeit, beinahe jede Fünfte vermeidet es Stillen gehört für die meisten Mütter zum Alltag. 87 % der befragten Mütter stillen gerne und 91 % tun dies auch in der Öffentlichkeit. Betrachtet man jedoch die Kehrseite genauer, zeigt sich, dass sich jede zehnte Stillende bewusst gegen das öffentliche Füttern entscheidet und knapp jede Fünfte (17 %) es vermeidet. „Die Zahlen – sowohl aus dem Vorjahr als auch die aktuellen Ergebnisse – zeigen, dass Stillen in der Öffentlichkeit nach wie vor ein polarisierendes Thema ist. Jede Dritte (39 %) findet es unangenehm in der Öffentlichkeit zu stillen. Die Mehrheit der stillenden Mütter haben bereits negative Reaktionen – manche sogar regelrechte Anfeindungen – erleben müssen. Zahlen, die uns als Gesellschaft zu denken geben sollten“, so Georg Ribarov, Umfrage-Initiator und MAM Market Manager. So wundert es nicht, dass 48 % der Frauen wenig frequentierte Orte aufsuchen, um ihre Babys zu stillen. 43 % wählen Orte, die nicht gut einsehbar sind.
Stillende: „Auf Toilette verdonnert“, „von Männern angestarrt“, „wurde nicht bedient“ Im Rahmen der Erhebung wurden auch die Örtlichkeiten untersucht: Wo sind Stillende besonders häufig abschätzigen Reaktionen ausgesetzt bzw. wo scheint die Akzeptanz fürs Stillen noch gering zu sein? Die unglücklichen Spitzenreiter sind Lokale und Cafés. Hier gaben 37 % der Teilnehmerinnen an, bereits negative Erfahrungen gemacht zu haben. Platz zwei belegen mit 30 % öffentliche Plätze und Parks, gefolgt von Einkaufsgeschäften (12 %). Mit welchen Reaktionen die Mütter konfrontiert sind, drückten einige im Zuge der Erhebung in eigenen Worten aus: „Die Brust in einem Restaurant herzuzeigen sei unappetitlich“; „Ein Kellner kam zu mir und fragte: Können Sie ihr Kind nicht am Klo stillen?“; „In einem Café wurde ich hinausgeschmissen“; „Ein Mann fragte mich, ob er auch mal ‚ran dürfe‘“; „Mir wurde gesagt, ich könne mein Kind ja auch eine halbe Stunde später stillen“; „Stillen ist ja ganz gut, aber führen Sie dies bitte Zuhause durch. In der Öffentlichkeit ist das unangebracht“. „Mehr als 500 Erlebnisse schilderten uns die Mütter. Von unerwünschten Ratschlägen, Rauswürfen, Beschimpfungen bis hin zu übergriffigen Kommentaren: Die Reaktionen sind so unterschiedlich wie sie erschreckend sind“, fährt Ribarov fort.
Hebamme: „Es bleibt: Babys müssen prompt gestillt werden – egal wo man ist!“ Unverständnis für die aktuelle Situation zeigt auch Hebamme Christina Ruthhofer: „Bedürfnisse von Babys müssen prompt gestillt werden, um für eine gesunde Entwicklung zu sorgen. Der Ort dafür ist völlig irrelevant. Hat das Baby im Museum Hunger muss es dort gestillt werden, möchte es im Café Nähe, gilt es auch dieses Bedürfnis zu stillen.“ Nur durch eine fürsorgliche und zeitnahe Reaktion auf die frühkindlichen Bedürfnisse könne eine starke Bindung zwischen Eltern und Baby aufgebaut und die Basis für eine gesunde kognitive Entwicklung gelegt werden, erklärt die Expertin. „Es ist eine Zumutung, dass sich Mütter öffentlichen Anfeindungen aussetzen müssen, wenn sie das Normalste auf der Welt machen: ihr Baby ernähren und es am Leben erhalten“, so Ruthofer.
Österreichs erstes Stillsiegel: Cafetier Berndt Querfeld als Pionier dabei „Der öffentliche Raum soll sicherer werden für Stillende“, kommentiert Ribarov. Daher ruft MAM das erste österreichische Stillsiegel für Lokale und Institutionen ins Leben. Als Kennzeichen für Betriebe, die sich zu einem stillfreundlichen Klima sowie der Österreichischen Stillcharta bekennen. Die Stillcharta umfasst fünf Eckpfeiler und hat zum Ziel, ein sicheres und wertschätzendes Umfeld für alle Stillenden, Eltern und ihre Babys zu schaffen. „Cafés und Restaurants, aber auch Museen, Hotels, Bibliotheken und andere öffentliche Einrichtungen sind herzlich eingeladen, sich der Initiative anzuschließen und für mehr Stillfreundlichkeit zu sorgen“, so Ribarov weiter. Auch der Wiener Cafetier Berndt Querfeld begrüßt die Aktion: „Stillen sollte selbstverständlich allerorts akzeptiert sein. Daher sind wir als Familie Querfeld samt unseren Betrieben gerne dabei und freuen uns, wenn schon bald das Stillsiegel unsere Türen schmückt. Damit alle wissen, bei uns sind Babys natürlich auch bei Tisch herzlich willkommen.“
[1] 2023: 6.419 Mütter aus dem DACH-Raum [2] 2022: 1.914 Mütter aus dem DACH-Raum