Kocher/Kraus-Winkler: Arbeitsmarkt und Tourismusakzeptanz als zentrale Erfolgsfaktoren im Tourismus

Im Zuge des zweiten Tourismusforums informieren Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher und Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler über aktuelle Entwicklungen am Tourismusstandort und über Ableitungen aus der Tourismusakzeptanz-Messung für das Jahr 2023.

Das Tourismusforum fand am 19. Juni 2023 zum ersten Mal statt und findet aufgrund des großen Interesses am 19. März 2024 seine Fortsetzung. Rund 100 Vertreterinnen und Vertretern der Branche nutzen die Gelegenheit, um sich mit dem Bundesminister, der Staatssekretärin sowie weiteren wichtigen Institutionen der Tourismuspolitik (insb. Österreich Werbung, Österreichische Hotel und Tourismusbank, Arbeitsmarktservice) über die Zukunft der Branche auszutauschen.

Besonderer Fokus liegt dabei auf dem Arbeitsmarkt und der Tourismusakzeptanz – zwei zentrale Erfolgsfaktoren für die österreichische Tourismuspolitik:

I. Tourismusstandort und Arbeitsmarkt

Standort, Nächtigungen, BIP

Das Kalenderjahr 2023 war für den heimischen Tourismus ein positives: mit 151,2 Millionen Nächtigungen lagen wir nur um 1,0 Prozent unter dem Höchstwert des Vor-Krisen-Jahres 2019.

Im Vergleich zum Jahr 2022 stiegen die Nächtigungen um +10,4 Prozent, was hauptsächlich auf die verstärkte Nachfrage aus dem Ausland (+13,5 Prozent auf 111,3 Millionen) zurückzuführen ist, die Nächtigungen der Österreicher und Österreicherinnen stiegen um 2,6% auf 39,9 Millionen Euro.

Laut Hochrechnung der Statistik Austria ist der Tourismus auch gut in den Winter 2023/24 gestartet: in der ersten Hälfte der Wintersaison konnten rund 32 Millionen Nächtigungen (+4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr) registriert werden.

Die Wertschöpfung, die die in Österreich angesiedelten über 70.000 Beherbergungsbetriebe für den Standort erwirtschaften, wirken sich erheblich auf das BIP aus.

Schätzungen zufolge betrugen die Tourismusausgaben der in- und ausländischen Gäste in Österreich 2022 rund 35,9 Milliarden Euro.

Die resultierenden direkten und indirekten Wertschöpfungseffekte beliefen sich auf 27,9 Milliarden Euro und deren Beitrag zum BIP betrug 6,2 %.

Arbeitsmarkt

Im Jahresdurchschnitt waren 2023 rund 225.000 Personen im Tourismus beschäftigt, mehr als je zuvor in der Branche.

Gemessen an der Gesamtzahl der unselbständig Beschäftigten ist das ein Anteil von rund 5,7 Prozent.

Rot-Weiß-Rot – Karte

Die Rot-Weiß-Rot – Karte ist im Tourismus ein zentrales Instrument für die Anwerbung internationaler Fachkräfte, so konnten im Jahr 2023 über 1.000 RWR-Karten im Tourismus ausgestellt werden.

Damit konnte über alle Branchen hinweg die zweitgrößte Anzahl an Rot-Weiß-Rot – Karten im Jahr 2023 im Tourismus ausgestellt werden.

Im Jahr 2024 zeigt sich eine Fortsetzung des Trends, so wurden in den ersten beiden Monaten des Jahres 2024 bereits rund 440 Rot-Weiß-Rot – Karten im Tourismus ausgestellt.

Damit entfielen bisher mehr als ein Viertel aller Rot-Weiß-Rot – Kartenausstellungen auf den Tourismus.

Pre-Check Register

Das BMAW plant gemeinsam mit dem AMS die Etablierung eines „Pre Check“ Registers für die Anerkennung von Berufsqualifikationen in Mangelberufen.

Damit sollen Ausbildungsabschlüsse, die in zuvor definierten Drittstaaten erworben wurden, dem nationalen Qualifikationsrahmen zugeordnet werden, damit diese im Rahmen des Qualifikationsanerkennungsprozesses durch das AMS sicher anerkannt werden können.

Der Ausstellungsprozess der Rot-Weiß-Rot – Karte soll dadurch im AMS deutlich beschleunigt werden.

Saisonbeschäftigung

Erst kürzlich wurde das Saisonkontingent im Tourismus im Rahmen der Saisonkontingentverordnung 2024 auf 4.295 Personen erhöht; bei Saisonspitzen ist zudem eine Überschreitung um 50 Prozent möglich.

Vertriebene aus der Ukraine

Ende April 2023 wurde zudem Vertriebenen aus der Ukrainer der freie Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglicht, viele Ukrainerinnen und Ukrainer haben daraufhin eine Beschäftigung im Tourismus gefunden.

Mit Ende Jänner 2024 waren 4.154 Ukrainerinnen und Ukrainer im Tourismus beschäftigt.

Lehrausbildung im Tourismus

Mit Ende 2023 absolvierten 7.195 Lehrlinge eine Lehrausbildung in der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft; das sind wieder mehr Lehrlinge als 2021 (damals 6.914 Lehrlinge) und 2022 (damals 6.949 Lehrlinge).

Durch Maßnahmen wie die „Qualitätsoffensive Lehre“ des BMAW oder das Gesetz zur Höheren Beruflichen Bildung, das mit 1.5.2024 in Kraft tritt, soll die Lehre im Tourismus noch weiter attraktiviert werden.

    II. Tourismusakzeptanz

    Der Begriff Tourismusakzeptanz meint die Einstellung der einheimischen Bevölkerung zum Tourismus. Das positive Miteinander und die Stärkung der Tourismusakzeptanz sind zugleich der Schwerpunkt der Tourismusstaatssekretärin für das Jahr 2024:

    > Aktionsplan 2024

    Um die Tourismusakzeptanz messbar zu machen, hat das BMAW im Rahmen eines Pilotprojekts einen Tourismusakzeptanz-Indikator entwickelt. Dessen Skala liegt zwischen 0 und 100 Punkten, wobei ein hoher Wert große Zustimmung bedeutet. Die Erhebung erfolgte für die Jahre 2020 bis 2023 durch jeweils rund 2.400 Interviews. Seit kurzem liegt auch das Ergebnis für 2023 vor:
    Tourismusakzeptanz-Indikator 2023: 75 Punkte
    Tourismusakzeptanz-Indikator 2022: 76 Punkte
    Tourismusakzeptanz-Indikator 2021: 78 Punkte
    Tourismusakzeptanz-Indikator 2020: 78 Punkte

    > Präsentation

    Diese Zahlen zeigen einerseits, dass sich die Tourismusakzeptanz in Österreich auf konstant hohem Niveau bewegt. Andererseits ist ein leichter Abwärtstrend (innerhalb der statistischen Schwankungsbreite) zu beobachten, der Anlass zu vertiefenden Analysen und Maßnahmen gibt.

    Um den weiterhin verantwortungsbewussten Umgang mit dem Thema sicherzustellen, hat die Tourismus-Staatssekretärin zuletzt u.a. folgende Projekte umgesetzt:

    Tourismusakzeptanzerhebung neu:
    Damit auch nach Ende des Pilotprojekts belastbaren Daten zur Verfügung stehen, wird die Statistik Austria beauftragt, bei ihren alljährlichen Erhebungen zum Tourismus fortan auch die Tourismusakzeptanz mitabzufragen. Die erforderliche Novelle der künftigen „Tourismus-Nachfrage- und Akzeptanzstatistik-Verordnung“ wird noch im März abgeschlossen. Anschließend wird die Statistik Austria mehr als 10.000 Befragungen pro Jahr durchführen.

    Broschüre „Find the right balance“:
    Durch eine neue Informationsbroschüre sollen Entscheidungsträgerinnen und -träger in Tourismusregionen bei der Früherkennung von und dem richtigen Umgang mit Unbalanced Tourism unterstützt werden.

    > Download

    Förderungscall für nachhaltig ausgewogenen Tourismus
    Um Regionen bei der Entwicklung individueller Konzepte gegen Unbalanced Tourism zu unterstützen, lobt das BMAW einen Förderungscall aus (Volumen: Euro 500.000; bis zu Euro 50.000 pro Förderfall). Förderbar sind etwa Prozessbegleitungen, Workshops oder Fachberatungen. Ab 20. März können sich KMU-Arbeitsgemeinschaften, Tourismusverbände und Gemeinden bewerben.

    > Mehr Infos

    Zitat Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Martin Kocher
    „Der Tourismusstandort Österreich hat sich im vergangenen Jahr trotz eines wirtschaftlich herausfordernden Umfelds positiv entwickelt. Der Tourismus hat im Jahr 2022/23 mit seinen über 70.000 Beherbergungsbetrieben eine Wertschöpfung von knapp 30 Millionen Euro erwirtschaftet. Das sind 6,2 Prozent des heimischen BIP. Die dynamische Entwicklung hat auch Einfluss auf die Beschäftigungsentwicklung und -nachfrage in der Branche. Um dem Fachkräftebedarf im Tourismus zu begegnen, war unter anderem die Reform der Rot-Weiß-Rot – Karte ein maßgeblicher Schritt. Die zweitgrößte Anzahl an Rot-Weiß-Rot – Karten über alle Branchen hinweg wurde im Jahr 2023 für Betriebe im Tourismus ausgestellt. Dazu kommen Maßnahmen wie die Erhöhung der Saisonkontingente, oder Erleichterungen beim Arbeitsmarkt-Zugang für Ukrainerinnen und Ukrainer, die einen Beitrag dazu leisten, dass Österreichs Tourismusbetriebe in der Saison ihren Personalbedarf decken können. Um noch weitere Erleichterungen für Beschäftigte und Betriebe zu schaffen, stellen wir nun mit einem neuen „Pre Check“ System bei der Ausstellung der Rot-Weiß-Rot – Karte im AMS sicher, dass bürokratische Hürden abgebaut werden und der Ausstellungsprozess der Rot-Weiß-Rot – Karte deutlich beschleunigt wird.“

    Zitat Staatssekretärin für Tourismus Susanne Kraus-Winkler
    „Ein positives Miteinander von einheimischer Bevölkerung und Tourismus ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für eine nachhaltige Zukunft der Branche. Deshalb ist mein Arbeitsschwerpunkt für 2024 die weitere Stärkung der Tourismusakzeptanz. Dabei ist es besonders wichtig, die vielen positiven Seiten des Tourismus auch für die einheimische Bevölkerung spürbar zu machen.“ „Die Tourismusakzeptanz in Österreich liegt auf konstant hohem Niveau. Das zeigt, dass die Menschen in Österreich die vielen positiven Seiten des Tourismus schätzen. Mit der Novellierung der Verordnung zur Nächtigungserhebung und der Inkludierung der Tourismusakzeptanzerhebung entwickeln wir diesen so wichtigen Indikator für die Balance zwischen Bevölkerung und Tourismus weiter: Wir sichern die Erhebung langfristig ab, können künftig regionale Vergleiche anstellen und Synergieeffekte mit anderen Daten wie etwa Nächtigungszahlen nützen. Mit dem neuen Förderungscall unterstützen wir Regionen zudem dabei, Konzepte für einen nachhaltig ausgewogenen Tourismus zu erarbeiten und damit die positive Einstellung der Bevölkerung zum Tourismus auf lange Sicht zu fördern.“