Aktuelle Trends verlangen nach einer weiteren Modernisierung der Tourismus-Ausbildung

Sommerfrische und Nachhaltigkeit

Österreich ist eine der beliebtesten Winter-Destinationen – immer mehr Touristen verschlägt es nun aber auch in den warmen Monaten in die Alpenrepublik. Sommerfrische boomt. Daneben führt ein gesteigertes Umweltbewusstsein, als Auswirkung der Corona-Pandemie, dazu, dass Menschen verstärkt auf der Suche nach ökologischen und nachhaltigen Urlaubsformen sind. Auch hier kann Österreich punkten. Um für diese Trends gewappnet zu sein, gilt es allerdings die Tourismus-Ausbildung weiter zu modernisieren.

Schneebedeckte Berge, urige Hütten, rasante Abfahrten – dafür ist Österreich weit über die Grenzen hinaus bekannt. Und genau das ist es auch, was Touristen so an der Alpenrepublik lieben. In der vergangenen Wintersaison 2023/24 konnten daher erneut rund 71,7 Nächtigungen verbucht werden. Damit war das trotz wenig Schnee und hoher Preise die drittbeste Wintersaison aller Zeiten. Vor allem US-Amerikaner, Italiener, Polen, Ungarn, Franzosen und Tschechien sind auf den Geschmack gekommen und verbrachten in den kalten Monaten Zeit in Österreich.

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Nächtigungsrekord im Sommer
Aber auch Sommerurlaube werden immer beliebter. Laut Andreas Winkelhofer, Geschäftsführer von „Oberösterreich Tourismus“, sei gerade in Zeiten von Reizüberflutung, Zeitnot und Überforderung das Konzept der Sommerfrische aktueller denn je. Also das Kraft-Schöpfen fernab urbaner Hektik sowie das Die-Seele-baumeln-Lassen, aber auch das Sich-von-der-Natur-inspirieren-Lassen und Erleben einmaliger Abenteuer zwischen Gipfel und Tal. Und genau dafür scheint Österreich ideal zu sein. Denn die letzte Sommersaison 2023 ging mit einem neuen Nächtigungsrekord in die Geschichte ein: Knapp 81 Nächtigungen wurden zwischen Mai und Oktober verzeichnet – um 3,9 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Und die Zeichen, dass sich dieser positive Trend fortsetzen wird, stehen laut Tourismusexperten gut, denn die Buchungslage für die diesjährigen Sommermonate entwickle sich erneut zufriedenstellend. Vor allem Orte an Seen und in den Bergen gewinnen – neben dem klassischen Städtetourismus in Wien und Salzburg – an Bedeutung. Im Kulturjahr 2024 steht insbesondere Oberösterreich – mit dem 200. Geburtstag Anton Bruckners und der Region Bad Ischl – Salzkammergut als Kulturhauptstadt Europas – im Fokus internationalen Interesses.

Neo-Ökologie im österreichischen Tourismus
Ein weiterer Tourismus-Megatrend nennt sich Neo-Ökologie. Dieser spiegelt ein neues umweltbewusstes Mindset wider, welches inzwischen in jeden Bereich unseres Alltags hineinreicht und speziell durch die Corona-Pandemie begünstigt wurde. Ob nun Unternehmensstrategie, persönliche Handlungsmoral oder Kaufentscheidung – die Sehnsucht nach mehr Nachhaltigkeit veränderte und verändert unsere globale Gesellschaft tiefgründig. Und dazu zählt auch, dass nun immer mehr Menschen bewusst nach Urlaubsangeboten suchen, die zumindest ein paar der direkt damit verbundenen Aspekte aufgreifen. Dazu zählen etwa: Regionalisierung, Entschleunigung oder biologische Lebensmittel. Der aus Innsbruck stammende Zukunftsforscher Andreas Reiter meint diesbezüglich, es sei höchste Zeit zum Umdenken. Denn die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit, speziell auch im Tourismus, sei „keine Spinnerei einer kleinen Gruppe“, sondern ein Phänomen, das längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Österreich, mit seiner einzigartigen Kulturlandschaft, hat in jedem Fall großes Potenzial, diesen Weg noch stärker einzuschlagen. Wie das gehen kann, macht die Schweiz vor – 2021 wurde dort das Konzept „Swisstainable“ ins Leben gerufen. Das Ziel: Das gesamte Land soll stärker auf Umweltbelange ausgerichtet werden – mit vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten und einem Zertifizierungssystem. Aber auch die heimische Tourismusbranche zeigt bereits Innovationsgeist. Das brachte die Publikation „Nachhaltigkeit in Österreich. Touristische Vorzeigeprojekte“ von „Österreich Werbung“ ans Licht, welche insgesamt 50 solcher Pionier-Vorhaben vor den Vorhang holt. Die Palette reicht dabei von „Öko-Touren“ in Wien über umweltfreundliche Mobilität in Zell am See-Kaprun bis hin zu KI für energieeffizienten Tourismus im Burgenland.

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Kritik an aktuellen Strukturen 
Tourismusangebote sind aber immer nur so gut, wie die Menschen, die dahinterstecken und dahinterstehen – ob nun Hotelmanager, Koch, Rezeptionist oder Kellner. Nur so kann die Weiterentwicklung Österreichs zu einer erfolgreichen Destination für ganzjährigen Qualitätstourismus voranschreiten. Und dabei kommt der Ausbildung dieser Tourismus-Fachkräfte eine Schlüsselrolle zu. Vertreter des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes (SWV) kritisierten jedoch erst kürzlich, dass vielerorts die Motivation fehle, eine Ausbildung im Tourismus zu machen und sich damit der Arbeitskräftemangel weiter verstärken werde. Ihrer Meinung nach könnte dies auch mit den starren Richtlinien der derzeitigen Ausbildungsformen im Tourismus, wie der Lehre, zusammenhängen. Das duale Ausbildungssystem solle daher modernisiert, weiterentwickelt und zeitgemäß mit Lebenssituationen verknüpft werden. Auch Gastronomen kritisierten in der Vergangenheit bereits die Tatsache, dass Lokale in Österreich, in denen italienisch, chinesisch oder indisch gekocht wird, keine Lehrlinge ausbilden dürfen. Der Lehrplan sehe hier weitaus mehr österreichische Kulinarik vor, was nicht zeitgemäß sei.

Positive Signale in der Tourismusausbildung
Dem gegenüber steht allerdings die Tatsache, dass sich die duale Ausbildung generell laut WKO eines kräftigen Zustroms erfreut, wie aktuelle Zahlen belegen: So beginnen immer mehr Menschen in Österreich eine Lehre. Und in der österreichischen Gastronomie fallen dabei insbesondere deutsche Staatsbürger auf: Ihr Anteil hat sich in den letzten fünf Jahren verzehnfacht. Dies kommt vor allem den westlichen Bundesländern Tirol und Salzburg zugute. Seit wenigen Jahren ist es zudem möglich, die Doppellehre „Hotel- und Restaurantfachmann/-frau“ zu absolvieren. Sie verfügt über einen eigenen Lehrplan und gilt als ideale Kombination aus Rezeption und Service. Auch im Lehrberuf „Hotel- und Gastgewerbeassistent/-in“ werden künftig geringfügig Servicekenntnisse vermittelt. Damit sollen klassische Bereiche wie Frühstücks- oder Seminarservice ebenso abgedeckt werden. Kräftig investiert wurde auch in den Neubau der renommierten Tourismusschule Klessheim bei Salzburg: WKS, Land Salzburg und Bund machten hierfür 42 Millionen Euro locker, wodurch die Schule nun als Vorreiter im digitalen Lernen gilt. Und auch eine neue Zusatzausbildung namens „Junior Master Chef“ (JMC) wurde kürzlich für Lehrlinge und Tourismus-Schüler konzipiert. Trotzdem sind noch weitaus mehr innovative Lösungen gefragt, um die Tourismusbranche Österreichs im Gesamten und auf nachhaltige Weise weiterzuentwickeln.