WANDLUNGSFÄHIG ODER TSCHÜSS

Eine alte Diva hat nicht mehr die Kraft, ihre Rolle voll auszuspielen, weil sie alt ist – bitter, aber ist so. Irgendwie kommt Wehmut auf, wenn man ihre verzweifelten Versuche, jung zu wirken, zu ignorieren versucht. Zeit ist unerbittlich – letztendlich kann niemand mit ihr gehen und sie muss irgendwann Platz machen. Nur, eine Messe ist keine Diva.

Der Spruch: „Nach der Messe ist vor der Messe“ klingt bedrohlich. So nach: Kopie der Kopie der Kopie eines längst überalterten Erfolgsrezeptes. Nach der Messe – ist mal Pause fürs Nachdenken, Nachfragen und Nachjustieren. Erst wenn man sicher ist, Besucher zu begeistern, beginnt die Planung für die nächste – völlig neue – Version der Messe. Im Unterschied zur Diva, oben in der Einleitung, hat eine Messe kein Zeitproblem, eine Messe ist sogar zeitlos, demnach immer aktuell. Aber nur dann, wenn die Messe mit der Zeit geht.

Bei manchen Messen fragt man sich aber immer öfter: Geht’s noch?

Fachmessen stehen vor einer Reihe von Herausforderungen, die durch technologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen bedingt sind. Die wichtigsten Herausforderungen sind: Digitalisierung, Veränderungen im Besucher- und Ausstellerverhalten, Rückgang der Teilnehmerzahlen, Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein, Globalisierung und Konkurrenzdruck, wirtschaftliche Unsicherheit, Kostenmanagement und (auch wenn kein Virus auftauchen sollte) Gesundheits- und Sicherheitsvorkehrungen.

DIGITALISIERUNG
Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. Virtuelle und hybride Messen sind Formate, die mit größerer Reichweite und geringere Kosten punkten. Traditionelle Präsenzmessen sind gezwungen, ihre Angebote zu digitalisieren und neue, interaktive Formate zu entwickeln.

Veranstalter müssen in neue Technologien investieren, um virtuelle Plattformen zu schaffen, die ein ansprechendes und interaktives Erlebnis bieten. Dazu gehören auch Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) und andere immersive Technologien.

BESUCHER ERWARTUNG HALTUNG
Wer seinen Besuchern das immer gleich Lied vorspielt, muss sich nicht wundern, wenn dann auch der eingefleischteste Fan gelangweilt wegbleibt.

Die Online-Möglichkeiten, Kunden zu informieren, werden gefühlt täglich mehr. Sie sparen Zeit- und Personalressourcen und sind vor allem 24/7 verfügbar. Da muss das physische Erlebnis „Messe“, Mehrwerte bieten, die man mit dem Netz nicht schaffen kann. Weil das keine leichte Übung ist, schwenken viele Marketingteams auf „Infrage stellen“ um. Obwohl klar ist, dass ein persönliches Gespräch und der physische Kontakt zum jeweiligen Produkt durch keine Marketingmaßnahme zu ersetzen ist. Dass das so ist, zeigt sich am abflauenden Hype von Facebook oder diversen online Partnerbörsen. Online kann viel, aber nachhaltige Beziehung zwischen Menschen, kann online nicht. Zwischen Menschen spielt sich so viel Unbewusstes ab, dass auch die beste KI da nicht mitkann – zumindest noch nicht. So kann es schon vorkommen, dass ein bescheidenes Produkt durch die Menschen dahinter Markt gewinnt und umgekehrt. Hinzu kommt, man kauft in den meisten Fällen und gerade in der Gastronomie nicht ein Produkt, man beginnt eine Partnerschaft.

NACHHALTIGKEIT UND UMWELTBEWUSSTSEIN
Messen sind ein CO2-Supergau…gewesen. Aussteller fragen heute genauso nach nachhaltigen Konzepten wie immer mehr Besucher. Damit könnten Messeveranstalter aber auch punkten – wie z. B. durch den Einsatz nachhaltiger Materialien, Reduzierung von Abfall und Energieverbrauch sowie CO₂-Kompensation. Umweltbewusste Unternehmen und Besucher sind auch weniger bereit, weite Strecken zu reisen, was die internationale Beteiligung beeinflussen könnte. Da dagegen zu steuern, könnte gerade für Messe-Standorte in naturnahen Gegenden interessant sein. Kombiangebote zwischen Messe und nachhaltigem Tourismus bieten sich an.

GLOBALISIERUNG UND KONKURRENZDRUCK
Globalisierung führt zu internationalen Hotspots, die regionale Messen in Schwierigkeiten bringen können. Denn hat man den Hotspot für – welches Fachmessen Thema auch immer – besucht, muss man nicht noch regional beim Kleinformat vorbeischauen. Kleinere Fachmessen werden deshalb auch immer spezifischer, um spezialisierte Kunden anzusprechen, die sich auf Riesenmessen verloren vorkommen. Regional nur groß zu sein, ist also kein Zukunftskonzept – da muss das „täglich grüßende Murmeltier“ ausgemustert werden und ein schlauer Fuchs an seine Stelle.

WIRTSCHAFTLICHE UNSICHERHEIT, KOSTENMANAGEMENT
Wird privates Leben unsicher, macht sich der Betroffene auf die Suche, Anschluss zu finden – geteiltes Leid ist halbes Leid und wer weiß, vielleicht hat man seinen Wert am Markt etwas schleifen lassen. Man kleidet sich neu ein, sucht Kontakt und poliert sein gesellschaftliches Leben wieder etwas auf, bis man wieder – oben auf – mitschwimmen kann. In der Wirtschaft gibt es dagegen die Buchhaltung oder das Controlling. Sie streichen das „Unnotwendige“ und weil die offensichtlich dem Marketing nicht wirklich vertrauen, wird zuallererst am Marketingbudget gestrichen, was geht. Wirtschaftliche Unsicherheit führt in Unternehmen zu „Kostenmanagement“, das einem Otto Normalverbraucher nicht einfallen würde. Anstatt am Wert eines Unternehmens nach oben zu schrauben, wird nach unten gespart.

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GESUNDHEITS- UND SICHERHEITSVORKEHRUNGEN
Für einen Virologen ist eine Messe ein SSEV ein „Superspreading Event“, bei dem Infektionskrankheiten viel stärker als gewöhnlich verbreitet werden. Kennt man aus C19 Zeiten. Die Gänge wurden breiter, Desinfektion allgegenwärtig und Schutzmasken sitzen immer noch locker im Halfter, um schnell auf verunsicherte Kunden reagieren zu können. Sicherheit ist ganz grundsätzlich ein immer wichtigeres Thema. Die böse blickenden Securities sind fixer Bestandteil jedes Events. Mit Stöpsel im Ohr stehen sie, Sicherheit vermittelnd, an Aus- und Eingängen der Messen und … stehen. Gesundheits- und Sicherheitsvorkehrungen gehören zu jedem Event wie das Amen im Gebet und sind letztlich zu einem Verkaufsargument geworden.

Fachmessen müssen sich all diesen Herausforderungen stellen, sie müssen innovative Konzepte entwickeln, um sowohl den traditionellen als auch den digitalen Raum effektiv zu nutzen und die Erwartungen der Teilnehmer zu übertreffen. Alle Beteiligten sind aufgerufen, dabei mitzutun und im Fall  „People Business“-Gastronomie, das zu tun, was jeder erfolgreiche Gastronom täglich tut – sie bleiben am Puls der Zeit. Für Divas ist im Messebusiness kein Platz – die haben ein Ablaufdatum.

PROST am Puls
Hin und wieder haben wir einen Messe-Herzschlag wie ein Kolibri, weil wir zu oft das zuvorkommende Angebot „Kaffee?“, gern annehmen. „Wir“, weil die gesamte PROST Frau- und Mannschaft vor Ort ist, wenn die Fachwelt sich auf Messen präsentiert. Selbstverständlich nutzten auch wir viele Messen, um PROST und uns zu zeigen. Wenn unser PROST Mini vorm Messeeingang steht oder nur die färbigen PROST Beachflags sind auch wir da.

Trotz aller Technik, aller Kommunikations-Unterstützungssysteme schlägt unser Herz für persönlichen Kontakt. Face to Face lässt es sich einfach besser miteinander sein. Abgesehen davon stellen sich uns immer Fragen zu den Produkten und Dienstleistungen, die in off- und online Medien nicht thematisiert werden oder werden können.