Nicht Mensch gegen KI – Mensch mit KI

Der 25. HOGAST-Powertag stellte in Zeiten von künstlicher Intelligenz den Faktor Mensch in den Fokus. Andreas Salcher, Bestsellerautor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen und Markus Hengstschläger, vielfach ausgezeichneter Wissenschaftler diskutierten im Congress Innsbruck mit über 300 geladenen Gästen über Talententwicklung, Resilienz und Lösungsbegabung.

„Was wir heute lernen sollten, um morgen noch mitgestalten zu können“
Mit dieser Frage eröffnete Andreas Salcher den diesjährigen HOGAST-Powertag. Für sein neues Buch führte er Tiefeninterviews mit besonders begabten jungen Menschen aus Österreich und Deutschland. Daraus leitete er 21 zentrale Fähigkeiten und Haltungen ab – allen voran die vier Ks: Kommunikation, Kooperation, Kreativität und kritisches Denken, getragen von einem respektvollen Miteinander der Generationen.

Ein verbindendes Element all dieser Kompetenzen: Grundvertrauen ins Leben. „Wer sich selbst nicht für super hält, wird kein Superheld“, so Salcher. „Wenn wir den Menschen besser sehen, als er ist, helfen wir ihm, zu dem zu werden, der er sein will. Suchen Sie das Beste in anderen – und in sich selbst!“

Simon Meinschad (v. l., hollu Systemhygiene), Alexander Ehrhart (Casablanca Hotelsoftware), René Trummler (HOGAST-Vorstand), Sigrid Kröswang (Kröswang) und die beiden Speaker Markus Hengstschläger und Andreas Salcher.

Salcher postulierte, dass Lernen auf drei Prinzipien fußt:
•Trial & Error – Ausprobieren, Fehler machen, nochmal versuchen – in einer angstfreien Fehlerkultur.
•Voneinander lernen – „Keiner allein ist so klug wie wir alle zusammen.“ Lernen geschieht durch Beziehung – oder gar nicht.
•Sinnorientierung – Lernen ist dann effektiv, wenn der Zweck erkennbar ist.

Nach vielen Reisen und Gesprächen kam Salcher zu einem klaren Fazit: „Die Welt wird sich in jene teilen, die lernen – und jene, die es nicht tun. Zukunftslernen heißt: sich heute für das Kommende aufzustellen, nicht für das Bestehende.“ Dabei machte der Vordenker klar, dass man nicht Kompetenzen nachlaufen soll, die man gerne hätte, sondern seine vorhandenen Stärken ausbauen – Stärken stärken!
Mit Blick auf künstliche Intelligenz riet Salcher: „Nutzen Sie KI wie einen Schraubenzieher – bevor er sich selbst zu drehen beginnt!“ Es gehe nicht um ein „Ja oder Nein zur KI“, sondern um den klugen Umgang mit ihr.

„Wer sich selbst nicht für super hält, wird kein Superheld!“
– Andreas Salcher

„Mit Lösungsbegabung die Zukunft gestalten“
In seiner ebenso pointierten wie unterhaltsamen Keynote rief Genetiker Markus Hengstschläger dazu auf, sich auf das Unvorhersehbare vorzubereiten – nicht auf jene Aspekte der Zukunft, die bereits bekannt sind. „Haben Sie keine Angst – das ist eine Chance“, ermutigte er das Publikum. Denn der Homo Sapiens besitzt eine entscheidende Fähigkeit: „Wir können Lösungen finden, wo es noch keine gibt. Wir lernen aus dem, was nicht funktioniert, entwickeln eine Fehlerkultur – und damit Resilienz.“

Talente sind laut Hengstschläger Potenziale, die in uns schlummern und erst durch gezielte Förderung zur Entfaltung kommen. Wer die menschliche Lösungsbegabung stärken will – ob im beruflichen oder privaten Umfeld – muss zunächst einen Schritt zurücktreten: „Nicht sofort mit alten Lösungen reagieren, sondern fragen: Was würdet ihr jetzt tun?“ Lösungsbegabung lässt sich trainieren – am besten im Team.
Apropos Team: In Unternehmen, so Hengstschläger, lassen sich drei Typen von Menschen beobachten – die blauäugigen Optimisten, die eingefleischten Pessimisten und die Possibilisten. „Und auf die Possibilisten kommt es an“, ist sich der Wissenschaftler sicher.

„Die Durchschnittsfalle – wie manage ich (m)ein Talent?“
In seinem zweiten Vortrag sprach Hengstschläger über die „Durchschnittsfalle“ – eine gesellschaftliche Tendenz, Menschen möglichst nahe an einem gemeinsamen Durchschnitt zu halten. „Sich mit der Mehrheit zu irren, fühlt sich besser an, als alleine recht zu haben.“ Doch es führt dazu, dass individuelle Talente und Stärken nicht ausreichend erkannt und gefördert werden, was langfristig die Innovations- und Anpassungsfähigkeit der Gesellschaft gefährdet. Seine Ansätze?

•Flexicurity – die Balance zwischen Flexibilität (bei unvorhersehbarer Zukunft) und Bewährtem (bei vorhersehbarer Zukunft). „Diese Fähigkeit ist die beste Voraussetzung dafür, beide Szenarien der Zukunft zu meistern.“
•Medici-Effekt beschreibt das kreative Potenzial, das entsteht, wenn Menschen aus unterschiedlichen Branchen gemeinsam an einer Fragestellung arbeiten. Aus dieser Vielfalt erwachsen neue Ideen und Lösungen.
•3/24-Formel für den Alltag: „Wenn ein Mitarbeiter mit einem Problem zu Ihnen kommt, sagen Sie: ‚Du hast 24 Stunden Zeit, dir 3 Lösungen zu überlegen. Ich überlege mir auch 3 Lösungen, dann haben wir schon 6 Ideen und sprechen nochmal darüber.‘ Es geht darum, Lösungsbegabung zu üben – und um eine Veränderung im Mindset.“

Doch Lösungsbegabung funktioniert nicht auf Knopfdruck. Laut Neurobiologie gibt es im Gehirn zwei relevante Systeme: das Aktionspotenzial und das Default Mode Network – jenes Areal, das aktiv ist, wenn wir gerade nicht bewusst über eine Aufgabe nachdenken, etwa beim Spazierengehen oder Duschen. Genau dann arbeitet das Gehirn oft an Lösungen im Hintergrund – ohne Druck.

„Sieger und Verlierer – wie wir in herausfordernden Zeiten wachsen können“
Den Abschluss des informativen Powertages machte Salcher, als er über den entscheidenden Unterschied zwischen Siegern und Verlierern referierte. Diese liegt darin, wie Menschen mit Krisen umgehen: Sieger lassen sich von äußeren Erschütterungen nicht entmutigen, sondern entdecken neue Fähigkeiten in sich – sie wachsen an den Herausforderungen und entwickeln Resilienz. Verlierer hingegen zerbrechen daran. Die drei Zauberwörter, die den Weg vom Verlierer zum Sieger ebnen, lauten: „Selbstverantwortung statt Schuldzuweisung.“

Auch der ORF Tirol berichtete vom HOGAST-Event.

Wesentlich Resilienzfaktoren, die langfristig den Weg zum Erfolg ebnen, sind laut Salcher:

•eine Bezugsperson, die einen dabei unterstützt, das eigene Potenzial zu entfalten,
•die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen,
•Charakter und Temperament und
•das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft.

Auf die Frage, wie es Führungskräften gelingt, dass ihre Mitarbeitenden zufrieden und motiviert bleiben, sollten folgende Grundbedürfnisse erfüllt sein:

•das Gefühl von Handlungskompetenz,
•ein gewisses Maß an zeitlicher Autonomie,
•soziale Eingebundenheit und eine Identifikation mit dem Sinn des Unternehmens.

Darüber hinaus gab Salcher dem Publikum drei konkrete Werkzeuge mit auf den Weg, um den Herausforderungen des Berufs- und Lebensalltags erfolgreich zu begegnen:

•Die Macht der Selbstdisziplin: Sie ist wie ein Muskel – je öfter man sie trainiert, desto stärker wird sie. Selbstdisziplin hilft dabei, auch unangenehme oder anstrengende Aufgaben konsequent zu bewältigen und langfristige Ziele im Blick zu behalten.
•Rituale wie das morgendliche Bettmachen, Laufen oder Meditieren schärfen den Blick für das Wesentliche. Sie wirken vorbeugend gegen Erschöpfung und stärken die Ausdauer.
•Zeit für Reflexion: „Ein Jahr ohne Reflexion ist ein verlorenes Jahr“, betonte Salcher. Wer sich nicht regelmäßig Zeit zum Innehalten nimmt, riskiert Sinnverlust und Burnout.

Zum Abschluss teilte Salcher ein weiteres „Zauberwort“ mit dem Publikum: Nein. Er ermutigte dazu, sich regelmäßig zwei einfache, aber kraftvolle Fragen zu stellen: „Muss ich das tun?“ und „Will ich das tun?“ Lautet die Antwort auf beide Fragen „Nein“, sollte man den Mut haben, die Aufgabe abzulehnen, um die eigene Zeit und Energie zu schützen und um Raum für Sinnvolles zu schaffen.

Seine finalen Worte galten einem Zitat von Hermann Gmeiner, dem Gründer des SOS-Kinderdorfs: „Alles Große auf der Welt geschieht nur, weil jemand mehr tut, als er muss.“ Und ergänzte: „Wie großartig wäre es, eine Unternehmenskultur zu schaffen, in der genau dieses Engagement gelebt wird? Wer will schließlich nicht Teil von etwas Bedeutendem sein?“

Zum Schluss luden die Referenten zu einer Signierstunde.

Über den HOGAST-Powertag
Der HOGAST-Powertag ist ein wichtiges Branchentreffen für Persönlichkeitsentwicklung und Führungskräftetraining. In entspannter Atmosphäre kamen auch dieses Mal wieder rund 300 Mitglieder der HOGAST-Unternehmensgruppe und Lieferpartner zusammen, um wertvolle Impulse für den Arbeitsalltag zu erhalten. Als etablierter Bestandteil des Events bot auch heuer wieder der Ausstellermarktplatz mit HOGAST-Lieferpartnern, darunter die Premium-Partner Casablanca, hollu und Kröswang, ausgezeichnete Gelegenheit für erfolgreiches Netzwerken.