HAGLEITNER eröffnete im Oktober 2015 an seinem Hauptstandort in Zell am See eine neue Spenderproduktion. Ziel dieses Neubaus war eine nach dem Lean-Konzept funktionierende Produktionskette: Optimale Wege, eine ökologisch nachhaltige Produktion und minimierte Lagerbestände. Mit diesem Projekt konnte das Unternehmen nun die Jury des Österreichischen Logistik-Tages 2016 überzeugen.
Die Auszeichnung wurde dem Hygieneunternehmen für das eingereichte Projekt „Spenderproduktion NEU. Simple Logistics – Ganzheitlicher Lean SCM Ansatz“ am 8. Juni 2016 in Linz im Rahmen des Österreichischen Logistiktages verliehen. Der Preis wurde von Herrn Christian Karner (Operativer Geschäftsleiter), Herrn Hans-Jürgen Landl (Bereichsleiter Spenderproduktion), Herrn Klaus Steiner (Bereichsleiter Logistik und Papierproduktion) und Herrn Andreas Auzinger (Abteilungsleiter Lean Management) entgegengenommen.
Jurybegründung
Besonders hervorgehoben wurde der gesamtheitliche Ansatz, den HAGLEITNER verfolgt. Nach dem Bau des Spritzgusswerkes zur Spenderproduktion in Zell am See beträgt die Produktionsstrecke für einen Spender nur 25 Meter. Diese Wertschöpfungskonzentrierung geht Hand in Hand mit einer Reduzierung der internen Bestände und der Etablierung eines KPI Systems. Mit diesem werden die laufenden Prozesse überwacht und gesteuert. Durch sämtliche getätigten Maßnahmen konnte der Servicegrad für den internen Kunden deutlich erhöht werden. HAGLEITNER vertraut dabei auf „einfache“ Lösungen ohne den Einsatz großer Software und Logistiklösungen.
9 Millionen Euro Investition
Insgesamt investierte HAGLEITNER zwischen Februar 2014 und Jänner 2015 über 9 Mio. Euro in die neue Spenderproduktion. Der vorgenommene Anbau hat ein Raumvolumen von 10.000 m3. Besonderes Augenmerk wurde auf eine umweltbewusste Produktion gelegt: Durch den völligen Wegfall von Straßentransporten wird der CO2 Ausstoß minimiert. Eine eigene Photovoltaikanlage am Dach des Spritzgusswerkes liefert im Peak 81,25 kWh. Mit Oktober 2015 wurden bereits 58,92 MWh gewonnen (Produktionsstart war Februar 2015). Auch die Produktionsabwärme der Spritzgussmaschienen wird in der neuen Anlage nachhaltig genutzt: Die Abluft wird im Winter zur Fußbodenheizung der Spenderproduktion verwendet.
Lean Management
Die gesamte Produktion ist nun auf einer Produktionsfläche von nur 2.000 m2 untergebracht. Die Lagerung des Rohstoffs (Granulat), der Werkzeugbau, die Spritzgussfertigung, die Zwischenlagerung der Teile im Supermarkt und die abschließende Endmontage finden in nur einer Halle statt. Innerbetrieblich wurde ein eigenes Sortiersystem entwickelt, welches Teile direkt nach dem Spritzgussvorgang in der richtigen Menge in die unterschiedlichen Kunststoffbehälter ablegt. Aufwändige Systeme wie Hochregallager, Stapler oder Wellpappe zum Lagern der Spenderteile werden nicht benötigt. Für die neue Produktionshalle wurden 16 ENGEL e-victory Spritzgussmaschinen mit einem Gewicht von 50 bis 500 Tonnen erworben. Diese sind mit einer servoelektrischen Spritzeinheit, einem holmlosen Werkzeugbereich und einer äußerst emissionsarmen Antriebstechnik ausgestattet. Nach Investitionen in ein Schnellwechselsystem und Workshops zur Reduktion von Rüstzeiten konnte HAGLEITNER diese auf 15 bis 30 Minuten je nach Maschinentyp reduzieren.
Im Zuge des Spritzguss-Neubaus wurde auch die gesamte Logistik neu ausgerichtet. Zuvor erhielt HAGLEITNER die benötigten Rohstoffe zur Spenderprodutkion mittels Direktanlieferung seiner Lieferanten. Lieferzeiten betrugen zwischen 6 und 16 Wochen, die Lagerbestände waren aufgrund dessen teilweise sehr hoch. Um dieses System zu optimieren, wurden sogenannte Milkruns eingeführt. Parallel dazu wurde der gesamte Materialfluss von Kartonagen auf Umlaufverpackungen umgestellt – derzeit sind ca. 20.000 Kunststoffbehälter im Einsatz. Die Anlieferfrequenz konnte mit diesem System auf bis zu dreimal pro Woche erhöht und der Lagerumschlag verdoppelt werden.