
Mit NEXT veranstaltete die HOGAST gemeinsam mit der Fachhochschule Salzburg zum zweiten Mal ein Treffen für junge Unternehmer und die Nachfolgegeneration in den Mitgliedsbetrieben. Mehr als 250 Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, um sich über neueste Technologie-Trends und ungewöhnliche Marketing-Ansätze auszutauschen. Die dafür nötigen Anstöße lieferten hochkarätige Keynote-Speaker.
Den Auftakt am Vorabend machte das Hotelierspaar Silvia Gschößer und Markus Rist bei einem Impuls-Talk in der trendigen Panzerhalle. Vor der anstehenden Generalsanierung ihres jüngst übernommenen Hotels nutzen die beiden die Zeit, um vollkommen neue Ansätze auszuloten und so neue Zielgruppen auf sich aufmerksam zu machen. Ihr Pop-down-Hotel erstrahlt außen komplett in Weiß, innen gibt es einen riesigen Tisch über drei Ebenen und ungewöhnliche Events, bei denen auch Einheimische herzlich willkommen sind. Eine solche mutige Inszenierung des Generationswechsels erregt die erwünschte Aufmerksamkeit bis weit über Tirol hinaus: „Wurscht, was die Leute reden – die Hauptsache ist, dass sie reden“, sagte Markus Rist über das Konzept, das bewusst mit Regeln bricht und gleichzeitig bewährte Traditionen neu belebt.
Von kindischen Einhörnern lernen
Den zweiten Tag eröffnete Waldemar Zeiler, der sich als Berliner Start-up-Hipster bezeichnet. Er ist einer der beiden Gründer von „einhorn products“ ist, die sich mit fair produzierten, veganen Kondomen einen Namen gemacht haben und mittlerweile auch vielen Managern Nachhilfe geben, wie man gewisse Dinge wieder verlernt. „Viele Unternehmen sind von der Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität unserer Zeit betroffen und wissen, dass sie nicht weitermachen können wie bisher“, sagte Zeiler. Die beiden haben in ihrem Unternehmen Hierarchien abgeschafft und Gehaltstransparenz eingeführt, zudem wollen sie als erstes For-Profit-Unternehmen den Friedensnobelpreis gewinnen. Eines der obersten Prinzipien ist es, die Dinge bewusst kindisch anzugehen. Mit klugem Marketing und der Aktivierung der späteren Kunden haben es die beiden geschafft, ohne Investoren auszukommen. Diese Freiheit nutzen sie, um lukrative Deals auszulassen, wenn von den Geschäftspartnern Ärger droht: „Seid integer, Doppelmoral ist nur was für die Mafia“, gab Zeiler den Teilnehmern als Hausaufgabe mit auf den Weg.
Mit empathischen Maschinen leben
Der vielseitig aktive Innovations-Experte Michael Bartl sprach anschließend über sein Projekt Tawny, in dem er Künstliche Intelligenz mit Einfühlungsvermögen vereinen will. KI ist für ihn eine Basisinnovation wie etwa Elektrizität, die uns in vielen unterschiedlichen Anwendungen begegnen wird. Ein wesentlicher Punkt ist für ihn die Messung von menschlichen Emotionen: „ In Zukunft werden alle Maschinen eine Art emotionale Intelligenz aufweisen und auf Menschen reagieren“, so Bartl. Ob Mimik, Stimme, Puls, Haut, Herz oder Temperatur – aus Maschinensicht produziert jeder Mensch Kurven, die kategorisierbar, nach Mustern durchsuchbar und damit prognostizierbar sind. Er ist sich bewusst, dass KI ein hoch ambivalentes Thema ist: „In unseren Diskussionen mit Betriebsräten hören wir berechtigterweise immer die Sorge um den Datenschutz, aber die Aussicht auf eine Senkung der Arbeitsunfälle kommt wiederum sehr gut an“, beschreibt er das Dilemma. Vorausschauende Regulierung und Daten-Treuhand-Modelle hält er für eminent, um Künstliche Intelligenz sicher zu machen.
Digitale Transformation managen mit Kapsch
Als Premium-Partner war Kapsch maßgeblich dafür verantwortlich, dass NEXT überhaupt möglich wurde. Mit Mark Winkler schickte das österreichische Technologieunternehmen den Verantwortlichen für die Digitale Transformation nach Salzburg, um über aktuelle Projekte zu berichten. Er sprach über Services, die bei Kapsch mittlerweile vorwiegend aus Kooperationen entstehen: „Wir sprechen mit Kunden, deren Partnern und den Kunden von unseren Kunden – daraus ergeben sich vollkommen neue Lösungen, die wir allein niemals entwickeln könnten“, sagte Winkler. Ob Machine Learning, Augmented Reality, Blockchain, Smarte Textilien oder Vernetzung von Gebäuden – heute verfügbare Technologie habe das Potenzial unvergleichliche Ergebnisse zu liefern, wenn man gemeinsam daran arbeite: „Kooperieren Sie und stellen Sie außergewöhnliche Leute ein, wenn Sie außergewöhnliche Dinge möglich machen wollen“, sagte Winkler.
Einblicke in die Reiseplanung mit Google
Stefanie Reif ist Industry Managerin Reisen bei Google Österreich. In ihrem Vortrag zeigte sie, dass Google auch heute noch in fast allen Bereichen am Ursprungsziel festhält, Informationen besser zu sortieren. Neben Einblicken in aktuelle Entwicklungen aus dem breit aufgestellten Konzern lieferte sie wertvolle Hintergründe zu Reise-bezogenen Suchanfragen: „Mehr als 50% Prozent der Anfragen erfolgen mobil, aber wenn die Ladezeit einer Seite am Smartphone länger als drei Sekunden beträgt, ist der Stressfaktor für den durchschnittlichen Nutzer vergleichbar mit dem Konsum eines Horrorfilms“, so Reif. Generell seien die Nutzer neugierig, selbst zu alltäglichen Produkten werde ausgiebig recherchiert – weil es geht. Die dadurch informierten Nutzer seien auch anspruchsvoller als früher, Unternehmen können etwa gewinnen, wenn sie die Vorlieben der Kunden kennen. Außerdem steige die Ungeduld, Google registriert beispielsweise vermehrt Anfragen für Buchungen mit dem Suchbegriff „heute“ – darauf könne man sich als Unternehmen einstellen.
Neue Plattformen entdecken mit der Generation Z
Zum Abschluss schilderte ein Vertreter der Generation Z, worauf es ankommt, wenn man die Jugend von heute erreichen will. Charles Bahr ist 16 und bereits seit zwei Jahren mit seiner eigenen Marketingagentur aktiv. Wenig überraschend ist das erwachsen gewordene Facebook in seiner Generation kaum noch relevant; Instagram, Youtube, Whatsapp, Twitter und Snapchat hingegen sehr wohl. Dazu gesellen sich die Lipsync-App Tiktok und Twitch für Gamer. „Was gar nicht geht, das ist Werbung, die ist öde. Mit gutem Content haben aber auch Unternehmen Chancen“, so Bahr. Wichtig sei die Einbindung von Influencern, mit denen sich die Jugendlichen identifizieren können – je nach Budget und Anspruch könne man mit Superstars der Szene arbeiten oder mit aufsteigenden Newcomern für spezifische Zielgruppen. Hotels rät er, neben ausreichend Steckdosen und USB-Steckern am Nachtkästchen auch auf Themen wie Beleuchtung zu achten, denn gute Fotos seien ganz wichtig für seine Generation.
Ein Format mit Zukunft
Die Veranstalter zeigten sich begeistert von der diesjährigen NEXT-Konferenz: „Für uns ist dieses Format ein Glücksfall, derartige Top-Speaker mit solch wichtigen Themen kriegt man nicht so leicht ins Haus“, sagte Mario Jooss von der Fachhochschule Salzburg. Der Aufsichtsratsvorsitzende der HOGAST, Markus Tipotsch, freut sich über das Engagement der Nachfolger: „Wir haben das Glück, in einer Branche zu arbeiten, die nicht digitalisiert werden kann, weil wir Gästen mit Emotionen ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Aber rundherum gibt es viel zu lernen und es braucht Leute, die Neues in die Branche bringen. Diese Veranstaltung zeigt, dass wir in der Einkaufsgenossenschaft viele junge Kräfte haben, die sich einbringen wollen – das stimmt optimistisch für die Zukunft!“