2023 – ein anspruchsvolles Jahr für den Tiroler Arbeitsmarkt

Niedrigste Arbeitslosenquote seit fast 40 Jahren bei starker Personalnachfrage.

Positive Bilanz für das Jahr 2023
Im Vergleich zum Vorjahr ist die durchschnittliche Zahl der Arbeitslosen um -0,4 % gesunken. Mit Ausnahme von Kärnten (ebenfalls -0,4 %) ist die Arbeitslosigkeit in allen anderen Bundesländern gestiegen (Ö: +2,9 %). Die Arbeitslosigkeit war mit 14.664 arbeitslosen Personen im Jahresdurchschnitt auf dem geringsten Stand seit dem Jahr 2001. Die Anzahl der beim Arbeitsmarktservice gemeldeten offenen Stellen (8.025) ist im langjährigen Vergleich weiterhin auf einem hohen Niveau. Dennoch ist die unselbständige Beschäftigung (über 356.000 Beschäftigungsverhältnisse) auf ein Rekordhoch geklettert. Nie zuvor waren in Tirol so viele Menschen unselbstständig beschäftigt wie im Jahr 2023. Die Arbeitslosenquote betrug wie im Vorjahr 4,0 % und war zuletzt im Jahr 1984 (3,8 %) niedriger. Besonders erfreulich ist auch der im Bundesländervergleich stärkste Rückgang bei der Langzeitbeschäftigungslosigkeit um -26,3 % auf 1.610 betroffene Personen.

„Am Tiroler Arbeitsmarkt ist die wirtschaftliche Eintrübung der letzten Monate, gemessen an der Entwicklung der Arbeitslosigkeit, etwas schwächer ausgefallen als im Rest Österreichs. Tirol profitiert von der starken Dienstleistungsbranche.
Der Personalmangel macht sich zunehmend bemerkbar, sowohl bei den Unternehmen, als auch bei den Beschäftigten durch hohe Arbeitsbelastung.“

Sabine Platzer-Werlberger,
Landesgeschäftsführung AMS Tirol

Bestand im Jahresdurchschnitt20192020202120222023
Arbeitslosenquote*4,5%8,1%6,5%4,0%4,0%
unselbständige Beschäftigung*344.082329.375334.256350.689356.426
arbeitslose Personen16.31028.92823.13514.72414.664
langzeitbeschäftigungslose Personen1.9612.4303.8472.1861.610
Schulungsteilnehmer_innen1.9871.9482.5762.2882.117
offene Stellen (sofort verfügbar)5.9494.4156.7039.8778.025

Ausblick für 2024 verhalten optimistisch
Die Prognose für den Tiroler Arbeitsmarkt im Jahr 2024 fällt trotz der weiterhin sehr angespannten geopolitischen Lage positiv aus. Die Arbeitslosigkeit (+100) und die Arbeitslosenquote werden im Vorjahresvergleich voraussichtlich nur marginal steigen. Auch die aktive Beschäftigung wird aufgrund der zunehmenden Erwerbsbeteiligung von älteren Arbeitskräften und Frauen und einer anhaltend starken Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland weiter steigen (+3.900).

„Für das Jahr 2024 gehen wir allenfalls von einem leichten Anstieg der arbeitslos vorgemerkten Personen aus. Das Beschäftigungswachstum dürfte trotz erstmaliger Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters der Frauen im Jahr 2024 etwas schwächer ausfallen als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote sollte somit auch im Jahr 2024 auf einem sehr niedrigen Niveau bleiben. Der Personalmangel bleibt die größte Herausforderung am Tiroler Arbeitsmarkt.“
Sabine Platzer-Werlberger,
Landesgeschäftsführung AMS Tirol

Der Tiroler Arbeitsmarkt im Dezember 2023

Mit Stichtag 31.12.2023 sind in Tirol 15.814 Personen arbeitslos. Im Vergleich zum Vorjahr sind das um +569 Menschen mehr (+3,7 %). 39,0 % der arbeitslos vorgemerkten Personen haben aktuell eine Einstellzusage von einem Betrieb. 74,4 % sind kürzer als 3 Monate arbeitslos und 42,4 % haben maximal einen Pflichtschulabschluss. Österreichweit ist die Arbeitslosigkeit um +6,4 % gestiegen und aktuell gibt es in Österreich 329.328 Arbeitslose.
Arbeitslose im Dezember 2019: 15.783 | 2020: 38.727 | 2021: 16.889 | 2022: 15.245 | 2023: 15.814

Bei 15.814 Arbeitslosen und geschätzten 367.000 unselbständig Beschäftigten (+3.000 Beschäftigte im Vorjahresvergleich) betrug die Arbeitslosenquote im Dezember 2023 in Tirol 4,1 %.

Zusätzlich zu den arbeitslos Vorgemerkten waren 2.131 Personen am 31.12.2023 in Schulungsmaßnahmen des AMS Tirol. Das sind im Vorjahresvergleich um +215 Personen oder +11,2 % mehr.

Arbeitslosigkeit gestiegen
↑ +569 | +3,7 % auf 15.814 Personen

Beschäftigung gestiegen
↑ +3.000 | +0,8 % auf 367.000 unselbständig Beschäftigte

Arbeitslosenquote gestiegen
↑ +0,1 %-Punkte auf 4,1 %

Männer deutlich stärker von Arbeitslosigkeit betroffen
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit bei den Frauen um +1,7 % gestiegen. Bei den Männern ist sie um +4,7 % deutlich stärker gestiegen. Mit Ende Dezember sind 4.882 Frauen und 10.932 Männer in Tirol arbeitslos. Die Arbeitslosenquote der Frauen liegt mit 2,7 % deutlich unter jener der Männer (5,4 %).

Arbeitslosigkeit im Handel besonders stark angestiegen
Überdurchschnittlich stark gestiegen ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich mit dem Vorjahr in der Arbeitskräfteüberlassung (+15,0 %, +108), im Handel (+9,4 %, +184) und in der Beherbergung und Gastronomie (+7,7 %. +104). In der Baubranche ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr um +1,4 % auf 4.533 Personen etwas schwächer angestiegen, wobei 80,1 % der Betroffenen bereits eine Einstellzusage von einem Betrieb haben.

Anzahl der offenen Stellen unter dem Rekordniveau des Vorjahres
Ende Dezember waren beim AMS Tirol insgesamt 8.043 offene Stellen zur sofortigen Besetzung gemeldet. Im Vorjahresvergleich ist die Anzahl der offenen Stellen um -17,9 % bzw. -1.751 gesunken. Im Vergleich mit früheren Jahren ist der Personalbedarf aber weiterhin hoch. Am stärksten rückläufig ist die Anzahl der offenen Stellen in der Beherbergung (-808), in der Gastronomie (-396), in der Arbeitskräfteüberlassung (-247) und im Einzelhandel (-178). Der ungedeckte Personalbedarf ist aktuell in der Beherbergung und Gastronomie mit 2.169 offenen Stellen und im Handel (1.844) am stärksten ausgeprägt. Die in absoluten Zahlen am stärksten nachgefragten Berufe sind Händler_innen und Verkäufer_innen (1.091), Kellner_innen (707), Gaststättenköch_innen (584), Stubenmädchen/-burschen (277) und Kochgehilf_innen (268).
Offene Stellen (sofort verfügbar) im Dezember 2019: 6.054 | 2020: 2.751 | 2021: 9.771 | 2022: 9.794 | 2023: 8.043

Langzeitbeschäftigungslosigkeit rückläufig
Aktuell sind in Tirol 1.635 Personen langzeitbeschäftigungslos. Im Vorjahresvergleich ist die Langzeitbeschäftigungslosigkeit in Tirol um -8,9 % gesunken (Ö: -2,4 %). 63,1 % dieser arbeitsmarktfernen Personen haben gesundheitliche Vermittlungseinschränkungen oder eine Behinderung, 56,2 % sind älter als 50 Jahre und 49,3 % haben maximal einen Pflichtschulabschluss.