Wirtschaftliche Eintrübung zunehmend am Arbeitsmarkt spürbar

Arbeitslosigkeit steigt in allen Branchen. Junge Erwachsene besonders betroffen.

Arbeitslosigkeit steigt in allen Branchen. Junge Erwachsene besonders betroffen.

Mit Stichtag 30.04.2024 waren in Tirol 20.516 Personen arbeitslos vorgemerkt. Im Vergleich zum Vorjahr sind das um +2.085 Menschen mehr (+11,3 %). 39,6 % der arbeitslos vorgemerkten Personen haben maximal einen Pflichtschulabschluss und 77,5 % sind kürzer als 3 Monate arbeitslos. Österreichweit liegt der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei +11,2 % und aktuell gibt es in Österreich 287.559 Arbeitslose.

Bei 20.516 Arbeitslosen und geschätzten 348.000 unselbständig Beschäftigten (+9.000 Beschäftigte im Vorjahresvergleich) betrug die Arbeitslosenquote im April 2024 in Tirol 5,6 %.

Arbeitslose im April 2019: 20.497 | 2020: 44.928 | 2021: 29.960 | 2022: 17.780 | 2023: 18.431 | 2024: 20.516

„Die nach wie vor zu hohe Inflation und das hohe Zinsniveau lassen die Arbeitslosigkeit in Tirol quer über alle Branchen weiter steigen. Der Handel und die Baubranche sind davon besonders betroffen.“

Johannes Schranz, stv. Landesgeschäftsführer AMS Tirol

2.325 Personen nehmen aktuell an Schulungsmaßnahmen des AMS Tirol teil. Das sind im Vorjahresvergleich um +82 Personen oder +3,7 % mehr.

Schulungsteilnehmer_innen im April 2019: 2.120 | 2020: 2.023 | 2021: 3.174 | 2022: 2.525 | 2023: 2.243 | 2024: 2.325

Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen und Ausländer_innen überdurchschnittlich gestiegen
Ein spürbarer Anstieg der Arbeitslosigkeit konnte in den Bezirken Innsbruck (+18,7 %), Imst (+16,2 %), Reutte (+14,3 %), Kufstein (+13,5 %), Landeck (+8,1 %) und Schwaz (+5,0 %) beobachtet werden. Im Bezirk Kitzbühel (+0,9 %) ist die Arbeitslosigkeit leicht höher als im Vorjahr, nur im Bezirk Lienz (- 5,6 %) ist sie weiter gesunken.

Überdurchschnittlich stark gestiegen ist die Arbeitslosigkeit bei den Jugendlichen unter 25 Jahren (+26,7 % bzw. +473). Die Arbeitslosigkeit von Älteren (50 Jahre und älter) ist im Vorjahresvergleich um +6,5 % bzw. +398 vergleichsweise gering gestiegen.

„In wirtschaftlichen Schwächephasen steigt die Arbeitslosigkeit besonders stark bei jungen Erwachsenen und Zugewanderten. Eine gezielte Unterstützung und Höherqualifizierung dieser Menschen ist entscheidend, um ihnen eine berufliche Perspektive zu geben.
Fachkräfte werden in Tirol weiterhin dringend gesucht.“

Johannes Schranz, stv. Landesgeschäftsführer AMS Tirol

Starke Unterschiede können auch bei der Nationalität beobachtet werden. Während die Arbeitslosigkeit bei Menschen mit österreichischer Staatsbürgerschaft nur um +7,7 % gestiegen ist, fiel der Anstieg bei EU-Bürger_innen mit +14,5 % und bei Menschen aus sonstigen Drittstaaten mit +21,0 % überdurchschnittlich stark aus.

Arbeitslosigkeit gestiegen
↑ +2.085 | +11,3 % auf 20.516 Personen

Beschäftigung gestiegen
↑ +9.000 | +2,5 % auf 348.000 unselbständig Beschäftigte Arbeitslosenquote gestiegen
↑ +0,4 %-Punkte auf 5,6 %

Der Tiroler Arbeitsmarkt im April 2024

Wirtschaftliche Eintrübung zunehmend am Arbeitsmarkt spürbar
Arbeitslosenquote: 5,6 %

Der Tiroler Arbeitsmarkt im April 2024

Wirtschaftliche Eintrübung zunehmend am Arbeitsmarkt spürbar
Arbeitslosenquote: 5,6 %

Männer stärker von steigender Arbeitslosigkeit betroffen
Mit Ende April sind 10.375 Frauen und 10.141 Männer in Tirol arbeitslos. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit bei den Frauen um +7,9 % und bei den Männern um +15,0 % gestiegen. Die Arbeitslosenquote der Frauen lag mit 5,9 % über jener der Männer (5,3 %). Im Vorjahresvergleich ist die Arbeitslosenquote bei den Frauen leicht (+0,2 %-Punkte) und bei den Männern um +0,6 %-Punkte etwas stärker gestiegen ist.

Arbeitslosigkeit steigt in allen Branchen
Mit Ausnahme der Land- und Forstwirtschaft ist die Arbeitslosigkeit in allen Branchen höher als im Vorjahr. Überdurchschnittlich stark gestiegen ist sie im Handel (+431 Arbeitslose bzw. +21,9 %), in der Baubranche (+144 bzw. +19,8 %) und im Wirtschaftsabschnitt Verkehr und Lagerei (+276 bzw. +17,7 %). In der Beherbergung und Gastronomie nahm die Arbeitslosigkeit um +518 bzw. +6,3 % zu. Von den aktuell 20.516 arbeitslos vorgemerkten Personen waren 42,3 % zuletzt in der Beherbergung und Gastronomie beschäftigt.

Höherqualifizierung bestes Mittel gegen Arbeitslosigkeit
39,6 % der Ende April vorgemerkten Arbeitslosen haben maximal Pflichtschulabschluss. Diese Menschen waren hauptsächlich in Hilfsberufen tätig und haben weder einen Lehrabschluss noch höhere Schulausbildung. Im Vergleich zum Vorjahr fiel der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei den Menschen mit abgeschlossener Lehrausbildung mit +7,9% am geringsten aus.
Die Arbeitslosenquote von Menschen mit maximal Pflichtschulausbildung lag im März 2024 zuletzt bei 10,8 %. Bei Personen mit abgeschlossener Lehrausbildung liegt dieser Wert mit 3,5 % und bei Akademiker_innen mit 1,6 % deutlich darunter.

Anzahl der offenen Stellen weiter rückläufig
Ende April waren beim AMS Tirol insgesamt 6.951 offene Stellen zur sofortigen Besetzung gemeldet. Im Vorjahresvergleich ist die Anzahl der offenen Stellen um -13,4 % bzw. -1.079 gesunken. Am stärksten rückläufig ist die Anzahl der offenen Stellen im Handel (-423), in der Warenherstellung (-174), in der Baubranche (-170), in der Beherbergung und Gastronomie (-142) und in der Arbeitskräfteüberlassung (-105). Im Gesundheits- und Sozialwesen (+68), in der öffentlichen Verwaltung (+49) und bei den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (+42) konnte ein Anstieg beobachtet werden.

Offene Stellen (sofort verfügbar) im April 2019: 5.616 | 2020: 3.784 | 2021: 4.364 | 2022: 9.607 | 2023: 8.030 | 2024: 6.951

Dynamik am Arbeitsmarkt nimmt wieder zu.
Die Dynamik am Arbeitsmarkt nimmt im Vorjahresvergleich wieder deutlich zu. 12.284 Personen haben sich im Laufe des April beim AMS Tirol arbeitslos vormerken lassen (-11,8 %). Erfolgreich in Arbeit vermittelt wurden im April 4.326 Personen (+12,9 %), wovon 72,0 % kürzer als 3 Monate arbeitslos vorgemerkt waren. Offene Stellen zur sofortigen Besetzung wurden im April um +29,3 % mehr gemeldet als im Vorjahr. Bei den erfolgreichen Stellenbesetzungen kann ebenfalls ein spürbarer Anstieg um +20,8 % beobachtet werden.

Fachkräftemangel am Lehrstellenmarkt besonders stark spürbar
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der sofort verfügbaren offenen Lehrstellen um +11,8 % auf 1.275 gestiegen. Die meisten Lehrlinge werden im Einzelhandel (386), im Baunebengewerbe (233) und in der Beherbergung (185) gesucht. Im Vorjahresvergleich ist die Anzahl der offenen Lehrstellen im Einzelhandel (+46,8 %) und dabei insbesondere im Lebensmittelhandel (+102,3 %) besonders deutlich gestiegen.

Die Zahl der sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden ist um +27,3 % gestiegen. Das sind 368 sofort einsatzbereite Lehrstellensuchende gegenüber 1.275 sofort verfügbaren Lehrstellen.

Offene Lehrstellen (sofort verfügbar) im April 2020: 655 | 2021: 533 | 2022: 1.331 | 2023: 1.140 | 2024: 1.275
Lehrstellensuchende (ohne Einstellzusage, sofort verfügbar) im April 2020: 385 | 2021: 358 | 2022: 303 | 2023: 289 | 2024: 368