Arbeitslosigkeit in Tirol weiter im Steigen

Besonders betroffen sind ältere Frauen. Langzeitbeschäftigungslosigkeit steigt nur bei den Männern.

Mit Stichtag 31.05.2024 waren in Tirol 16.704 Personen arbeitslos vorgemerkt. Im Vergleich zum Vorjahr sind das um +1.014 Menschen mehr (+6,5 %). 40,1 % der arbeitslos vorgemerkten Personen haben maximal einen Pflichtschulabschluss, 71,3 % sind kürzer als 3 Monate arbeitslos und 36,5 % haben eine Einstellzusage von einem Betrieb. Österreichweit liegt der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei +10,1 % und aktuell gibt es in Österreich 272.997 Arbeitslose.

Bei 16.704 Arbeitslosen und geschätzten 346.000 unselbständig Beschäftigten betrug die Arbeitslosenquote im Mai 2024 in Tirol 4,6 %.

Arbeitslose im Mai 2019: 18.574 | 2020: 39.210 | 2021: 22.814 | 2022: 15.579 | 2023: 15.690 | 2024: 16.704

„Die hohe Inflationsrate und die schwache Konjunktur im Handel und in der Warenerzeugung lassen die Arbeitslosigkeit weiter ansteigen. Besonders betroffen sind davon Menschen mit keiner oder niedriger beruflicher Ausbildung.“

Sabine Platzer-Werlberger, Landesgeschäftsführerin AMS Tirol

Ein überdurchschnittlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit konnte nur in den Bezirken Innsbruck (+17,9 %), Reutte (+13,6 %) und Kufstein (+11,9 %) beobachtet werden. Alleine im Bezirk Innsbruck sind aktuell um +988 Menschen mehr arbeitslos als im Vorjahr. In den Bezirken Imst (-4,8 %), Schwaz (-3,7 %), Landeck (-3,0 %) und Lienz (-1,7 %) ist die Arbeitslosigkeit sogar geringer als vor einem Jahr.

Zuwanderung und Pensionsreform lassen Beschäftigung weiter steigen
Mit 341.617 aufrechten Dienstverhältnissen waren Ende April 2024 so viele Menschen wie nie zuvor in Tirol zu dieser Jahreszeit unselbständig beschäftigt. Das sind um +2.168 mehr als im Vorjahr. Bei den Frauen (+1.661) ist die unselbstständige Beschäftigung auch aufgrund der geschlechtsspezifischen Branchensegregation deutlich stärker gestiegen als bei den stärker vom Konjunktureinbruch betroffenen Männern (+507). Das anhaltende Beschäftigungswachstum ist in Tirol zur Gänze auf die Zuwanderung zurückzuführen. Die unselbstständige Aktivbeschäftigung von Menschen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft ist im Vorjahresvergleich um +2.884 gestiegen. Besonders deutlich gestiegen ist die unselbstständige Beschäftigung von älteren Menschen über 55 Jahren (+2.668). Gesunken ist die Beschäftigung hingegen in der Altersgruppe 50 bis 54 Jahre (-1.350) und bei den jüngeren Menschen unter 25 Jahren (-522).

„Erfreulicherweise steigt die Beschäftigung weiter an. Neben einer hohen Personalnachfrage ist die starke Zuwanderung dafür hauptverantwortlich, aber auch das seit Jahresbeginn steigende Pensionsantrittsalter der Frauen trägt dazu bei.“

Sabine Platzer-Werlberger, Landesgeschäftsführerin AMS Tirol

Überdurchschnittlich stark gestiegen ist die unselbstständige Beschäftigung im Vorjahresvergleich beispielsweise in der öffentlichen Verwaltung (+1.023), im Gesundheits- und Sozialwesen (+809), bei den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (+646) und auch in der Baubranche (+228). In der Beherbergung und Gastronomie (-533), in der Arbeitskräfteüberlassung (- 525), im Handel (-424) und in der Warenherstellung (-120) ist die Beschäftigung hingegen gesunken.

unselbstständige Beschäftigung im April 2019: 329.500 | 2020: 306.093 | 2021: 320.472 | 2022: 335.274 | 2023: 339.449 | 2024: 341.617

Der Tiroler Arbeitsmarkt im MAI 2024

Arbeitslosigkeit in Tirol erneut leicht gestiegen
Arbeitslosenquote: 4,6 %

Männer stärker von steigender Arbeitslosigkeit betroffen
Ende April waren in Tirol 8.411 Frauen und 8.293 Männer arbeitslos. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Arbeitslosigkeit bei Frauen um +3,7 % und bei Männern um +9,4 %. Die Arbeitslosenquote der Frauen betrug 4,9 % und lag damit über jener der Männer (4,4 %). Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Arbeitslosenquote bei den Frauen leicht um +0,2 %-Punkte, während sie bei den Männern mit +0,4 %-Punkten etwas stärker anstieg.

Arbeitslosigkeit in fast allen Branchen gestiegen
Die Arbeitslosigkeit ist mit wenigen Ausnahmen in fast allen Branchen höher als im Vorjahr. Überdurchschnittlich stark stieg sie im Handel (+370 bzw. +18,2 %), in der Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen (+161 bzw. +12,3 %), im Bereich Verkehr und Lagerei (+147 bzw. +10,4 %), in der Warenherstellung (+106 bzw. +9,5 %) und in der Baubranche (+77 bzw. +11,5 %). In der Beherbergung und Gastronomie ist die Arbeitslosigkeit um -9 Personen bzw. -0,2 % marginal gesunken. Von den derzeit 16.704 arbeitslos gemeldeten Personen waren 34,8 % zuletzt in der Beherbergung und Gastronomie tätig. 70,8 % von ihnen haben bereits eine Einstellzusage für die kommende Sommersaison.

Arbeitslosigkeit bei älteren Frauen besonders stark gestiegen
Besonders stark gestiegen ist die Arbeitslosigkeit bei den Jugendlichen unter 25 Jahren (+10,9 % bzw. +177). Bei den Älteren über 50 Jahren ist sie hingegen nur um +3,6 % bzw. +186 gestiegen. Besonders ins Gewicht fällt hier aber der Anstieg der arbeitslosen Frauen im Alter von 60 bis 64 Jahren (+133 bzw. +154,7 %). Starke Unterschiede können auch bei der Nationalität beobachtet werden. Während die Arbeitslosigkeit bei Menschen mit österreichischer Staatsbürgerschaft nur um +2,2 % gestiegen ist, fiel der Anstieg bei EU-Bürger_innen mit +13,0 % und bei Menschen aus sonstigen Drittstaaten mit +15,6 % überdurchschnittlich stark aus.

Höherqualifizierung bestes Mittel gegen Arbeitslosigkeit
Ende Mai hatten 40,1 % der vorgemerkten Arbeitslosen maximal einen Pflichtschulabschluss. Diese Personen arbeiteten hauptsächlich in Hilfsberufen und besitzen weder einen Lehrabschluss noch eine höhere Schulbildung. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei Menschen mit abgeschlossener Lehrausbildung mit +2,9 % nur gering ausgefallen. Die Arbeitslosigkeit von formal Geringqualifizierten mit max. Pflichtschulabschluss (+8,1 %) und die Arbeitslosigkeit von Akademiker_innen (+21,1 %) ist hingegen überdurchschnittlich stark gestiegen. Die Arbeitslosenquote von Menschen mit maximal Pflichtschulabschluss betrug zuletzt 14,9 %. Bei Personen mit abgeschlossener Lehrausbildung lag dieser Wert bei 5,6 % und bei Akademiker_innen bei nur 2,0 %.

2.284 Personen nehmen aktuell an Schulungsmaßnahmen des AMS Tirol teil. Das sind im Vorjahresvergleich um +18 Personen oder +0,8 % mehr.
Schulungsteilnehmer_innen im Mai 2019: 2.119 | 2020: 1.850 | 2021: 2.969 | 2022: 2.554 | 2023: 2.266 | 2024: 2.284

Langzeitbeschäftigungslosigkeit von Männern steigt weiter an
Aktuell sind in Tirol 1.745 Personen langzeitbeschäftigungslos. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Langzeitbeschäftigungslosigkeit in Tirol um +8,6 % gestiegen (in Österreich insgesamt um +8,9 %). Von diesem Anstieg sind ausschließlich die Männer (+149) betroffen. Bei den Frauen ist die Langzeitbeschäftigungslosigkeit geringer als vor einem Jahr (-11). Unter diesen arbeitsmarktfernen Personen haben 62,9 % gesundheitliche Vermittlungseinschränkungen oder eine Behinderung, 56,5 % sind älter als 50 Jahre und 51,8 % haben maximal einen Pflichtschulabschluss.

Anzahl der offenen Stellen weiter rückläufig
Ende Mai waren beim AMS Tirol insgesamt 7.986 offene Stellen zur sofortigen Besetzung gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der offenen Stellen um -9,1 % bzw. -804 gesunken. Die stärksten Rückgänge können im Handel (-371), in der Beherbergung- und Gastronomie (-299) und in der Warenherstellung (-182) beobachtet werden. Im Gesundheits- und Sozialwesen (+112), im Erziehungs- und Unterrichtswesen (+40), in der öffentlichen Verwaltung (+19) und bei den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (+14) ist der Bestand an offenen Stellen höher als im Vorjahr.

Offene Stellen (sofort verfügbar) im Mai 2019: 6.337 | 2020: 3.864 | 2021: 6.540 | 2022: 11.592 | 2023: 8.790 | 2024: 7.986