Schwache Konjunktur belastet den Tiroler Arbeitsmarkt
Fast alle Branchen vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen. Langzeitbeschäftigungslosigkeit steigt weiter an.
Fast alle Branchen vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen. Langzeitbeschäftigungslosigkeit steigt weiter an.
Mit Stichtag 31.10.2024 waren in Tirol 19.379 Personen arbeitslos vorgemerkt. Im Vergleich zum Vorjahr sind das um +1.341 Menschen mehr (+7,4 %). Drei von vier arbeitslos vorgemerkten Personen in Tirol (75,3 %) sind seit weniger als 3 Monaten arbeitslos vorgemerkt. 42,7 % haben aktuell eine Einstellzusage von einem Betrieb und 38,8 % waren zuletzt in der Beherbergung und Gastronomie erwerbstätig. Österreichweit liegt der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei +11,0 % und aktuell gibt es in Österreich 293.301 Arbeitslose.
[Arbeitslose im Oktober 2019: 20.409 | 2020: 28.338 | 2021: 17.783 | 2022: 17.608 | 2023: 18.038 | 2024: 19.379]
„Die anhaltend schwache Konjunktur setzt den Tiroler Arbeitsmarkt weiterhin unter Druck. Besonders spürbar sind die Auswirkungen im Handel und in Teilen der Industrie. Positiv stimmt uns hingegen die gute Buchungslage im Tourismus und von der eingedämmten Inflation und den steigenden Reallöhnen sollte im Weihnachtsgeschäft auch der stationäre Handel profitieren.“ – Sabine Platzer-Werlberger, Landesgeschäftsführerin AMS Tirol
Bei 19.379 Arbeitslosen und geschätzten 346.000 unselbständig Beschäftigten betrug die Arbeitslosenquote im Oktober 2024 in Tirol 5,3 %. Damit lag die (geschätzte) Arbeitslosenquote um +0,3 Prozentpunkte über dem Niveau des Vorjahres.
Einzelhandel und Teile der Industrie am stärksten von Konjunkturflaute betroffen
Der Arbeitsmarkt in Tirol zeigt weiterhin eine rückläufige Tendenz bei den offenen Stellen. Ende Oktober waren beim AMS Tirol 6.675 sofort verfügbare offene Stellen gemeldet, was einem Rückgang von -11,1 % oder -837 Stellen im Jahresvergleich entspricht. Besonders vom Stellenrückgang betroffen sind der Handel (-434), die Beherbergung und Gastronomie (-196), die Warenherstellung (-186) und auch die Baubranche (-66). In der Arbeitskräfteüberlassung wurden hingegen wieder deutlich mehr offene Stellen gemeldet (+304).
[Offene Stellen (sofort verfügbar) im Oktober 2019: 5.444 | 2020: 4.338 | 2021: 8.300 | 2022: 8.640 | 2023: 7.512 | 2024: 6.675]
„Menschen ohne Berufsausbildung sind von der aktuellen Arbeitsmarktlage besonders betroffen. Hier müssen wir unsere Qualifizierungsmaßnahmen weiter verstärken. Gut ausgebildete Arbeitskräfte werden in vielen Bereichen auch weiterhin dringend gebraucht.“– Sabine Platzer-Werlberger, Landesgeschäftsführerin AMS Tirol
Ein ähnliches Bild zeigt auch der Vergleich der unselbstständigen Beschäftigung im 3. Quartal 2024. Im Vorjahresvergleich ist die Beschäftigung im Einzelhandel (-753), in der Arbeitskräfteüberlassung (-747), im Baunebengewerbe (-480), im Hochbau (-223) und in einigen Industriezweigen, wie beispielweise in der Herstellung von Glaswaren oder Metallerzeugnissen, spürbar gesunken. Ein deutliches Beschäftigungswachstum konnte hingegen in der öffentlichen Verwaltung (+1.102), im Gesundheitswesen (+1.020), in der Pharmaindustrie (+457) oder im Tiefbau (+434) beobachtet werden.
Arbeitslosigkeit gestiegen
↑ +1.341 | +7,4 % auf 19.379 Personen
Beschäftigung gestiegen
↑ +0,1 % auf 346.000 unselbständig Beschäftigte
Arbeitslosenquote gestiegen
↑ +0,3 %-Punkte auf 5,3 %
Der Tiroler Arbeitsmarkt im Oktober 2024
Schwache Konjunktur belastet weiterhin Tiroler Arbeitsmarkt
Frauen in der Zwischensaison stärker von Arbeitslosigkeit betroffen
Ende Oktober verzeichnete Tirol einen Anstieg der Arbeitslosigkeit bei beiden Geschlechtern. Die Zahl der arbeitslos vorgemerkten Personen erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern um +7,4 %. Insgesamt waren 10.141 Frauen und 9.238 Männer ohne Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote der Frauen liegt mit 5,9 % deutlich über jener der Männer (4,8 %). Bei den Frauen stieg die Arbeitslosenquote mit einem Plus von 0,4 Prozentpunkten etwas stärker als bei den Männern (+0,3 %-Punkte).
Geringqualifizierte stärker von steigender Arbeitslosigkeit betroffen
Ende Oktober hatten 40,6 % der vorgemerkten Arbeitslosen maximal einen Pflichtschulabschluss. Diese Personen arbeiteten hauptsächlich in Hilfsberufen und besitzen weder einen Lehrabschluss noch eine höhere Schulbildung. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei diesen geringqualifizierten Menschen mit +9,5 % überdurchschnittlich stark ausgefallen.
2.535 Personen nehmen aktuell an Schulungsmaßnahmen des AMS Tirol teil. Das sind im Vorjahresvergleich um +269 Personen oder +11,9 % mehr.
[Schulungsteilnehmer_innen im Oktober 2019: 2.261 | 2020: 2.189 | 2021: 2.631 | 2022: 2.219 | 2023: 2.266 | 2024: 2.535]
Arbeitslosigkeit von Drittstaatsangehörigen besonders stark gestiegen
Besonders stark gestiegen ist die Arbeitslosigkeit bei Menschen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft. Der Anstieg fiel bei EU-Bürgerinnen und -Bürgern mit +9,3 % sowie bei Menschen aus sonstigen Drittstaaten mit +15,6 % überdurchschnittlich stark aus. Die Arbeitslosigkeit von Menschen mit österreichischer Staatsbürgerschaft hat im Vorjahresvergleich um +4,7 % zugenommen.
Arbeitslosigkeit in fast allen Branchen gestiegen
Die Arbeitslosigkeit ist im Vergleich zum Vorjahr in fast allen Branchen gestiegen. Besonders stark erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen im Handel (+275 bzw. +12,6 %), in der Warenherstellung (+204 bzw. +17,3 %), im Bereich Verkehr und Lagerei (+152 bzw. +12,2 %) und bei den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (+86 bzw. +26,4 %). In der Beherbergung und Gastronomie ist die Arbeitslosigkeit lediglich um +158 bzw. +2,1 % höher als im Vorjahr und in der Baubranche ist sie sogar gesunken (-15 bzw. -2,0 %).
Langzeitbeschäftigungslosigkeit steigt weiter an
Aktuell sind in Tirol 1.888 Menschen von Langzeitbeschäftigungslosigkeit betroffen, was einem Anstieg von +16,1 % bzw. +262 Personen gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Gruppe der Langzeitbeschäftigungslosen weist spezifische Merkmale auf. Mehr als sechs von zehn (61,9 %) haben gesundheitliche Einschränkungen oder eine Behinderung, die ihre Vermittlungschancen beeinträchtigen. Mehr als die Hälfte (53,7 %) sind älter als 50 Jahre und fast ebenso viele (49,1 %) verfügen maximal über einen Pflichtschulabschluss. Diese Faktoren verdeutlichen die komplexen Herausforderungen bei der Wiedereingliederung dieser Personengruppe in den Arbeitsmarkt.
Beschäftigtendaten September 2024
Ende September 2024 waren in Tirol 357.682 Menschen unselbständig beschäftigt. Das sind um +1.858 bzw. +0,5 % mehr als im Vorjahr. Bei den Frauen (+1.439 bzw. +0,9 %) ist die unselbstständige Beschäftigung insbesondere aufgrund der Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters etwas stärker gestiegen als bei den Männern (+419 bzw. +0,2 %). Die unselbstständige Aktivbeschäftigung von Menschen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft ist im Vorjahresvergleich um +2.706 bzw. +2,9 % besonders deutlich gestiegen. Bei den österreichischen Staatsangehörigen konnte hingegen ein Rückgang um -0,2 % beobachtet werden.
[unselbstständige Beschäftigung im September 2019: 343.600 | 2020: 338.893 | 2021: 346.587 | 2022: 351.803 | 2023: 355.824 | 2024: 357.682]