Das neue Kind im Viertel

Vienna Distribution ist für viele Konsumenten bis dato noch unbekannt, aber sie ist eine der am schnellsten wachsenden Spirituosenfirmen im Bereich auf dem österreichischen Markt: Hier ist die abenteuerliche Reise der Firma Vienna Distribution.

Früher war die Spirituosenindustrie in Österreich „an old men’s game“. Die Branche bestand aus traditionellen Unternehmen, die seit Jahrhunderten existierten und deren Besitzer aufeinanderfolgender Generationen denselben Familien angehörten. Handwerkliche Spirituosen gab es damals selten. Die Situation hat sich drastisch geändert, seit ein neuer Mitspieler durch die Einfuhr der Craft-Spirits den österreichischen Markt aufmischt. „Eigentlich arbeiten wir auf dem Markt schon seit einigen Jahren,“ sagt Maria Kitsati, Geschäftsführerin von Vienna Distribution „im letzten Jahr ist unser Geschäft sogar um 30% gewachsen; Mit anderen Worten: Es boomt!“

An einem kalten und verschneiten Tag im Dezember 2015 reiste Maurice van Vliet, ein niederländischer Geschäftsmann, nach Wien, um den Whisky-Vorrat eines lokalen Geschäfts einzukaufen. „Generell entdecke ich immer gerne neue Dinge und ich mag besonders gern Whisky,” sagt van Vliet, „das Hobby hat mich schon in viele Ecken der Welt gebracht. Diesmal war es besonders interessant, denn diese Wiener Firma stand kurz davor, ihr Geschäft einzustellen. Ich zweifelte keine Sekunde und kaufte deren komplette Whisky-Kollektion mit vielen limitierten und Sondereditionen. Ich war sehr zuversichtlich, dass wir mit dieser Whisky-Kollektion die Diplomaten in Österreich ansprechen und überzeugen könnten, bei uns ihren beliebten Tropfen einzukaufen.”

„Wir fügten ein paar Kategorien zu dem Sortiment hinzu, wie Parfüms und Süßwaren und zweifelten nicht daran, dass es ein Erfolg werden würde, aber es kamen kaum Bestellungen herein. Wenn ich auf diese Zeit zurückblicke, war es sehr stressig, denn wir saßen auf einem riesigen Lagerbestand und haben eine teure Hightech-E-Commerce-Plattform aufgebaut, aber es gab keine Aufträge,“ sagt van Vliet. „Ich bin nicht in Österreich ansässig, deshalb stellt die Kontaktpflege und Kundenakquise eine große Herausforderung für mich dar. Wir haben auch festgestellt, dass es länger gedauert hat als wir dachten, die Diplomaten davon zu überzeugen, unsere Waren einzukaufen. Letztendlich bin ich ein Mensch, der beim Geschäftsaufbau weniger an die Marktforschung glaubt als auf gesunden Menschenverstand vertraut. Ich wusste nicht, wie es weitergeht. Wir hätten das Lager verkaufen und aus Österreich wegziehen können um uns auf das Geschäft in Holland zu konzentrieren, aber das war keine Option für mich. Ich glaube immer daran, was dich nicht umbringt, macht dich nur stärker,” erzählt van Vliet.

„Wochen später erhielten wir Anrufe von einem Gin Produzenten, welcher einen heimischen Vertriebspartner in Österreich suchte, einen Tag später kam eine Rum-Marke auf uns zu. Es klingt, als hätten sie unsere Gebete erhört. War es reiner Zufall? Ich weiß es nicht, aber ich glaube fest daran, dass je härter man arbeitet, desto mehr Früchte werden geerntet. Ohne die Zukunft vorhersehen zu können haben wir wiedermal die Gelegenheit mit beiden Händen ergriffen. So kamen die Geschäfte für uns ins Rollen.” sagte van Vliet.

Maria Kitsati war vom ersten Tag an in das Unternehmen involviert und ist nun die Geschäftsführerin der österreichischen Firma: „Es war eine aufregende Zeit. Wie bei allen anderen Start-ups kann es ein großer Erfolg werden, aber es ist auch mit großen Risiken verbunden. Letztendlich musste ich meine Kinder großziehen, aber noch mehr mag ich die Herausforderungen im Leben. Deshalb habe ich keine Sekunde daran gezweifelt, für die Firma zu arbeiten. Zu dieser Zeit haben wir unseren Businessplan sehr oft geändert und es war schwierig mitzuhalten. Wie bei allen Start-ups ist es das Wichtigste, sich auf Veränderungen einzulassen. Wenn der linke Weg nicht funktioniert, dann versuchen wir es eben mit dem rechten. Das ist der Schlüssel, der uns bis heute so weit gebracht hat, wir passen uns leicht an Veränderungen an.”

Im Laufe der Jahre haben wir viele Kontakte zu Brennereien und Lieferanten aus aller Welt geknüpft, so dass uns viele Akteure der Branche leichter finden können. Am Anfang war die Situation ganz anders, wir mussten um jeden Lieferanten und Produzenten persönlich werben.

„Wir sind die Eigenbrötler, die Provokateure und die Bahnbrecher von heute, wir importieren die Spirituosen nicht mehr nur, wir bauen sie jeden Tag auf und machen sie bekannt. Allerdings kommt es auch vor, dass der Markt für manche Marken noch nicht reif ist. Beispielsweise hatten wir einen Sekt im Sortiment der versprach, das nächste große Ding der jüngeren Generation zu werden, aber er ließ sich letztendlich schwer verkaufen. Wir investierten in diverse Marketingmaßnahmen und ausgefallene Events und änderten unsere Zahlungsbedingungen. Einer unserer letzten Einfälle war es, einen Graffiti-Künstler einzuladen, der alle Flaschen mit einem Kunstwerk personalisiert hat – Das Sortiment war binnen weniger Stunden ausverkauft. Deshalb muss man anders denken und aus bewährten Denkmustern ausbrechen, vor allem in der Corona-Zeit“, so Maria Kitsati.

Van Vliet erzählt weiter: "Im Laufe der Zeit sind wir weltweit für viele beeindruckende Projekte bekannt geworden, eines davon ist Chichibu. Wahrscheinlich hat man noch nie davon gehört, vielleicht aber doch, jedenfalls ist es eine japanische Whisky-Marke, die auf der ganzen Welt für seine unglaublich hohe Qualität bekannt ist. Es war ein Glücksfall, wie wir diese Marke für uns gewinnen konnten. Vor Jahren haben wir mitbekommen, dass in Japan eine neue Brennerei gegründet wurde, wo japanischer Gin produziert wurde. Da viele Dinge aus Japan mit absolut beeindruckend hoher Qualität hergestellt werden (z.B. Whisky, Autos oder Elektronik), nahm ich direkt Kontakt auf. Bald bemerkte ich, dass sie auch Marken wie Chichibu, Karuizawa und Hanyu vertrieben. Mir war schnell klar, dass wir diese Marken brauchten. Karuizawa und Hanyu waren damals bereits geschlossene Brennereien, das heißt sie wurden abgebaut und Jahre zuvor wurden die noch vorhandenen Bestände für viel Geld verkauft. Heutzutage werden die noch auf dem Markt befindlichen Flaschen von vielen Sammlern als Anlagemöglichkeit genutzt. Chichibu war die einzige noch aktive Brennerei. Es ist eine Marke, die Jahr für Jahr Qualitätsauszeichnungen in verschiedenen Whisky-Wettbewerben gewann und in sehr limitierten Mengen produzierte. Ich habe einen Vertrag mit der japanischen Gin-Firma gemacht und konnte Chichibu (und einige der allerletzten Flaschen von Karuizawa und Hanyu) in unser Vertriebsportfolio aufnehmen. Bis heute sind wir der stolze österreichische Importeur für Chichibu.

Kurz nach unserem Vertrag boten sie uns zwei Chichibu-Fässer mit je ein paar hundert Flaschen pro Fass an, die wir unter unserem eigenen Namen abfüllen durften. Keine Ahnung, welche Auswirkungen das später haben würde, nahmen wir das Angebot an und wandten uns an eine befreundete Firma in Holland, um gemeinsam das Etikett zu entwerfen. Wir kamen auf dieses intergalaktische Thema, das auf beiden Entwürfen einen Roboter zeigt. In dem Moment, in dem wir diese Einzelfassabfüllung in den sozialen Medien ankündigten, bekamen wir sofort Anfragen aus der ganzen Welt, wo man sie kaufen könnte. Fremde Menschen schickten uns Geschenke und Pakete, um eine Flasche bei uns erwerben zu dürfen. Wir hatten nur ein paar hundert Flaschen und mussten diese auf mehr als tausend Anfragen aufteilen. Irgendwann mussten wir auch den Kunden nein sagen und viele am Telefon baten uns um eine Ausnahme.

Wir wurden auch von Forbes und vielen anderen internationalen Medienkanälen interviewt. Es wird immer interessanter, da jede Veröffentlichung Teil der intergalaktischen Serie ist. Wir haben 2019 mit Edition 1&2 begonnen, letztes Jahr haben wir Edition 3&4 herausgebracht und für 2021 sind Edition 5&6 in Planung. Je mehr Editionen wir herausbringen, desto mehr Wert besitzt die komplette Serie. Sie ist zu einem Sammlertraum geworden, auch weil die Etiketten von internationalen, weltweit renommierten Grafikern entworfen werden. Wir raten unseren Kunden, eine solche Flasche nur zu besonderen Anlässen zu öffnen.

Als Launch-Event für die Intergalactic haben wir ein Masterclass in Amsterdam und ein weiteres im Grand Hotel in Wien veranstaltet. Die Teilnehmer flogen buchstäblich von LA, Taiwan oder Peking herüber, um dabei sein zu können. Da waren Menschen, die von draußen durch das Fenster hineinschauten um das Event mitzuerleben. Können Sie sich vorstellen, dass die paar hundert Flaschen im Wert von mehr als je 3.500 Euro binnen 5 Sekunden ausverkauft waren? So etwas hatten wir noch nie gesehen!

Für die Edition 5&6 haben wir uns mit einem außergewöhnlich guten Grafiker namens Mr. Kalopsia zusammengetan, der die Whisky-Etiketten entwerfen wird. Er bekam die künstlerische Freiheit die Etiketten nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Was er mit Etikettendesigns anstellt, ist himmlisch. Also hoffen wir, dass diese Ausgaben genauso wunderschön werden wie alle anderen.

Was können wir noch über uns verraten? „Gute Frage, vielleicht ist unser Unternehmen nicht so bekannt, aber die von uns vertretenen Marken um so mehr. Wie wäre es mit der dänischen Marke A.H. Riise, dem kanadischen Crystal Head Vodka, dem aus UK stammenden Whisky Loch Lomond oder dem bekannten Whitley Neill Gin? All diese Marken und viele mehr sind Teil unseres Portfolios," sagt van Vliet. „Derzeit repräsentieren wir stolz 43 Spirituosen Marken. Sie kommen aus zahlreichen Ländern, von Japan bis Schottland und von China bis Australien.“

Einige der größten Spirituosenhersteller der Welt haben über die Vienna Distribution nun auch ihren Weg nach Österreich gefunden – wir sind seit Jahren der offizielle Importeur für Kweichow Moutai, Chinas Nationalspirituose Nummer eins. Wir vertreiben auch Produkte der großen Destillerien von Loch Lomond und Edradour, welche zu den feinsten schottischen Whiskys weltweit gehören. Heutzutage beliefern wir viele Supermärkte, Spirituosengeschäfte, Großhändler und E-Commerce Plattformen in Österreich, die alle nach etwas Speziellem suchen. Das ist das Spannende daran, mit unseren Spirituosen kann man immer eine Geschichte erzählen. Der Kunde möchte sich besonders fühlen und über etwas Besonderes verfügen, was sein Nachbar nicht hat.

„Während die Gastronomie versuchte in der Corona-Zeit zu überleben, halfen wir ihnen mit online Barkeeper-Wettbewerben, bei denen die Teilnehmer Vorräte für ihre Bar gewinnen konnten, damit sie faire Angebote bei der Wiedereröffnung anbieten können. Die Zeit ist leider nicht einfach, für keinen von uns. Darum hoffen wir, dass die neue Normalität schnell einkehrt, aber einige Dinge haben sich wohl für immer verändert. Wir hatten noch nie so viele online-Meetings mit dem gesamten Team wie jetzt, und unsere Kollegen finden es sehr bequem, ein paar Tage von zu Hause aus arbeiten zu können. Bei den von uns regelmäßig organisierten online Masterclasses haben wir immer mehr als 100 Teilnehmer. Das hat sich als sehr effizient herausgestellt und ist bestimmt etwas, das wir weitermachen werden.“ so van Vliet.

Im letzten Jahr haben wir einen deutlichen Anstieg des Eigenverbrauchs von Craft-Spirits festgestellt, der E-Commerce hatte einen großen Zulauf und die Verbraucher sind mehr als bereit, fertige Cocktails, alkoholfreie Spirituosen und hochwertige Whiskys zu kaufen.

Während unserer bisherigen Reise haben wir ein paar Marken verloren, da sie von größeren Unternehmen übernommen wurden, aber solange man mehr gewinnt als verliert, ist doch alles gut. Ob ich selbst viel trinke? Van Vliet lacht: „Mein Büro ist voll mit Proben und Flaschen, aber ich mag auch ab und zu ein gutes Bier. Falls ich etwas zu feiern habe, nippe ich an einem Schluck unseres eigenen Chichibu Intergalactic und schließe für ein paar Sekunden die Augen, das ist purer Genuss!“


Jetzt ist Vienna Distribution Teil der International Salud Holding Group mit Sitz in den Niederlanden, welche weltweit dutzende Geschäfte in der Dutyfree- und Spirituosenbranche betreibt. Die Gruppe hat letztes Jahr auch einen großen Dutyfree-Shop auf Helgoland eröffnet. „Ja, das ist ein Nebengeschäft um zu sehen, wie es sich entwickelt“, sagt van Vliet.

Die Welt ist im Wandel – schneller, als wir uns vorstellen können, und höchstwahrscheinlich bleiben viele Veränderungen für immer. Wir glauben fest an die Macht des Internets und sind überzeugt, dass die Kunden heutzutage etwas anderes probieren wollen, weg von den langweiligen Standardgetränken, die die Getränkelandschaft schon zu lange prägen. Der Markt ist mehr als bereit für Craft-Spirits. Die Konkurrenz ist stark und schwach zugleich, das ist unsere Chance. Hier kommen wir ins Spiel. Deshalb lautet unser Motto "drink less drink better". Natürlich ist es in unserem Interesse, jährlich mehr Flaschen zu vertreiben. Aber wir wollen den Moment der Freude kreieren, wenn man nach einem harten Arbeitstag auf der Terrasse den Sonnenuntergang beobachtet, während man an einem Gin Tonic nippt, bei dem der hochqualitative Gin von einer handwerklichen Brennerei aus Neuseeland oder UK kommt.

Wie sieht die Zukunft aus? Vor allem sind wir hier um zu bleiben, daran besteht kein Zweifel. Zweitens haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, edle und ausgefallene Craft-Spirits mit einer Geschichte auf den österreichischen Markt zu bringen. Wir hoffen das für eine lange Zeit so weiter machen zu können. Wir haben vor kurzem einen taiwanesischen Whisky namens Kavalan abgefüllt und ihn nach dem OX (2021 ist das chinesische Jahr des Büffels) benannt: „Ochsen sind die harten Arbeiter im Hintergrund, intelligent und zuverlässig, aber nie nach Lob fordernd.“ Dieses Zitat passt perfekt zu uns. Es ist genau das, was wir seit jenem kalten und verschneiten Tag im Dezember 2015 tun.

www.viennadistribution.at